Bewegt von der Sorge um ein Land, das nach rechts driftet: So kamen sie aus allen Teilen Deutschlands in die Hauptstadt zur Aktion #Unteilbar. Gegen Rassismus und für allgemeine Solidarität klang der Tenor der Sprechchöre und die klarste Botschaft war: "Kein Platz für Nazis“. Niemand brachte die Allgemeinheit des geteilten Signals besser auf den Punkt als ausgerechnet Andrea Nahles: "Wir müssen Gesicht zeigen für eine solidarische Gesellschaft, für unseren Sozialstaat, für ein friedliches und respektvolles Miteinander“, gab SPD-Chefin Nahles dem Aufruf zum Geleit. Tatsächlich war das gute, das freundliche Gesicht Deutschlands im Berliner Zentrum zu sehen. So als habe es nie Bundeswehr-Einsätze im Ausland gegeben, die tapfer an der Zahl der Flüchtlinge mitgearbeitet haben. Als gäbe es wirklich einen Sozialstaat, der das Land nicht in Habende und Habenichtse teilt. Als erführe der Hartz-Vierer denselben Respekt wie der mit dem Acht-Zylinder Geländewagen.

Wer dieses gute Gefühl für ein gutes Miteinander nicht auch toll findet, der ist ein Spielverderber. Denn die positive Energie der Zehntausenden war Teil jenes Spiels, das man Demokratie nennt. Ein Spiel, das davon lebt, dass so viele Leute wie möglich daran glauben, wir hätten „eine offene und freie Gesellschaft“ wie es der Aufruf von #Unteilbar so hoffnungsfroh formulierte. Unter diesem sympathischen Slogan konnten sich viele einig sein: Vom scharfen und brillanten Kritiker der deutschen Gesellschaft Volker Pispers bis zu den eher sanften mobilen Pflanzern der Common Grounds/Prinzessinnengärten aus Kreuzberg: Man unterschrieb gern. Fraglos gehörten die Aktionsteilnehmer zu den ehrlichen Erben jener unzähligen Helfer, die Merkels „wir-schaffen-das“ mit echtem Pflicht- und Mitgefühl eingelöst haben. Wo wird sie hingehen, diese große, schöne Freundlichkeit? Wer wird sie einsammeln, die vielen guten Menschen? Die Wahlen in Bayern zeigen erneut, dass es die GRÜNEN sind – die aus einer ernsten Friedensbewegung stammen, die sie von Jugoslawien bis Afghanistan verraten haben und noch immer verraten – in deren Sammlungs-Sack die Stimmen landen und damit in der Bewusstseinslosigkeit.

Es war Bundesaußenminister Heiko Maas, der #Unteilbar in Berlin noch kurz vor dem Start den letzten Kick gab: „Es ist ein großartiges Signal, dass so viele auf die Straße gehen und klare Haltung zeigen: Wir sind unteilbar“. Dieser oder jener Teilnehmer der vom Kipping-Flügel der Linkspartei inspirierten Aktion wird sich nicht so richtig wohl gefühlt haben. Denn es war Maas, der sich noch jüngst bei der saudischen Diktatur für seinen Vorgänger Gabriel entschuldigte. Der hatte den Saudis "Abenteurertum" im Nahen Osten vorgeworfen. Saudi-Arabien hatte daraufhin verärgert seinen Botschafter abgezogen und eine Entschuldigung der Bundesregierung gefordert. Dabei sorgen die saudischen Kriegsverbrecher nur für neue Flüchtlinge in und um Jemen herum. Da braucht man natürlich jene offene Grenzen, die #Unteilbar im Aufruf zur Berliner Aktion betont friedlich forderte.

Kaum von Heiko Maas verabschiedet, bot sich den Kämpfern für offene Grenzen ein garantiert unschädlicher Demo-Bereich zur Integration in den oppositionellen Mainstream an: Der Demo-Block "Die offene Gesellschaft" – supported by Bertelsmann – bot all jenen Unterschlupf, die zwar irgendwie dagegen sind, aber auch dafür: Gegen Grenzen, aber zugleich für die Bertelsmann-Erfindung Hartz IV, gegen Rassismus, aber für das Bertelsmann-Verlagshaus, in dem der Rassist Sarrazin mit seinem Drecksbuch jede Menge Kohle verdiente, für Frau Merkels “wir schaffen das“, aber irgendwie auch gegen die Merkel Freundin Liz Mohn, die Inhaberin des Manipulationskonzerns Bertelsmann. Zwar schadete der Block auf keinen Fall der offenen Ausbeutung, aber zugleich auch nicht einer persönlichen Karriere: Ein Block, in dem man sich sehen lassen konnte.

