Unmittelbar nach dem Machtwechsel in der Ukraine gab es zwei wesentliche Weichenstellungen: Die eine liegt in jener Äußerung des deutschen Außenministers, der das Auftauchen von Julia Timoschenko auf dem Maidan damit kommentierte, dass sie eine "große Verantwortung für die Zukunft ihres Landes" trage. Timoschenko, die sich nicht in das Rennen zur Wahl des Ministerpräsidenten begab sondern sich für die ukrainischen Präsidentschaftswahlen aufspart, hat so den offiziellen Segen der EU bekommen: Mach mal, Julia. Eine zweite Weiche stellte das Parlament. Es schaffte die Zweisprachigkeit - Ukrainisch und Russisch - in jenen Gegenden ab, in denen bisher die alte Janukowitsch-Regelung galt, wonach in einer Region, in der mindestens zehn Prozent der Bevölkerung eine andere Muttersprache habe, diese den Status einer regionalen offiziellen Sprache bekommt. Also weg mit Russisch als zweiter Amtssprache.

Es gibt viele Zahlen darüber, wie viele Ukrainer primär Russisch oder Ukrainisch sprechen, sie alle pendeln so um die 50 Prozent für die jeweilige Sprache. Ein zarter Hinweis auf die wirkliche Wirklichkeit gibt die Lage auf dem Zeitungsmarkt: Die auflagestärkste Zeitung "Fakty i kommentarii" (1,1 Millionen) erscheint in Russisch. Die beiden nächstgrösseren (700.000 und 500.000 Auflage) erscheinen ebenfalls in Russisch. Mit der Entscheidung des Parlamentes ist der Sprachenkonflikt, der natürlich ein politischer Streit und ein Moment der Unterdrückung ist, vorprogrammiert. Angenehm unideologisch verhält sich bisher die große Mehrheit der Ukrainer, die im Alltag einfach "Surschyk" spricht, eine Mischung aus Ukrainisch und Russisch.

Unangenehm ideologisch sind die neuen Kandidaturen für das Amt des Ministerpräsidenten zu werten. Mit Petro Poroschenko ist einer der alten Oligarchen auf den Stimmzettel zurückgekehrt. Er ist nicht nur einer der reichsten Männer der Ukraine sondern auch ein braver Besucher der "Münchner Sicherheitskonferenz", jenem privaten NATO-Gremium, das Jahr für Jahr das atlantische Bündnis preist. Dass Poroschenko seine politische Basis im Westen der Ukraine hat, dort wo die Statuen des ukrainischen Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera viele Plätze zieren, versteht sich. Auch der zweite Kandidat, Arsenij Jazenjuk, kommt aus dem Westen des Landes, ist aber eine junge, postsowjetische Figur des ukrainischen Neoliberalismus. Jazenjuk, der zeitweilig stellvertretender Vorstandsvorsitzender der zweitgrössten ukrainischen Bank (in österreichischem Besitz) war, wurde landesweit so richtig bekannt, als er 2008 gemeinsam mit Julia Timoschenko einen Brief an die NATO unterschrieben hatte, in dem um den Beitritt der Ukraine gebettelt wurde. Die wirkliche Wahl heißt also: Timoschenko oder Timoschenko. Die Spaltung des Landes in einen eher russisch orientierten Osten und einen eher Ukrainisch sprechenden Westen ist vorbereitet.

Keine Spaltung des Landes will zum Beispiel die Obama-Beraterin Susan Rice. Ihr Statement steht für viele Politiker-Stellungnahmen aus dem Westen. So freundlich sich das anhört, so sicher ist es, dass der Westen, wenn er schon die Ukraine übernehmen möchte, den industriellen Osten, dort wo Kohle- und Stahlarbeiter das bisschen Reichtum erwirtschaften, mitschlucken möchte. Denn irgendwie muss der IWF seine Kredite an die Ukraine doch zurückbekommen. Der Währungsfonds hatte mit seiner Schocktherapie von 1992 bis 1995 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 60 % ausgelöst, von dem sich das Land bis heute nicht erholt hat. Gefährdet sind auch jene 6,4 Milliarden Dollar ukrainischer Staatsanleihen, die von der US-Fondsgesellschaft Franklin Templeton gehalten werden. Wer sich vor Augen hält, dass Templeton 707 Milliarden US-Dollar schwer ist - zum Vergleich der ukrainische Staatshaushalt, der mal gerade 41 Milliarden Dollar ausmacht - der kann sich vorstellen wo die Loyalitäten von Frau Rice liegen. Man will die industriellen Pfänder im Osten nicht in einer Spaltung verlieren.

