Der Chefredakteur der „Tagesschau“, Doktor Gniffke, hatte auf der jüngsten Redaktionskonferenz Mühe, sein Temperament zu zügeln. Als ihm jemand vorhielt, dass die Wahlen in Russland nachweislich ohne jegliche Fälschung von Putin gewonnen waren, brach es aus ihm heraus: „Da gibt es doch dieses VKontakte – das Facebook auf Russisch (В Контакте), die werden doch ganz sicher die Putin-Wahl gefälscht haben.“ - „Aber, aber Herr Doktor“, hielt ihm ein Volontär vor, der anders als der Chefredakteur nicht nur vom Internet gehört, sondern es sogar schon mal benutzt hatte, „das mit den gefälschten Wahlen und Facebook war doch Donald Trump!“ - „Egal, egal, wozu haben wir eigentlich unsere Faktenfinder in der Redaktion? Die sollen sich mal an das Thema machen. Ich will, dass endlich die Fakten zu unseren Nachrichten passen! Ist das klar? „ - Und so machten sich denn die Faktenfinder auf die Suche nach passenden Fakten. Und wenn sie nichts gefunden haben, dann suchen sie noch heute. Und, so sagen die Weisen vom Hamburger Hugh-Greene-Weg 1, in der Zwischenzeit wird dem Chefredakteur die Nase so lang wachsen, dass selbst die Windeln der nachfolgenden Generationen dort aufgehängt werden können.


Programmbeschwerde
Verzerrendes über die Wahl in Russland

http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-5873.html

Sehr geehrte Rundfunkräte,

eine distanzierte und sachliche Berichterstattung über die Präsidentenwahl in Russland ging bei ARD-aktuell im Vorfeld nicht und sollte wohl ums Verrecken auch nicht bei der Übermittlung des Ergebnisses gehen. Sätze wie die in der TT-Sendung zeigen, dass es der Redaktion wesentlich ums Runtermachen des Wahlsiegers und antirussische Stimmungsmache zu tun war:

„...doch eine andere Zahl sollte ebenso wichtig sein, nämlich, wieviele Russen überhaupt zur Wahl gegangen sind. Auch da wollte er 70 Prozent erreichen. Denn für Putin zählt nicht nur der Sieg, sondern auch, wie groß sein Rückhalt im Volk noch ist.“
Nun, die Wahlbeteiligung war bei 65 Prozent immer „noch" bedeutend höher als die bei den Präsidentenwahlen in den USA. Und Putins Rückhalt im Volk ist „noch“ größer als bei der letzten Wahl (ein Plus von zehn Prozent!) und vergleichsweise allemal doppelt so groß wie der unserer Kanzlerin Merkel. Ob das wohl an seiner Politik liegt? Aber für ARD-aktuell war die Wahl in Russland eben vorrangig ein Anlass, wieder einmal das Zerrbild vom autoritär regierten Russland an die Schädelinnenwände der Zuschauer zu werfen.
Weshalb auch über den ganzen Wahltag hin immer wieder darauf verwiesen wurde, dass Nawalny der „aussichtsreichste“ Gegenkandidat gewesen, problematischerweise aber nicht mal zur Wahl zugelassen war. Dafür gab es nach russischem Recht zwar Gründe (N. ist wegen Betrugs vorbestraft) und nach ethischen Grundsätzen ebenfalls (Navalny äußert widerwärtige faschistische und rassistische Sprüche), aber das hindert eine formidable öffentlich-rechtliche Nachrichtenredaktion wie ARD-aktuell ja nicht, einen solchen üblen Widerling in ihr Herzilein zu schließen und keine Gelegenheit auszulassen, ihm medial Gutes zu tun. Die ARD-aktuell-Behauptung „aussichtsreich“ erwies sich im Wahlergebnis ebenfalls als propagandistische Zwecklüge: Nawalny hatte für einen Wahlboykott getrommelt, aber auch die Wahlbeteiligung war im Vergleich zur letzten Wahl gestiegen.
Der selbstverliehene Status der Unfehlbarkeit hinderte ARD-aktuell zudem nicht daran, neben der Unsachlichkeit und Feindseligkeit gegenüber dem Wahlgewinner auch die Quoten seiner tatsächlich wichtigsten, also „aussichtsreichen“ Konkurrenten zu nennen, wie es sich für eine ordentliche und sachliche Wahlberichterstattung gehört hätte. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben diese Sonntags-Aufgabe souverän wie folgt gelöst:
Russlands Präsident Wladimir Putin ist laut ersten Ergebnissen mit 75 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden. Das teilte die russische Wahlkommission am Sonntag mit, nachdem die Hälfte der Stimmen ausgezählt war. Der Kandidat der Kommunistischen Partei, Pawel Grudinin, landete demnach mit gut 13 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt vom Ultranationalisten Wladimir Schirinowski mit 6,3 Prozent und der Journalistin Xenia Sobtschak mit 1,4 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag der Nachrichtenagentur Tass zufolge bei knapp 64 Prozent. Quelle: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/03/18/russland-prognose-ueber-70-prozent-fuer-praesident-putin/
Aber die DWN sind, wenn man dem ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Gniffke folgt und wie er Ihnen gegenüber behauptete, ja „keine seriöse Quelle“. Dass er wegen dieser Unverfrorenheit bei der DWN-Chefredaktion schriftlich um Entschuldigung bitten musste und einen Kotau machte, diese Peinlichkeit hat er Ihnen anscheinend nicht offenbart. Zu Weiterungen in seiner Redaktionsleitung hat sie ja auch nicht geführt.
Dass die Kommunistische Partei Russlands ein immerhin noch zweistelliges Ergebnis einfuhr und ohnehin auch im Parlament zweitstärkste Kraft noch vor den Ultranationalisten ist, das ist eine weitere wesentliche Information, die ordnungsgemäß zu übermitteln die ARD-aktuell nicht fertig brachte.