Wer wollte schon dem Unteilbar-Slogan "Solidarität statt Ausgrenzung!" widersprechen? Bei einem solch süffigen Satz schweigt alle Kritik. Auch Fragen haben hier zu schweigen. Wer grenzt wen aus? Wer ist solidarisch mit wem? Solidarisch mit den Veteranen des Jugoslawien-Krieges wie Jürgen Trittin (MdB – Bündnis 90/Die Grünen) oder mit Renate Künast (MdB – Bündnis 90/Die Grünen), die jüngst noch einen Regime-Change in Syrien forderte. Beide waren Unterzeichner des #Unteilbar-Aufrufs. – Erinnerungen kamen auf, als man letztmalig in Berlin mit vielen Menschen gegen den Irak-Krieg demonstrierte. Endlich war man nicht mehr isoliert im Kampf gegen die Regierung und ihre Anhängsel. Endlich wurde für einige der alte Slogan wahr: "Hineinschlüpfen und wohlfühlen". Allerdings warb der für Pantoletten. Pantoffeln von Birkenstock. Gesund und modisch.

"Es ist ein ganz wunderbarer Herbst der Solidarität, der hier in Berlin auf die Straße gebracht wurde", erklärte Anna Spangenberg, Sprecherin des Bündnisses #Unteilbar. Immer noch leben wir im goldenen Herbst der Profitmacher. Reich ist die Blut-Ernte der Waffenindustrie, deren Kriegsflüchtlinge uns weiter besuchen und den plastischen Vorwand für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit liefern. Davon im Aufruf der Unteilbaren kein Wort. Was werden die Teilnehmer der Aktion mit nach Hause nehmen? Ganz sicher ein gutes Gewissen. Wut auf die Herrschenden kaum. Jene Wut, die Voraussetzung für den Widerstand ist.


Aufstehen! Bewegen!
Dialog-Veranstaltung zur Sammlung der Kräfte

Die linken Medienstars Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine trugen sich schon lange mit der Idee einer neuen „Sammlungsbewegung“. Diese Bewegung hat – dank mehrerer Seiten im SPIEGEL zum Start und einem erheblichen Medien-Echo von der TAGESSCHAU bis zu vielen Blättern in der Provinz – eine kräftige Resonanz in der deutschen Öffentlichkeit. Seit die Website AUFSTEHEN! der neuen politischen Initiative im Netz präsent ist, wächst die Zahl ihrer Anhänger. Inzwischen sollen sich mehr als 150.000 Follower eingefunden haben. Und es wächst die Neugier auf das, was AUFSTEHEN! bezwecken soll und kann.

Wer dem Namen „Sammlungsbewegung“ folgt, ist auf der Spur: Politische und soziale Bewegungen sollen mit der Flagge von AUFSTEHEN! gesammelt und zur vereinten politischen Kraft gebündelt werden. Zu diesem Thema wollen wir mit drei Vertretern unterschiedlicher Bewegungen einen öffentlichen Dialog führen. Mit Kurt Jotter, der auf unserem Podium für die aktuelle Mieterbewegung steht, mit Pedram Shahyar aus der Friedensbewegung und Harri Grünberg, einem Erst-Unterstützer von AUFSTEHEN! werden wir im Gespräch klären, in welcher Beziehung sich die Bewegungen zur Sammlungsbewegung sehen und welche Perspektive man gemeinsam haben könnte.