"Die EU hat auf dem Maidan ein gewaltiges Entwicklungsprojekt geerbt", schreibt der Mentor der Münchner Sicherheitskonferenz, Stefan Kornelius, in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und gibt so den Kurs an: Zwar ist der ukrainische Bär noch nicht so ganz erlegt, aber sein Fell wird schon mal in ein Entwicklungsprojekt der EU überführt. Für jene Kiewer, die sich mit ihrem Protest auf dem Maidan einfach nur eine andere, bessere Ukraine versprochen haben, wird die Rolle als Beute ein schmerzhaftes Erwachen bedeuten. Wer EU-Erbstücke wie Rumänien oder Bulgarien kennt, der weiß das.

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Nun, eine "Affäre" bin ich sicher nicht, sondern ein Leser des Blogs. Nur fiel mir tatsächlich zweimal gerade zur Ukraine eine Gemeinsamkeit mit U. Gellermann auf. Meine Kenntnisse zur Ukraine sind außerordentlich begrenzt, die von U. Gellermann...

Nun, eine "Affäre" bin ich sicher nicht, sondern ein Leser des Blogs. Nur fiel mir tatsächlich zweimal gerade zur Ukraine eine Gemeinsamkeit mit U. Gellermann auf. Meine Kenntnisse zur Ukraine sind außerordentlich begrenzt, die von U. Gellermann gleichermaßen. Der Verlauf der Ereignisse im Vergleich zum Artikel macht das ja mehr als deutlich.
Und ja, immer wenn jemand keine weiteren Kenntnisse zur Sache selbst hat (hier zur Ukraine), kommt die Geopolitik ins Spiel. Dafür gibt es die seit Jahrzehnten verfügbaren Textbausteine (gerne um die Stichworte Brzezinski, Öl etc.).
Niemand bezweifelt ernsthaft, dass Konflikte geopolitisch instrumentalisiert werden - nur erklären die wenig bis garnix, warum es die Konflikte gibt, d.h. wo die Wut der Leute herkommt, die sich seit Monaten einen kalten Arsch holen auf öffentlichen Plätzen holen. Von der CIA bezahlt? Alles Faschisten? Wo ist eigentlich die Linke (im weitesten Sinn)? Warum ist sie marginalisiert? Alles Fragen die ich nicht beantworten kann - aber U. Gellermann eben ganz offensichtlich auch nicht.

Interessant finde ich auch, dass U. Gellermann alle kritischen Beiträge immer sofort "richtigstellend einordnet". Gewissermaßen mit Rotstift. Es geht in diesem Blog also auch garnicht um Dialoge, sondern nur um eine zirkulare, sich immer gegenseitig bestätigende Kommunikation "großartig, Herr Gellermann".
Das führt zu einer letzten Gemeinsamkeit und einem wesentlichen Unterschied zwischen mir und U. Gellermann. Wir haben beide schon lange mit und in der Linken (wieder im weitesten Sinn) zu tun. Ich habe mich im Zeitenlauf gelegentlich geirrt, gelegentlich auch sehr geirrt. U. Gellermann kann sich überhaupt nicht irren, hat er deswegen auch nie getan und steht folgerichtig auch auf der Siegerseite der Geschichte. Jedenfall langfristig und geopolitisch gesehen :-)
"Genau so ist es, lieber Herr Gellermann! Danke!" (Reyes Carillo).

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Jörg Prelle
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Ich muss Jörg Prelle dankbar sein. Gibt mir doch seine Kritik an meinen Ukraine-Artikeln die Gelegenheit über meine Arbeitsweise zu schreiben. Prelles Hauptbescherde liegt in der Behauptung, dass ich zu wenig über die Leute in der Ukraine wisse...

Ich muss Jörg Prelle dankbar sein. Gibt mir doch seine Kritik an meinen Ukraine-Artikeln die Gelegenheit über meine Arbeitsweise zu schreiben. Prelles Hauptbescherde liegt in der Behauptung, dass ich zu wenig über die Leute in der Ukraine wisse und mich deshalb der Geopolitik zuwende. Mit wem vergleicht er meine Kenntnisse? Mit den großen deutschen Medienapparaten? Schon im Juni 2008 konnte man bei mir über den ukrainischen Nazi Stepan Bandera lesen. Den hat die "Süddeutsche" erstmalig vor ein paar Tagen gefunden und ihn dann auch noch als Held apostrophiert. Unmittelbar nach dem der ukrainische Oberrabbiner seine Gemeinde zur Flucht aus Kiew aufruft, konnte man das bei mir lesen. Die öffentlich-rechtlichen TV-Nachrichten der Bundesrepublik schweigen sich bis heute darüber aus. Und so fort. Genau hier sehe ich meine Aufgabe: Das zu schreiben, was andere verschweigen. Und beweise so nebenbei, dass ich mehr über die Ukraine weiß als der deutsche Medienmainstream: Weil ich es wissen will.

