Fuffzehn Mann auf des toten Manns Kiste,
Ho ho ho und `ne Buddel mit Rum!
Fuffzehn Mann schrieb der Teufel auf die Liste,
Schnaps und Teufel brachten alle um!
Schatzinsel, Robert Louis Stevenson
Der Innenexperte der CDU-CSU-Fraktion im Bundestag weiß, wie weit ein deutsches Innen reichen kann: Bis ans Horn von Afrika und, wenn nötig, auch darüber hinaus: "Bei Piraten kann es nur eine richtige Antwort geben: Die Schiffe der Seeräuber müssen auf See unverzüglich versenkt werden!", sagte Hans-Peter Uhl jüngst im Zusammenhang mit der Piraterie vor Somalia. Der gelernte Jurist und Haudrauf aus Überzeugung soll schon in seiner schlagenden Verbindung (Rhenania München) den "Schläger" trefflich geführt und nach dem "Salamander" überzeugend gekotzt haben. Das waren die Jahre in München, in denen ihm die Droge Bier den Horizont erweitert und den Blick geschärft hat: Deutschland ist eigentlich überall und mit weiterer Zaghaftigkeit "macht sich der deutsche Staat nur lächerlich".
In der anspruchvollen Zeitung "Epoche", in der Geistesriesen wie Otto v. Habsburg oder Edmund Stoiber ihr Wesen treiben, fiel dem Uhl einst ein: "Wohl aber dürfen Verbrechen, die an Deutschen begangen wurden, mit dem NS-Unrecht aufgewogen werden." Ein tiefer Gedanken, der auf die Vertreibung der Deutschen aus diversen Ostgebieten zielt. Und auch ein schönes Bild: Links eine Waagschale, auf der sich die Leichen toter Juden, Russen und Amerikaner türmen, rechts die entseelten deutschen Körper aus der Zeit der Vertreibung. Und wenn sich die Schalen nun nicht sonderlich neigen, dann sind wir quitt mit den Juden oder den Russen. Falls die Waage klemmen sollte, hätten wir ja immer noch den Uhl, der seiner Aufgabe als Zünglein sicher gerecht würde.
Dass dem Bundestagsabgeordneten eine flotte Zunge zu eigen ist, stellte er unter Beweis, als er Kritik am neuen BKA-Gesetz als "linkes Gerülpse" bezeichnete. Wer dem Manne nun rechtes Gefurze unterstellen wollte, geht natürlich fehl. Uhl kommt nur seiner Bürgerpflicht im Antiterrorkampf nach. So auch, als der die Altersgrenze zur Speicherung personenbezogener Daten von derzeit 16 Jahren auf zwölf Jahre senken wollte. Damit solle eine "bessere Überwachung von terrorverdächtigen Minderjährigen" erreicht werden. Als Uhl noch Leiter der Münchner Ordnungsbehörde war, hat er eigenhändig für die Ausweisung des Straftäters "Mehmet" gesorgt. Der jedenfalls konnte uns schon nicht mehr terrorisieren.
Auch andere Altersgrenzen treiben den Allerweltsexperten um. Als ihn, im Umfeld der Amokläufe, der Vorschlag erreichte, die Altersgrenze für die Waffenausbildung von Sportschützen von derzeit 14 Jahre auf 21 Jahre hinaufzusetzen, lehnte der aufrechte Sicherheitsfachmann empört ab: "Das wäre völlig falsch, auf 21 Jahre heraufsetzen". Sogar zählen kann der Mann, zum Beispiel so: "Wir haben ja im Fall Winnenden gesehen, dass alle Waffen wohl korrekt aufbewahrt waren bis auf eine einzige, die vierzehnte. Daran sieht man, es geht immer nur um eine einzige Waffe." Und, so sollte man hinzufügen, Amok ist kein Terror, da gelten ganz andere Gesetze.
Wenn man bedenkt, wie vielen Themenfeldern der Bundestagsabgeordnete Uhl seine Arbeitskraft widmen muss, dann kann man erstaunt sein, dass er auch noch in der Münchner Anwaltskanzlei Wagensonner, Luhmann, Breitfeld, Helm etc., mitarbeitet. Doch erklärt sich dieser Nebenjob (die Kanzlei hilft gerne der Immobilienwirtschaft) aus der schwierigen sozialen Lage der Bundestagsabgeordneten. Mit nur 7.000 Euro monatlich, neben der Kostenpauschale, sind in diesen Zeiten keine großen Sprünge zu machen. Auch deshalb hat Uhl auf den letztjährigen Verzicht auf Diätenerhöhung scharf und unmissverständlich mit einem kernigen deutschen Wort reagiert: "Unerträglich!"
Unerträglich ist dem Rechtsanwalt Uhl auch der "aggressive Antizionismus der Linkspartei". Diesen Antizionismus, der natürlich von "antisemitischen Klischees kaum zu unterscheiden" ist, belegte er jüngst mit dem Vorwurf an den LINKEN-Abgeordneten Gehrcke, der habe Israelis mit den Nazis verglichen. Nun redete sich Gehrcke damit heraus, er habe das nie gesagt und auch das Wortprotokoll gab keinen Beleg für eine solche Äußerung her. Aber das kennt man ja: Die Kommunisten haben damals auch bestritten, den Reichstag abgefackelt zu haben. Gebrannt hat der trotzdem. Auch deshalb will Uhl den Einsatz der Bundeswehr im Inneren als Amtshilfe sehen: "Wir wollen sie (die Amtshilfe) um den Einsatz militärischer Kampfmittel ergänzen".
So wird der tapfere Uhl, gemeinsam mit der Bundeswehr, erst die Feinde im Inneren erledigen und dann die im Äußeren. Nun gibt es Weicheier, die darauf hinweisen, dass die Piraterie ihre Ursachen an Land hat. Wir dürfen sicher sein, dass Uhl, sobald er davon erfährt, auch Somalia versenken lassen wird. Denn nie hat ein deutscher Mann strammer an der Pissrinne seiner Stammkneipe gestanden als der Abgeordnete Hans-Peter Uhl. Und wenn er denn in Somalia aufgeräumt hat, sollten die Deutschen ihm ihre Herzen und Barschränke öffnen, damit Uhl von dort aus die Kaper-Saison mit einem kräftigen Trinkspruch eröffnen kann: "Wer jetzt meint, die bewährten Instrumente der Sozialen Marktwirtschaft über Bord werfen zu können, der wird das Ziel eben nicht erreichen." Prost.