Kurt Jotter, neben Studium der Soziologie, Publizistik und Theaterwissenschaften in den 70er und 80er Jahren in den unterschiedlichsten politischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Bewegungen tätig, unter anderem in der Berliner Hausbesetzer-Bewegung. Ursprünglich gestalterischer Schwerpunkt politischer Plakate, dann politische Aktionskunst als "Realmontage im Öffentlichen Raum“. Er gründete mit Barbara Petersen 1987 das "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen", das von Anfang an als Kreativ-Agentur mit fast allen Bewegungsteilen/Initiativen zusammenarbeitete. Sichtlicher Ausdruck war bereits im Gründungs-Jahr die "B-750-Parade" mit Tausenden von DarstellerInnen und Zehntausenden ZuschauerInnen - aus dem Vollen einer damals sehr großen Gesamt-Bewegung geschöpft. Seit 2015 hat er wieder in Berlin seine Arbeit im Kontext des „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen" aufgenommen - mit dem Schwerpunkt Mieten-Wahnsinn. Er hat an den meisten größeren und vernetzten Ereignissen der letzten Zeit mitgewirkt.“

Pedram Shahyar ist im Iran geboren, wo seine Eltern das Land in den 80er nach der Verfolgung durch Islamisten verlassen haben und als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. In den 90ern war er aktiv in der radikal-sozialistischen Gruppe „Linksruck“, bevor er sich in den 2000er Jahren der globalisierungskritischen Bewegung anschloss und in Attac Deutschland mehrere Jahre der bundesweiten Koordinierung angehörte. Nach dem arabischen Frühling besuchte er als Blogger mehrmals Kairo und andere Schauplätze globaler Platzbesetzungen (Madrid, Istanbul und Paris). In den letzten Jahren ist er insbesondere in der neuen Friedensbewegung aktiv und war bis 2017 Mitarbeiter von KenFm.

Harri Grünberg wurde in einem Lager für Displaced Persons, für jüdische Überlebende des Holocaust, in Feldafing/Wolfratshausen geboren. Er leistete seinen Militärdienst in Israel unter Ariel Sharon während des Yom-Kippur-Krieges. Grünberg war Gründungsmitglied der Grünen in Frankfurt Main und 1990 Gründungsmitglied der Linken Liste PDS in Hessen. Heute ist er Mitglied des Parteivorstandes der LINKEN. Harri Grünberg ist ausserdem Erstunterzeichner bei der Sammlungsbewegung AUFSTEHEN.

Der Dialog wird am 16.Oktober um 20.30 Uhr

im Berliner Buchhändlerkeller präsentiert werden.


Natürlich geht es auch um einen Dialog mit dem Publikum.

Die Veranstaltung wird vom Publizisten Uli Gellermann moderiert.

Der Buchhändlerkeller ist in

10623 Berlin-Charlottenburg auf der Carmerstraße 1.

DIE VERANSTALTUNG WIRD FÜR YouTube AUFGEZEICHNET

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#unteilbar - ein Nachruf

Was ist passiert? Das Land kennt nach den besorgten und - allseits beklagten - Wutbürgern und einem vereinzelt gebliebenen Hutbürger seit gestern auch den besorgten Gutbürger.

Die Partei Die Linke hat dem Drang, Sahra...

#unteilbar - ein Nachruf

Was ist passiert? Das Land kennt nach den besorgten und - allseits beklagten - Wutbürgern und einem vereinzelt gebliebenen Hutbürger seit gestern auch den besorgten Gutbürger.

Die Partei Die Linke hat dem Drang, Sahra Wagenknecht und #aufstehen in die rechte Schmuddelecke zu stellen, auch den letzten Rest an linkem Profil und Systemkritik geopfert und sich in das allumfassende (gut-) bürgerliche Bündnis eingereiht, an dem spätetstens seit Chemnitz quer durch alle Alt-Parteien fleißig gestrickt wird. Wie die laue Kritik der AFD an dem Entwurf eines Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes zeigt, vereinigt diese liberale Einheitsfront tatsächlich alle Parteien, Presseorgane und Rundfunkanstalten ist aufs Engste mit den Kapitalinteressen abgestimmt.

Wenn es Frau Wagenknecht gelungen sein sollte, mit #aufstehen eine originär linke Aufbruchsstimmung zu entfachen, wurde dieser gestern der Wind aus den Segeln genommen. Bleibt zu hoffen, dass sie die Mühen der Sammlung nicht verloren gibt und die Hoffnung all der #Aufsteher nicht enttäuscht und einsieht, dass das Land eine demokratische - sozialistische - Alternative braucht, die Die Linke - solidarisch modern - nicht mehr bietet.

Deutschland, in dem die Hauptstadtbürger unter dem Beifall der Regierenden zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, um die rechte Opposition niederzubrüllen, während die Kanzlerin zugleich als Ikone der Jugend und der Linken aufgebaut wird, ist nur noch einen Schritt vom Totalitarismus entfernt.