In Deutschland kenne ich mich ziemlich gut aus, hier sehe ich auch meine Hauptverantwortung. Wenn also mit meinen Steuergeldern und vor meinen Augen und, glaube ich den deutschen Leitmedien, auch noch in meinem Namen, die Reconquista der verlorenen Ostländer stattfindet, die wir zu Hitlers Zeiten doch alle mal im Griff hatten, dann schreibe ich darüber. Jörg Prelle nennt das "Geopolitik" und sieht "Textbausteine". An dem Tag, an dem der Mainstream diese Textbausteine druckt oder sendet oder in die Nähe meiner Kenntnisse über die Ukraine kommt, mache ich meinen Laden zu. Nun antworte ich schon wieder auf seine kritischen Einwände mit "rot". Zum einen wirft Prelle Fragen auf, die ich zu beantworten suche. Man nennt es Dialog. Zum anderen verwende ich zum Beispiel auch in meinen Überschriften "rot". Man nennt es Design.

Was Prelle nicht auffällt: In keiner seiner Zuschriften bestreitet er die Fakten die ich aufführe.

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Uli Gellermann
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Lieber Herr Gellermann, der Herr Prelle hat einfach recht. Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn sagt zur aktuellen Situation in der Ukraine: "Die Ukraine brauche einen Dreiklang aus Versöhnung, Vertrauen und Vernunft....

Lieber Herr Gellermann, der Herr Prelle hat einfach recht. Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn sagt zur aktuellen Situation in der Ukraine: "Die Ukraine brauche einen Dreiklang aus Versöhnung, Vertrauen und Vernunft. Versöhnung für einen gemeinsamen demokratischen Neuanfang, Vertrauen in rechtstaatliche Grundsätze statt Willkür und Vernunft statt Rache." So etwas Klingendes kann man bei Ihnen nicht lesen. Nur immer diese Textbausteine aus der Geopolitik.

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Georg Karkowski
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Klasse Artikel, und die ewige Wiederholung...wie Du schon in Bezug auf zb Rumänien und Bulgarien deutest.

Heidi Schmid
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Ich lese heute in Springers MORGENPOST erstmalig vom Antisemitismus in der Ukraine (den die RATIONALGALERIE schon vor Tagen referiert): Die Schulen der jüdischen Gemeinden in der Ukraine wurden aus Angst vor Übergriffen geschlossen. Die...

Ich lese heute in Springers MORGENPOST erstmalig vom Antisemitismus in der Ukraine (den die RATIONALGALERIE schon vor Tagen referiert): Die Schulen der jüdischen Gemeinden in der Ukraine wurden aus Angst vor Übergriffen geschlossen. Die MORGENPOST macht daraus eine Fußnote. Wie würde sie das selbe Faktum berichten, wäre es im Iran passiert? Tagelang auf der Seite 1.

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Marte Lewerenz
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Herr Prelle gehört wohl zu der Partei, die sich "DIE" LINKE nennt. Herr Karkowski zitiert zumindest einen LINKEN und lobt diesen wegen dessen "klingenden" Sätzen. "Klingelnd" wäre vielleicht der bessere Ausdruck für den "Dreiklang" des Herrn...

Herr Prelle gehört wohl zu der Partei, die sich "DIE" LINKE nennt. Herr Karkowski zitiert zumindest einen LINKEN und lobt diesen wegen dessen "klingenden" Sätzen. "Klingelnd" wäre vielleicht der bessere Ausdruck für den "Dreiklang" des Herrn Höhn.
Herr Prelle fragt zu Recht (wenn auch in anderem Sinn): "Wo ist eigentlich die Linke?" Das frage ich mich schon seit Jahren.

Für die Ukraine kann man feststellen, daß dort die Kommunistische Partei verboten werden soll. Ähnlich dürfte es dem im Aufbau befindlichen linken "Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung" (KSRD) gehen. "Kämpfer" des "Rechten Blocks" sorgen in Kiew für "Ordnung", und während sich das Parlament in nationalistischer Weise betätigt, werden Lenin-Denkmäler und Denkmäler für den Sieg der Sowjetarmee über den Faschismus zerstört. Drohungen gegen jüdische Einrichtungen haben bereits dazu geführt, daß Kiews jüdische Gemeinde Israel um Hilfe und Schutz bittet.

Was brauchen Prelle und Co. noch an "weiteren Kenntnissen zur Sache", um die Situation in der Ukraine von einem linken Klassenstandpunkt aus politisch einordnen zu können?

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Klaus Wallmann sen.
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Sehr geehrter Herr Prelle,
es tut mir leid, aber ihrer Einladung zum Dialog und Disput kann ich einfach nicht widerstehen.
Ihr Kommentar zur "Geopolitik" lässt erkennen, dass nicht nur ihre Kenntnis über die Verhältnisse in der Ukraine...

Sehr geehrter Herr Prelle,
es tut mir leid, aber ihrer Einladung zum Dialog und Disput kann ich einfach nicht widerstehen.
Ihr Kommentar zur "Geopolitik" lässt erkennen, dass nicht nur ihre Kenntnis über die Verhältnisse in der Ukraine entwicklungsfähig ist. Daran scheint weniger ihr Intellekt ursächlich zu sein, als die Tatsache, dass sie dem Gesülze des vielzitierten Mainstream letztlich doch erlegen sind. Klaus Wallmann kann ich nur zustimmen.
Ich für meinen Teil kann in Bezug auf die Ukraine nur mein Entsetzen darüber zum Ausdruck bringen, mit welcher Kaltschnäuzigkeit und unverhohlener Raubgier das heutige internationale Finanzkapital neue Absatz- und Verwertungsmärkte zu erschließen sucht. Jedes Mittel ist recht- egal ob offene Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten, politische und mediale Unterwanderung, Installation von politischen Stellvertretern und ökonomische Erpressung. Wer sollte die Jagd nach Rohstoffen, Absatzmärkten und Erweiterung der politischen Einflusssphären auch stören? NATO und EU haben freies Spielfeld, die Russen haben mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen, Putin musste angesichts der Olympischen Spiele ebenfalls stillhalten.

Herr Prelle, haben sie sich schon mal gefragt, wieso sich der Unmut des "ukrainischen Volkes" gerade jetzt, nach Ablehnung bzw. dem Aufschub der Unterzeichnung des Rahmenabkommens mit der EU entlädt? Oder sich die Frage gestellt, wem die Unruhen eigentlich nützen? Glauben sie ernsthaft, dass der arbeitenden Bevölkerung der Ukraine daran gelegen sein kann? Dass sie einer weiteren ökonomischen Schwächung des Landes, zunehmender politischer Instabilität und sozialer Unsicherheit das Wort redet? Die Schwäche bzw. das Fehlen der "Linken" ist leider nicht nur in Bezug auf die Ukraine zu beklagen.


Natürlich brodelt es in der Ukraine seit langem, was seine Ursachen in der ökonomischen, vom IWF begleiteten Entwicklung, ungelösten nationalen Problemen und dem politischen Establishment ala Timoschenko, Janukowitsch & Co. seit den 90er Jahren hat. Aber man muss doch - mit Verlaub - mit Blindheit geschlagen sein, wenn man augenfällige Parallelitäten zu Entwicklungen jüngerer Vergangenheit, insbesondere zur "orangenen" Revolution, zur Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien, zum "arabischen Frühling" und dem Wirken der EU-Troika in Südeuropa nicht erkennen will! Wenn sich schon keine "Terroristen" finden lassen, dann muss eben das Eintreten für "Demokratie" und "Menschenrechte" herhalten. Hauptsache ist und bleibt, politisch genehme Rahmenbedingungen für die ökonomische Vereinnahmung zu schaffen. Also wird eine Opposition installiert, dabei ist alles recht, was hilft, vorhandene Strukturen aufzubrechen, auch und gerade erwiesener Maßen mit Hilfe faschistoide Kräfte. Selbst die Gefahr der Spaltung des Landes und eines eskalierenden Bürgerkriegs wird in Kauf genommen. Der Markt Ukraine und sein geopolitischer Stellenwert ist das Risiko wert. Wichtig ist halt nur, die Kontrolle zu erlangen/zu bewahren und die weitere Entwicklung des "Volksbegehrens" in genehme Bahnen zu lenken. Und spätestens hier beginnt auch das Trauerspiel der wiederbelebten deutschen großmachtpolitischen Ambitionen.

Nach der Wühltätigkeit von Klitschko und seiner Udar gilt es, weitere Alternativen auszuloten (die Unberechenbarkeit der Lage erfordert es, auf mehr als ein Pferd zu setzen) und neue Vasallen auf dem Wege hin zu "Demokratie" und "Freiheit" in der Ukraine an sich zu binden. An der ökonomischen Front winken schon die nächsten Milliardenkredite von IWF und privaten Fonds, gesucht werden noch die "verlässlichen" politischen Hände, in die man sie legen wird. Auch das großdeutsche solidarische Kapital wird sich mit Sicherheit finanziell/ökonomisch hilfreich engagieren - das jüngste EU-Entwicklungsprojekt bietet dafür beste Verwertungsbedingungen.

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Manfred Calvelage
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Nun ja, ich verstehe einfach wirklich nicht, warum Sie Herrn Prelle über Ihre ellenlangen Entgegnungen dermaßen unnötig aufwerten müssen? Wäre da wirklich Substantielles, könnte ich’s ja verstehen. Aber da ist doch außer dummer Provokation und...

Nun ja, ich verstehe einfach wirklich nicht, warum Sie Herrn Prelle über Ihre ellenlangen Entgegnungen dermaßen unnötig aufwerten müssen? Wäre da wirklich Substantielles, könnte ich’s ja verstehen. Aber da ist doch außer dummer Provokation und der persönlichen Abarbeitung an Ihnen – eigentlich nichts. Doch ok, Sie sind der Hausherr und Chef. Wenn’s denn Spaß macht...
Zu Ihrem Artikel: Genau so ist es, lieber Herr Gellermann! Danke! (Zitat von Jörg Prelle, Reyes Carrillo zitierend.) Vielen Dank vor allem wieder für die vielen Fakten, Zuordnungen und (freilich düsteren) Zukunftsperspektiven. Von dem Abbild der Bedeutung des Russischen in der Ukraine über die schiere Auflage der von Ihnen genannten Zeitungen wusste ich z.B. nichts.
Als notorische Russland-Verteidigerin, die weder die russische Innenpolitik noch die Geheimdienstfresse Putin (mal ehrlich: gibt es weltweit eine verschlagenere Politikervisage als die Putins? Na gut, der Arme kann ja nix dafür) besonders gut leiden kann, muss ich gleich nochmal zu Werke: Wie vorbildlich zurückhaltend rhetorisch und faktisch sich Russland angesichts der vor einer Woche noch fast undenkbaren Ereignisse in der Ukraine – nicht Wenige sprechen nicht zu Unrecht von einem rechten Putsch – verhalten hat, findet freilich nirgendwo im Mainstream eine Zeile der Anerkennung. Und alles hatte man natürlich den bösen Russen und dem noch böseren Putin zugetraut gehabt! Sogar Panzer würden rollen... Man stelle sich dasselbe Szenario bei einem strategisch so außerordentlich wichtigen Partner für die USA wie es die Ukraine für Russland ist einmal vor. Oder besser, man stelle es sich nicht vor.

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Reyes Carrillo
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Wirklich langweilig, Herr Gellermann, für ein in Variationen stets wiederkehrendes Thema immer die gleichen Textbausteine aus der Geopolitik zu verwenden. So verprellen Sie möglicherweise interessierte Leser Ihrer lesenswerten Texte. 

Dabei wird...

Wirklich langweilig, Herr Gellermann, für ein in Variationen stets wiederkehrendes Thema immer die gleichen Textbausteine aus der Geopolitik zu verwenden. So verprellen Sie möglicherweise interessierte Leser Ihrer lesenswerten Texte. 

Dabei wird Politik doch für die Menschen gemacht und nur Freiheit und Demokratie stehen auf den Fahnen "unserer" Repräsentanten, frei von irgendwelchen fremden Interessen, nur einhergehend mit freien Wahlen, freien Märkten, freien Medien etc. Insofern ist der Gedanke, das Handeln "unserer" Politiker hätte andere, weniger ehrenhafte Motive wie z. B. die Machtausdehnung durch die Errichtung von Stützpunkten, die Sicherung der Rohstoffe (in erster Linie Öl), die Erschließung von Märkten und die stetige Verbreitung einer als "american way of life" bezeichneten Leitkultur etwas abwegig??

Nein, Herr Gellermann, die Politik des Westens dient bekanntlich ausschließlich dem Wohl der Menschen. