Rudi Pawelka kennt sich aus in der Welt: »Es hat schon viele Überfälle auf Staaten gegeben« sagt er und stellt damit den Überfall der Hitler-Deutschen auf Polen in eine Reihe mit vielen anderen Überfällen. Denn Rudi Pawelkas Verein, die »Preußische Treuhand«, klagt gerade beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, um den Polen, bei der Vertreibung von Deutschen nach Kriegsende, die Verletzung von Menschrechten nachzuweisen. Und wenn Polen deswegen verurteilt wird, dann wollen Pawelka und die Seinen alles deutsche Eigentum zurück haben, was sich auf den ehemals deutschen Gebieten in heutigen Polen befand.
Der ehemalige Polizist und jetzige Stadtrat der CDU in Leverkusen wird gerne als Scharlatan am rechten Rand der Vertriebenen bezeichnet, aber der Rand ist dem Zentrum näher als mancher glaubt. Nicht nur, dass der Stellvertreter der Vertriebenenchefin Steinbach auch Funktionsträger in seinem Verein ist, auch die Haltung der Bundesregierung und des deutschen Parlaments ist seltsam zweideutig: Einerseits wird die »Preußische Treuhand« offiziell als »irrelevant" bezeichnet, andererseits gibt es weder eine Erklärung noch eine vertragliche Regelung zu diesem Komplex. Weil, so Frau Merkel, dies »die Dinge komplizierter machen« würde.
Ganz unkompliziert geht Pawelka mit der Verantwortung der Deutschen um: Die sei letztlich die »Pflege von Schuldgefühlen auf dem Rücken deutscher Opfer«. Ungern lässt sich der Mann daran erinnern, dass Schlesien, Pommern und Ostpreußen Hochburgen der Nazis waren, in denen sie bei den letzten freien Wahlen über 50 Prozent der Stimmen bekamen. Auch vom »Lastenausgleich«, jener Geldzahlung, die den Vertriebenen in der alten Bundesrepublik gezahlt wurde, will er nichts wissen. Alles zuwenig sei das gewesen, auch habe das betreffende Gesetz ausdrücklich erklärt, dass es sich nicht um eine Entschädigung handele.
So ist es nur folgerichtig, dass Rudi Pawelka eine Entschuldigung von den Polen erwartet: »Wir wollen die Heilung des Vertreibungsverbrechens« erzählt er und liegt damit, trotz der Distanzierungsversuche auf der Steinbach-Linie, deren Projekt eines "Zentrums zur Vertreibung« von Frau Merkel wärmstens unterstützt wird. Den Pawelkas ist es kaum beizubringen, dass Millionen tote Polen im Ergebnis deutschen Wütens keine »Heilung« möglich machen, dass die Zerstörung polnischer Betriebe, Wohnhäuser und Infrastruktur durch die deutschen Besatzungstruppen, würde man sie denn aufrechnen wollen, ein Vielfaches von dem ausmachen würde was der Berufsvertriebene einfordert. Pawelka weiß immerhin, dass wir »den Krieg verloren haben«. Er weiß offenkundig nicht, dass wir ihn begonnen haben.