Gniffkes Qualitätsjournalisten sehen ihre Aufgabe erkennbar nur darin, den Staatspräsidenten Putin negativ abzumalen und antirussische Stimmung zu machen. Obwohl, wie auch aktuelle Umfragen zeigen, das nicht den Wünschen und Interessen der deutschen Bevölkerung entspricht, sondern allenfalls dem Merkel-Regime in Berlin. Quelle: https://www.merkur.de/politik/umfrage-zufolge-wuenscht-sich-mehrheit-deutschen-annaeherung-an-russland-zr-9703489.html
Auch die vernünftige Stimme der Opposition wird in diesem Kontext glatt überhört. Dabei ist Wolfgang Kubicki nicht mal „linker“ Oppositioneller, sondern FDP-Politiker, der seine Stimme nicht irgendwo erhob, sondern am Wahltag im Deutschlandfunk: Er verlangte ein Ende der Russland-Sanktionen und schrieb Kanzlerin Merkel und Außenminister Maas wegen ihrer lakaienhaften Unterstützung Londons in der Salisbury-Affäre Sprüche ins Stammbuch, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/interview-der-woche-kubicki-bundesregierung-soll-auf.1939.de.html?drn:news_id=862602

Was journalistische Sauberkeit und Seriosität anbelangt, steht einem Dr. Gniffke längst kein Urteil mehr zu. Sie, die zuständigen NDR-Rundfunkräte, haben sich diesbezüglich allerdings ebenfalls noch nicht mit Ruhm bekleckert. Es ist zwar anzunehmen, dass Sie daran weiterhin nichts ändern, auch diesmal nicht. Aber die Chance dazu sollen Sie immerhin haben.


Mit freundlichen Grüßen

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer

Kommentare (7)

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..." Und, so sagen die Weisen vom Hamburger Hugh-Greene-Weg 1, in der Zwischenzeit wird dem Chefredakteur die Nase so lang wachsen, dass selbst die Windeln der nachfolgenden Generationen dort aufgehängt werden können."

Bei allem Ärger - Sie haben...

..." Und, so sagen die Weisen vom Hamburger Hugh-Greene-Weg 1, in der Zwischenzeit wird dem Chefredakteur die Nase so lang wachsen, dass selbst die Windeln der nachfolgenden Generationen dort aufgehängt werden können."

Bei allem Ärger - Sie haben Humor und ich in meinen Geburtstag kräftig hinein gelacht. Vielen Dank.

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Karola Schramm
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Beim allem Respekt vor den Herren Gellermann, Bräutigam und Klinkhammer, aber Ihr Kampf ist vergeblich. Wer in diesen Tagen die völlig grundlose Kampagne zum Nervengas-Attentat in England beobachtet der weiss, dass Putin demnächst auch gür...

Beim allem Respekt vor den Herren Gellermann, Bräutigam und Klinkhammer, aber Ihr Kampf ist vergeblich. Wer in diesen Tagen die völlig grundlose Kampagne zum Nervengas-Attentat in England beobachtet der weiss, dass Putin demnächst auch gür Fehlgeburten verantwortlich gemacht werden wird. Ganz sicher mit Erfolg.