Wacht auf! oder Wehret den Anfängen?

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Jan Dark
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Unteilbar scheint mir vor allem das Gehalt bei den ökonomischen Krisengewinnlern der Pseudolinken.

Ernst Blutig
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Nein, kein Kommentar, sondern eine besorgte Frage. Die Resonanz auf die Demo von "unteilbar" am Wochenende läßt mich erschauern. Nur ein paar Überschriften, in die Welt gekloppt als Reaktion auf "aufstehen" bringt einen wahrlichen Massenauflauf....

Nein, kein Kommentar, sondern eine besorgte Frage. Die Resonanz auf die Demo von "unteilbar" am Wochenende läßt mich erschauern. Nur ein paar Überschriften, in die Welt gekloppt als Reaktion auf "aufstehen" bringt einen wahrlichen Massenauflauf. Wie m.E. zuletzt bei der Anti-Bush-Demo seinerzeit in Berlin, als das Ganze noch einen Sinn erkennen lies. Und jetzt Sprüche wie "...gegen Hass..., ...gegen Rassismus..., ...für offene Gesellschaft... usw. Was ist los in Deutschland, kann es denn sein, daß sich 240.000 Menschen finden, die so ideologiefrei für Überschriften demonstrieren, ohne zu fragen, ob überhaupt etwas hinter diesen Worthülsen steckt. Ich habe zufällig gestern mit einem Nachbarn gesprochen, der arbeitet für ein Unternehmen mit Sitz in der Schweiz als Kraftfahrer und schätzt sich glücklich, einen luxemburger Arbeitsvertrag zu haben. Der als einer der wenigen Deutschen in dem Unternehmen erzählte mir, wie der praktizierte Rassismus dort in Wahrheit aussieht. Vier Kategorien von Arbeitnehmern gäbe es, zuerst die westdeutschen, dann die aus dem Osten Deutschlands, dann die anderen EU-Mitarbeiter und dann die aus dem weiteren Osten, Ukraine, Kasachstan und so weiter, alles dokumentiert mittels deren vertraglicher Arbeitsbedingungen. Vier Stufen in der Sklavenhierarchie. Gelebter Rassismus, anders kann man das nicht bezeichnen. Ob die "unteilbar-Demonstranten" auch daran gedacht haben? Wie z.B. die Sklaven der Landstraße in ihren 30-Tonnern unter gnadenloser Ausnutzung des Wohlstandsgefälles ausgebeutet werden? Unter Bedingungen, die denen nicht unähnlich sind, die Karl Marx im ersten Band seines Kapitals beschrieben hat? Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, bin nur entsetzt, daß Leute wie z.B Grönemeyer sich für so etwas instrumentalisieren lassen.

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Otto Bismark
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So wie es unsauber argumentiert ist, das Lob von Gauland für Wagenknecht ihr anzulasten, ist es unzulässig, die warmen Worte von Maas für #unteilbar deren Organisatoren vorzuwerfen. Redlich wäre allein die Prüfung, ob die genannten Aussagen...

So wie es unsauber argumentiert ist, das Lob von Gauland für Wagenknecht ihr anzulasten, ist es unzulässig, die warmen Worte von Maas für #unteilbar deren Organisatoren vorzuwerfen. Redlich wäre allein die Prüfung, ob die genannten Aussagen inhaltlich geeignet sind, statt emanzipatorischer Impulse rechte zu befördern.

Natürlich sind die hämischen Aussagen von taz, Liebich und Co. (?#aufstehen bleibt lieber sitzen?) zum Kotzen und zielen nicht darauf, linke Positionen in der Linkspartei zu stärken. Nur macht das nicht im Umkehrschluß Wagenknecht zur Linken in der Linkspartei.

Sollte ich richtig gelesen haben, dann lautet die Argumentation in Sachen #aufstehen gegen #unteilbar: Die rechten Linken (namentlich Kipping) nutzen die Unklarheiten von #unteilbar, um ihre Position der Regierungsbeteiligung zu stärken. Das tun sie, um die linken Linken (namentlich Wagenknecht) zu schwächen. Letztere sind verantwortungsbewußt, weil sie statt von offenen Grenzen zu träumen benennen, daß Deutschland nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen kann und damit WählerInnen erreicht, die sich ansonsten bei der AfD verorten könnten.

