Als Karl Schlögel noch Maoist war, Mitglied einer jener exotischen Polit-Sekten, die sich im Ergebnis der 68er-Bewegung in Deutschland bildeten, war er ein Gegner der Sowjetunion. Die Sowjetunion war jene gesellschaftliche Formation, die wesentlich den Faschismus zerschlagen hatte und in den Jahren danach das Zentrum internationaler Friedenspolitik wurde.
„KPD-Aufbauorganisation“
Schlögels maoistische „KPD-Aufbauorganisation“ versuchte sich Namen und Geschichte der illegalen KDP anzueignen, die dieser Aneignung feindlich gegenüberstand und nach deren Einschätzung die Schlögelei einer Idee des Verfassungsschutz entsprang. Tatsächlich bemühte sich der Verfassungsschutz eifrig darum, der echten KDP jeden Knüppel, den er finden konnte, zwischen die Beine zu werfen. Zu den billigen Knüppeln gehörte auch die „KPD-Aufbauorganisation“.
Fake-KPD gegen Koexistenz
Die Fake-KPD erfüllte eine staatliche Aufgabe: In der westdeutschen Friedensbewegung wuchs der Wunsch nach einer friedlichen Koexistenz mit Russland. Die Bewegung galt als „links“ positioniert, und wer sie beeinflussen oder spalten wollte, mußte als „links“ auftreten. Für den Verfassungsschutz war klar, dass er nur in einem linken Kostüm erfolgreich auftreten konnte. Da kam ihm die KPD-AO-Gruppe gerade recht: Sie nannte sich „Anti-Imperialistisch“. Die tatsächlich imperialistischen USA waren aber nicht der Hauptfeind der Gruppierung. Sie erklärte einfach die Sowjetunion als „sozial-imperialistisch“ und hatte einen Feind gefunden, der wunderbar in das ideologische Schema des Weststaates und seines Geheimdienstes passte.
Alten Agenten gesucht und gefunden
Jahrzehnte später gibt es in Deutschland erneut eine wesentliche politische Strömung, die aus Sorge vor einem Krieg, Frieden mit dem Nachfolgestaat der Sowjetunion, mit Russland, haben möchte. Diese Bewegung, deren Wurzeln im Widerstand gegen das Corona-Regime wuchsen, wurde und wird gern als „rechts“ diffamiert. Flugs wird sie vom Verfassungsschutz „beobachtet“ und bedrängt. Da das Amt für Verfassungsschutz einen großen Aktenkeller und ein tiefes Gedächtnis hat, konnte dort nach alten Agenten gesucht werden, die man belobigen und als Joker einsetzen wollte.
Bingo: Karl Schlögel!
Im Suchprofil des Verfassungsschutzes für den diesjährigen Preisträger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wurde eine „irgendwie linke“ Person gewünscht, die mit einer möglichst intellektuellen Fassade Kenntnisse vorspielt und ein Feind Russlands ist. Bingo: Karl Schlögel wurde gefunden! Immerhin war er 1982 Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der Lomonossow-Universität Moskau. Mit der Finanzierung durch das Auswärtige Amt und die EU ist die Orientierung der Stipendiaten gesichert. Da blieb nicht aus, dass der Russenfeind auch 2024 mit dem Gerda-Henkel-Persil-Preis ausgezeichnet wurde. Dass man bei ihm keine Kritik an der NATO findet, am aggressiven Auslöser des Ukraine-Krieges, ist selbstverständlich.
Keine Meldung an die Front bekannt
Statt dessen findet man bei Schlögel tapfere Sätze wie „Von der Ukraine lernen, heißt furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen“. Bisher ist von Schlögel noch keine Meldung an die Front bekannt. Aber seine Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist eindeutig seine Meldung an die Medienfront. Als ehemaliges Mitglied einer studentischen „Roten Zelle“ müsste er wissen, dass die Besitzer der Medien, die ihn jetzt so heftig loben, ein materielles Interesse an einem Krieg gegen Russland haben. Aber als bewährter Freund des Verfassungsschutzes begreift er den Preis als Auszeichnung für seine langjährige Arbeit als Einfluss-Agent. Glückwunsch, es trifft den Richtigen.