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Vera Langner
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@ Vera Langner
"Die Schwachen kämpfen nicht.
Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang.
Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre.
Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang.
Diese sind unentbehrlich.
B. Brecht

Ulrike Spurgat
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Ich bin Mitte 50, seit Jahrzehnten intensiv politikinteressiert, hatte schon früher ein seltsames Gefühl bei der medialen Berichterstattung über gewisse Vorgänge, hätte mir aber vor 20 Jahren nicht im Traum das Ausmaß an Propaganda, Hetze und...

Ich bin Mitte 50, seit Jahrzehnten intensiv politikinteressiert, hatte schon früher ein seltsames Gefühl bei der medialen Berichterstattung über gewisse Vorgänge, hätte mir aber vor 20 Jahren nicht im Traum das Ausmaß an Propaganda, Hetze und Volksverblödung ausmalen können, das ich heute tagtäglich erleben muss. Und der Wahlsonntag in Russland war ein selbst jetzt noch ungeahnter weiterer Tiefpunkt, ein noch tieferer Tiefpunkt, wie es Rudi Völler einst ausdrückte.

Auf der Startseite der Tagesschau waren den ganzen Tag lang gleich 5 antirussische Artikel ganz oben gelistet. Die Berichterstattung zur Wahl selbst beschränkte sich auf angebliche Unregelmäßigkeiten und die Meinung des "Oppositionspolitikers Nawalny". Unter den 5 Artikeln war auch einer über Aussagen von NATO-Generralsekretär Stoltenberg, nach dessen nun wirklich beim besten Willen nicht objektiver Meinung Russland "immer unberechenbarer und aggressiver" werde und die NATO sich dagegen zu wappnen wisse. Selbstverständlich unkommentiert von der Tagesschau, die diese Schwachsinnsmeldung einfach nur an prominenter Stelle, hübsch farblich eingerahmt, unters Volk streute. Übrigens auch im Teletext.

Und dazu kommt seit Tagen jetzt auch noch dieser völlig irre "Skripal-Fall", dessen Interpretation durch Tagesschau & Co (die Politiker natürlich auch, aber bei den Medien ist es viel schlimmer, zumal bei den öffentlich-rechtlichen) jeden Verstand mit IQ-Werten oberhalb der derzeitigen Außentemperaturen aufs Äußerste beleidigt.

Ich fühle inzwischen eine Mischung aus Scham, Wut und Hilflosigkeit.Und ich weiß, dass es vielen so geht, die auch nur ein wenig besser informiert sind als die - offenbar immer noch - Masse von nur passiv konsumierenden Bürgern, an die sich diese Hetzpropaganda richtet und bei denen sie auch ankommt. Trotzdem scheint es keinen Ausweg zu geben aus einer Tendenz, die sich immer schneller Richtung Abgrund bewegt. Ich dachte früher immer: "Ja, damals, z.B. '33-'45, da hatten die meisten ja gar keine Möglichkeit, sich zu informieren, die konnte man leicht indoktrinieren und mit Propaganda verblöden." Aber genau dieser Punkt ist heute sogar viel schlimmer - der Grad der Verblödung ist trotz oder womöglich WEGEN der vielen Möglichkeiten wesentlich höher. Peter Scholl-Latour wusste das. Aber einen Ausweg scheint niemand zu kennen.

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Max L.
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EINGABE

Die Peinlichkeit ist grenzenlos.
Die Beständigkeit unerträglich.
Die Zuschauer sind fassungslos,
die Tagesschau-Macher skrupellos.
Wer zusieht und zuhört, leidet unsäglich.

Aus Gründen der fernsehabendlich steten
Schmerzzufügung wird dringend...

EINGABE

Die Peinlichkeit ist grenzenlos.
Die Beständigkeit unerträglich.
Die Zuschauer sind fassungslos,
die Tagesschau-Macher skrupellos.
Wer zusieht und zuhört, leidet unsäglich.

Aus Gründen der fernsehabendlich steten
Schmerzzufügung wird dringend erbeten,
ernsthaft darüber nachzudenken,
die Fernsehgebühren deutlich zu senken.

Weiterlesen
Lutz Jahoda
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Besser noch: Wir sollten Schmerzensgeld für´s Gucken bekommen.

Uli Gellermann
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Meine Empfehlung: nicht gucken! Da gibt es nicht Wichtiges zu sehen. Am besten gar keinen Fernseher benutzen. Hebt die Stimmung, schärft die Sinne.

rainer weber-thammasut
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