Jüngst machte sich der Plakatkünstler und ehemalige Präsident der Akademie der Künste Klaus Staeck in der FRANKFURTER RUNDSCHAU Sorgen um die deutschen Medien. Nicht, weil deren politische Haltung zunehmend gleichförmiger geworden ist. Auch nicht, weil sie sich mehrheitlich auf die Seite der immer irgendwo Krieg führenden USA stellen. Nein. Geradezu Empörung löst beim ihm aus, dass "die Redakteure nunmehr täglich die ganze Skala der Diffamierung per E-Mail und in den angeblich sozialen Medien um die Ohren gehauen (bekommen)". Klaus Staeck hatte mal, irgendwann in den 70ern, Mut und Witz bewiesen. Mit seinem ironischen Plakat "Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen", erreichte er einen Höhepunkt, einen Gipfel der Opposition, der dem SPD-Mitglied dann aber genügte, als seine Partei selbst an den Fleischtöpfen saß.

Als die Sozialdemokratie mit der Agenda 2010 ihre Kernwählerschaft verließ, als sie Millionen von Menschen dem Hartz-Vier-Elend überließ, war von Staeck kein Plakat zu finden. Auch zum Afghanistankrieg mochte der brave SPD-Parteisoldat Staeck lieber kein Wort verlieren: In den neun Jahren seiner Amtszeit als Präsident der Akademie der Künste (von 2006 - 2015), gab es in der Akademie, die immerhin der "kulturellen nationalen Entwicklung" verpflichtet ist, keinen Ton zur Unkultur dieses völkerrechtswidrigen Krieges. Das machte die Akademie der Künste mit dem Mainstream der Medien verwechselbar. Vielleicht deshalb stellt Staeck erschrocken fest: "Es ist unter unseren Augen eine Gegenöffentlichkeit zu den traditionellen Massenmedien entstanden."

Nach dem einfältigen Muster, das eine vorgebliche Studie der Otto-Brenner-Stiftung zu "Querfront – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks" vorgelegt hatte, repetiert nun auch Staeck die bekannten Vorwürfe ohne jeden Beweis. Es sei eine "Gegenöffentlichkeit entstanden, die durch ihre Vernetzung mit dem deutschnationalen, EU- und US-feindlichen Milieu, mit den Pro-Putin-Propagandisten und den wirresten Verschwörungsfanatikern eine „Querfront“ bildet." Wenn nun einer gegen die EU-Politik der Griechenland-Verarmung ist, oder gar gegen den Irak-Krieg der USA, der ist dann, nach Staeck, ein Feind und Verschwörungstheoretiker. Dass es eine Profit-Verschwörung der Banken sein könnte, wenn man die griechische Bevölkerung in den Hunger treibt, dass sich die USA offenkundig ihren imperialen Kriegen verschworen haben, das kommt dem Plakatierer von dummen Feindbildern nicht in den Sinn. Da reiht er sich lieber in eine Anti-Internet-Kampagne ein, die einer blinden Heiligsprechung etablierter Medien gleichkommt.

Dass der langjährige Präsident der Akademie der Künste nichts begreift, wenn andere von der "Gleichschaltung" der Medien reden, versteht sich. Saß er doch mal einer Akademie-Veranstaltung zum "Ende der Globalisierung? Wege aus der Krise" vor, an der nur Redner der gleichen SPD teilnahmen und Kritiker aus der Linkspartei oder von "attac" von Beginn an ausgeschaltet wurden. Auf dieser Schalt-Fläche bewegt sich nun auch Staecks Vorwurf gegen die erfolgreiche Internet-Plattform NACHDENKSEITEN in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Die verrührt er mal eben mit dem reaktionären Jürgen Elsässer zu einer "Querfront", um seinem einstigen politischen Gefährten Albrecht Müller (Herausgeber der Nachdenkseiten) einen braunen Fleck auf die Weste zu kleben.