Das wirft zwei Fragen auf:
Erstens: Ist die Bewertung zutreffend, daß es sich bei den Veranstaltern um „unheilbare Schlauberger" (ein Begriff, den der Galerist dreimal verwendet) handelt? Unter ihnen finden sich nahezu alle Vereinigungen, die sich in der BRD mit Hilfen für Flüchtlinge und den Ursachen für Migration beschäftigen. Ihnen allen die Expertise abzusprechen (weil sie sich vor Kippings Regierungskarren spannen lassen?) ist selbstherrlich. Sie als #scheinheilig zu denunzieren, paßt leider in den ?journalistischen? Mainstream.

Zweitens: Gibt es Essentials für linke Politik, die nicht für Prozentzahlen bei Wahlen geopfert werden dürfen? Das Frauenwahlrecht war bei proletarischen Männern nicht immer populär, mit Rechten von Homosexuellen hatte der durchschnittliche linke Wähler nicht immer was am Hut, Ausstieg aus der Klima- und Rüstungskatastrophe ist Automobil- und Rheinmetall-Malochern nicht einfach klarzumachen. Kein vernünftiger Linker wird deshalb auf entsprechende Forderungen verzichten, sondern versuchen, sie in seiner Klientel zu vermitteln.

Handelt es sich bei der Frage nach offenen Grenzen um ein solches Essential? Verläuft die Grenze hier wirklich zwischen denen, die zwar nicht rassistisch sind, aber doch zu viele Flüchtlinge fürchten und denen, die vertreten: Wir verantworten die Ursachen für Flucht und müssen uns den Folgen stellen? Oder doch nicht eher zwischen den wirtschaftlich Mächtigen, die jegliches Thema mit der Drohung sozialer Nachteile versehen (wenn die Flüchtlinge kommen, wenn der Kohleausstieg droht, wenn Fahrverbote dräuen...) und denen, die mit den Dilemmata der angerichteten Politik leben müssen?

Selbst wenn man zu dem Schluß kommen sollte, offene Grenzen seien unrealistisch und die Forderung danach verenge das WählerInnen-Spektrum, bliebe die „realpolitische" Arithmetik: Gewänne die Linke mit der Forderung nach Flüchtlingsobergrenzen (nichts anderes vertritt Wagenknecht im Kern) mehr als sie verlöre bei denen, die sich zu Hunderttausenden um #unteilbar versammelt haben?

Ein letztes Wort zum Furor die Schwammigkeit von Aufrufen betreffend: Linke haben in der Vergangenheit tausende Stunden damit vertan, sich um korrekte Formulierungen zu fetzen - in aller Regel völlig an den LeserInnen vorbei. Das verkannte, daß Menschen sich Gedanken machen über die Anliegen, die sie auf der Straße vertreten wollen. Sie nehmen einen Anlaß wahr, gemeinsam genau dies zu tun. Wollten wir jeden Aufruf auf der korrekten Benennung der Haupt- und Nebenwidersprüche in der Entwicklung von Kapitalismus/Imperialismus/Globalisierung etc. bestehen, so müßten wir auf jede Demo zum 1. Mai, zur Wohnungsnot, eigentlich zu jedem Thema verzichten. Der zitierte Krefelder Appell ist ein gutes Beispiel dafür, daß eine politisch klare Bewegung aufgebaut werden kann mit einem so gar nicht revolutionären Text. Dann nämlich, wenn Linke IN den Bewegungen für ihre weitergehenden Ideen werben anstatt naserümpfend auf Mankos hinzuweisen.

Was mich gruselt: Der Galerist wendet viel Zeit und Emotion auf für die Kritik an #unteilbar-Versteher. Ihm entgeht leider, daß auf den Kommentaren seiner Seite mehrfach die Soros-Keule geschwungen wird, ein unverkennbar antisemitischer Verschwörungstopos.

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Artur Aschmoneit
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Die zitierten warmen Worte von Herrn Maas für #Unteilbar sind kein Vorwurf, sie belegen nur, wie gut ihm die Inhalte des Aufrufs schmeckten.

Richtig erkennbar wird die Tendenz der Zuschrift in ihrem letzten Absatz: Hier kommt die Judenriecherei...

Die zitierten warmen Worte von Herrn Maas für #Unteilbar sind kein Vorwurf, sie belegen nur, wie gut ihm die Inhalte des Aufrufs schmeckten.

Richtig erkennbar wird die Tendenz der Zuschrift in ihrem letzten Absatz: Hier kommt die Judenriecherei der Frau Ditfurth zum Zug, nach der die negative Erwähnung eines Namens schon dann Antisemitismus ist, wenn der erwähnte Mensch Jude ist/sein könnte. Auch die bewährte, unsaubere Antisemitismus-Keule muss leider einem sauberen Argument weichen.

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Uli Gellermann
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Was ich besonders an Uli Gellermann schätze, ist nicht nur sein journalistisch scharfer Verstand und die herrliche Aufbereitung seiner Analysen, sondern vor allem sein menschlich-intuitives Gespür für die Wirklichkeit - für das was (wirklich)...

Was ich besonders an Uli Gellermann schätze, ist nicht nur sein journalistisch scharfer Verstand und die herrliche Aufbereitung seiner Analysen, sondern vor allem sein menschlich-intuitives Gespür für die Wirklichkeit - für das was (wirklich) wirkt und damit Wirklichkeit bewirkt .

Saturierte Grünlinge, vegane Neo-Hippies, daneben die passende soziale und demokratische Politprominenz die gerade noch so eben links vom "rechten Pfad" alter Schuleherumstolpert und sich schon während der ersten 18 Jahre komplett im 21. Jahrhundert verlaufen hat.
Und drumrum ? Naja, was sonst noch in dem Millieu so vor sich hinwächst:
Einträchtig eingehakt zur Lichterkette der Toleranz aufgereiht and powered by Multimedia, Bertelsmän & Company......PEACE V !!

Heiko Maas sehe ich vor meinem geistigen Auge eigentlich nur noch mit einer eigentümlich glänzenden Patina überzogen. Glattpoliert und geschmeidig - keine noch so kleine Öffnung in und durch die Heiko nicht widerstandslos (hindurch-)flutschen könnte...

"Faszinierend !"... würde Spock sagen...

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Gideon Rugai
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Danke für Dein offenes Wort - wer wollte sich dazu schon beklagen.
Mich macht die Entwicklung samt dem Heute mehr und mehr mutlos
und lähmt mich geradezu. Wie blind sind Mitmenschen, Wähler,
Stammtisch-Diskutierer ? Ich höre braunes Denken...

Danke für Dein offenes Wort - wer wollte sich dazu schon beklagen.
Mich macht die Entwicklung samt dem Heute mehr und mehr mutlos
und lähmt mich geradezu. Wie blind sind Mitmenschen, Wähler,
Stammtisch-Diskutierer ? Ich höre braunes Denken allerorten und
nur einige Redner hängen ihr Mäntelchen in den Wind, nachdem ich
MEINE (andere) Ansicht ausspreche.
Ich habe kein Rezept zur Lösung vorliegender Probleme, aber auf
keinen Fall verbessert sich irgendetwas durch Rassenhass, Nazitum,
Nachbarschaftshetze und Jagd auf Flüchtlinge und Andersgläubige.

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Heidi Schmid
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Danke für den Beitrag. Genau so habe ich die Veranstaltung gefunden. Ich ging zur Kundgebung und verzichtete auf Teilnahme an der Demonstration
wegen der Unverbindlichkeit der Reden und der Losungen, wie es schlimmer kaum möglich ist. Friede,...

Danke für den Beitrag. Genau so habe ich die Veranstaltung gefunden. Ich ging zur Kundgebung und verzichtete auf Teilnahme an der Demonstration
wegen der Unverbindlichkeit der Reden und der Losungen, wie es schlimmer kaum möglich ist. Friede, Freundschaft, Eierkuchen-ein bisschen Menschenverdummung.
Sogar Frau Merkel kann dankbar sein für so einen “Protest”, nimmt viel kritische Luft. Denn jeder konnte sich alles vorstellen, wofür er denn demonstriere.
Deshalb gab es wohl auch so viele Unterzeichner zum Appel. Aber “Aufstehen “ hätte vielleicht doch mitmachen sollen und mit seinen Losungen
Akzente setzen können/müssen. Viele der Teilnehmer wollten sicherlich mehr als die gebotenen Allgemeinheiten. Was für ein Jammer, wie so viele Menschen getäuscht
und im Grunde missbraucht werden konnten.

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Hermann Falk
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'Was werden die Teilnehmer der Aktion mit nach Hause nehmen? Ganz sicher ein gutes Gewissen. Wut auf die Herrschenden kaum. Jene Wut, die Voraussetzung für den Widerstand ist.'

Nein, natürlich keine Wut, die ist unfein, nur was für ''Wutbürger''...

'Was werden die Teilnehmer der Aktion mit nach Hause nehmen? Ganz sicher ein gutes Gewissen. Wut auf die Herrschenden kaum. Jene Wut, die Voraussetzung für den Widerstand ist.'

Nein, natürlich keine Wut, die ist unfein, nur was für ''Wutbürger'' und die sind rechts. Wut ist rechts, alles klar? ''Sorgen'' übrigens auch. ''Widerstand'' natürlich sowieso und das ''Volk'' schon lange.
Wie könnte man sich auch der allgemeinen Freude an der Offenen Gesellschaft missmutig verschließen?
Der Open Society des George Soros?
Dieser edle Befreier der ganzen Welt und Freund Angela Merkels hilft aber nicht nur, natürlich aus rein idealistischen Gründen, Flüchtlingen und Migranten nach Europa, sondern fördert auch maßgeblich die Amadeu Antonio Stiftung und Psiram. Wer sich mit diesen mal näher befasst, wird sicher entzückt sein über den wunderbaren Geist allumfassender Offenheit und Toleranz, der dort vermittelt wird ?
Einen guten Eindruck vermitteln Dirk Pohlmann und Robert Fleischer hier:
''Die Abgründe von Psiram''
https://www.youtube.com/watch?v=AkyZYcuMnfs
Auch die Bundesregierung fördert und finanziert diese äußerst demokratiefeindlichen Einrichtungen meines Wissens. Tja, da soll es hingehen mit dem 'Kampf gegen Rechts'. Viel Vergnügen.
Rainer Mausfeld im neueren Interview mit Ken Jebsen ist der einzige Linke von dem ich bisher meinen eigenen Eindruck offen bestätigt fand, dass dieser sog. Kampf gegen Rechts vom Mainstream gewünscht und eigentlich de facto ein Kampf gegen Links ist und demnach einzige sinnvolle Zielrichtung sich gegen die neoliberale -sog. - Mitte richten müsste. Dies genau will der Mainstream, zu dem auch die Kipping-Linke ganz maßgeblich zählt, verhindern, indem er den rechten Gegner mit verschiedenen Methoden und gerade auch mit Hilfe der Linken aufbaut und allen Gutwilligen als Gegner anbietet.
Er profitiert von linkem ebenso wie von rechtem Protest, solange die Linken nicht ins Machtzentrum zielen und fördert wahrscheinlich beide.
Der Verfassungsschutz ist sowohl mit der rechten Szene verquickt als auch mit linksfaschistischen Institutionen wie Psiram, die rechts angeblich bekämpfen - siehe das o.g. Video.
Es ist eine Einkreisung von allen Seiten.
Es ist gut. engagiert und leidenschaftlich gegen Kriegspolitik und für den Sozialstaat zu kämpfen - man merkt es auch an der ablehnenden Reaktion der Mächtigen, dass dies einem tatsächlichen Kampf gegen Rechts weit näher kommt, als der Etikettenschwindel , der sich so nennt.

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Hella-Maria Schier
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Danke, danke,danke Herr Gellermann, für diesen Kommentar. Er war nötig! Die Demonstranten zogen diesmal an mir und meinem randständigem Plakat „Schön, daß ihr da seid - Frei und grenzenlos ist nur die Ausbeutung - wer sind die Gewinner der...

Danke, danke,danke Herr Gellermann, für diesen Kommentar. Er war nötig! Die Demonstranten zogen diesmal an mir und meinem randständigem Plakat „Schön, daß ihr da seid - Frei und grenzenlos ist nur die Ausbeutung - wer sind die Gewinner der offenen Grenzen?" vorbei, während ich, wenn ich für Abrüstung demonstriere, ziemlich vereinsamt mitlaufen muß...

Weiterlesen
Ursula Brümannnt
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Zum Thema auch ein interessanter Beitrag von Dagmar Henn zu #Unteilbar: "Ein Aufbruch ins Ungefähre"; sehr lesenswerte und tiefgründige Analyse.
https://daskalteherz.blog/2018/10/12/aufbruch-ins-ungefaehre/

Dieter Kusske
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