Zunehmend beziehen Leser und Zuschauer ihre Informationen aus alternativen Medien, weil sie den vorherrschenden nicht mehr trauen. Wenn Staeck sich der Mühe unterziehen würde, auch nur die Zuschauer-Kommentarspalten der ARD-Tagesschau zu lesen, könnte er wissen, dass diesem Medium ziemlich regelmäßig und tragfähig von seinen Konsumenten Desinformation vorgeworfen wird. Statt ins Nachdenken über die eigene, selbstzufriedene Position zu geraten, wirft er den "Nachdenkseiten" – stellvertretend für die vielen linken Sites im Netz – vor, sie hätten "zum Kampf gegen die Herrschenden und gegen die Medien aufgerufen – ein Weg in die politische Resignation." Nur wer zu lange bequem auf dem Schoß der Herrschenden gesessen hat, dem ist es nicht peinlich, den Mut zur fundamentalen Opposition als Weg zur Resignation zu diffamieren.

Kommentare (19)

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Tja, dieser Klaus Staeck merkt nun wirklich überhaupt gar nichts mehr. Nicht mal, dass er überhaupt gar nichts mehr merkt. Auf die mutmaßlichen Karriere-Hintergründe dieses Phänomens wird hier hinreichend hingewiesen. Und nein: NOCH genauer will...

Tja, dieser Klaus Staeck merkt nun wirklich überhaupt gar nichts mehr. Nicht mal, dass er überhaupt gar nichts mehr merkt. Auf die mutmaßlichen Karriere-Hintergründe dieses Phänomens wird hier hinreichend hingewiesen. Und nein: NOCH genauer will ich´s gar nicht wissen. Der Herr wird schon seine Gründe haben für diesen Versuch, seine Karriere als willfähriger Mainstream-Plagiator abzurunden.
Es hört nur kaum noch jemand auf diesen Auch-Morgen-Noch-Gestrigen, und das, immerhin, ist tröstlich.

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Paul Paulousek
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Wer zu lange in der SPD war, kommt aus dem Sumpf nicht mehr raus. Nur Münchhausen hat es geschafft sich am eigene Zopf raus zu ziehen. Aber von dem Baron hat der Klaus Staeck leider nicht diesen Trick gelernt, sondern nur das Lügen ! !

Aleksander von Korty
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Wieder ein guter Text!
Danke und herzliche Grüße

Franz Witsch
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Rinder- oder Schweine-STEAK ... oder Jongleur-STAECK?

Hans Rebell-Ion
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Jetzt bin ich auch noch enttäuscht von Staeck,
den ich vor Jahren ebenfalls schätzte.
Nun geht auch er den Bequemlichkeitsweg,
missachtet den wackligen Brückensteg,
umarmt von jenen, gegen die er einst ätzte.

Lutz Jahoda
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Wirklich ? DER Staeck, dessen Plakate auch in meinen Jugend(WG-)Zimmern herumhingen und die so gern die bürgerliche Doppelmoral und politische Doppelstandards treffsicher aufs Korn genommen haben? Der macht uns jetzt auch das doppelte Kläuschen,...

Wirklich ? DER Staeck, dessen Plakate auch in meinen Jugend(WG-)Zimmern herumhingen und die so gern die bürgerliche Doppelmoral und politische Doppelstandards treffsicher aufs Korn genommen haben? Der macht uns jetzt auch das doppelte Kläuschen, wähnt sich gar alternativlos in der besten aller Welten angekommen ? Sicher, der Ruf vieler sogenannter "Aufgewachter" die sogenannten deutschen Schlafschafe mögen sich erheben, ist erhört worden - dass dabei auch blind-bedingte Reflexe von links wie rechts zu Tage treten ,die sich geifernd gegen alles zur Wehr setzen was engmaschig gestrickter Seins- und Nabelschau zuwider läuft und jeder Sau nachgerannt wird, die mal wieder durchs deutsche durchs Dorf getrieben wurde (ob PISA, Hartzi, Putin oder Migrant): Geschenkt.
Dass es Bestrebungen gibt Kultur-Ikonen vom Schlage eines Kennedy, Ghandhi oder Einstein und solche, die es werden könnten in Wort, Bild und Ton zu diskreditieren (die 68er sind ja neuerdings auch an allem schuld) - muss man mit zurechtkommen und nach bestem Wissen und Gewissen gegenhalten. Ebenso wie betreffs des Rückbaus menschlich-sozialer Errungenschaften für die in der zu erschaffenden "Schönen Neue Welt" (der Gefräßigkeit)anscheinend kein Platz mehr ist.

Aber die Nachdenkseiten? Da rumort es doch schon länger, nicht? Ich persönlich war da nicht oft - fand die dort veröffentlichte Kritik an System und Systemlingen zwar wohl fundiert aber für meinen Geschmack zu sehr an den vorherrschenden Tischsitten deutscher Intelligenzija orientiert.

Es gibt wahrlich radikalere Blogs und Internet-Plattformen. Also muss es wohl am Renommé eines Albrecht Müller liegen, wobei mir dazu dann auch gleich Andreas von Bülow einfällt, der mit seiner Aufarbeitung zu 9/11 schon direkt 2003 von der Maischberger abgebügelt wurde um als "unseriöser Spinner" gar nicht erst gewichtige Fragen aufkommen zu lassen. Darum geht´s dann wohl...nämlich bereits anerkannte "Kulturträger" (-Ikonen) die vielleicht mal sogar selbst in der Höhle des Löwen tätig waren garnicht erst erfolgreich zu Wort kommen zu lassen. 
Ehrlich, ich frage mich heuer oft wie es sich im Europa zwischen 1933-39 so angefühlt haben muss.
Ich befürchte ganz ähnlich wie heute (lässt man mal den multi-medialen Tand vom Grabbeltisch der Weltmärkte mal beiseite)...
Wir sind längst wieder drin im blinden Doppel-Gemoppel: Doppelmoral, Doppelstandards, Doppelzüngigkeit. 
Mann, muss das Establishment Angst um seine geistigen wie materiellen Freßtröge haben, die so vehement hinter der Maske der Arroganz, Ignoranz (und mit zunehmender Inkompetenz) verborgen wird, oder ?

Ja : "Angst essen Seele auf" 


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Gideon Rugai
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Täglich schwinden die Illusionen -
jetzt also auch noch ausgerechnet KLAUS STAECK,
von dem ich mal sooo begeistert war und bis heute
noch ein gelungenes Buch + eine Anzahl aufmüpfiger
Texte auf Post-Karten besitze (Motto: empört Euch!).
Es hilft...

Täglich schwinden die Illusionen -
jetzt also auch noch ausgerechnet KLAUS STAECK,
von dem ich mal sooo begeistert war und bis heute
noch ein gelungenes Buch + eine Anzahl aufmüpfiger
Texte auf Post-Karten besitze (Motto: empört Euch!).
Es hilft aber nix - auch wenns schmerzt,
man muß den Tatsachen ins Auge blicken.

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Brigitte Klara Mensah-Attoh
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Antimilitaristische Kunst STAECKt heute nicht mehr im Vorgarten des ehem. Prasidenten der Akademie der Künste (so´n Amt korrumpiert einfach den biedersten Sozi), sondern siehe etwa:...

Antimilitaristische Kunst STAECKt heute nicht mehr im Vorgarten des ehem. Prasidenten der Akademie der Künste (so´n Amt korrumpiert einfach den biedersten Sozi), sondern siehe etwa: http://www.bremerfriedensforum.de/454/aktuelles/ausstellungseroeffnung-rueste-wueste/?keyword=bauer%20r%C3%BCste-w%C3%BCste

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Paulo H. Bruder
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Mit dem Antritt einer fetten Pfründe als Präsident der Akademie mußte jedem klar sein ,daß solche Pfründen nicht umsonst vergeben werden.

Manfred Caesar
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"sie hätten zum Kampf gegen die Herrschenden und gegen die Medien aufgerufen - ein Weg in die politische Resignation."

Als ich diesen Satz in dem im übrigen in jeder Beziehung grottenschlechten FR-Artikel Staecks gelesen hatte, musste ich laut...

"sie hätten zum Kampf gegen die Herrschenden und gegen die Medien aufgerufen - ein Weg in die politische Resignation."

Als ich diesen Satz in dem im übrigen in jeder Beziehung grottenschlechten FR-Artikel Staecks gelesen hatte, musste ich laut lachen. Das vormalige linke Aushängeschild Klaus Staeck kriegt seit mindestens 16 Jahren den Mund nicht mehr auf und unterstellt den Nachdenkseiten Resignation. Hat man je eine krassere Projektion gelesen? Man möchte sich wirklich schämen, den Staeck einst gut gefunden und die FR gelesen zu haben.

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La Gioconda
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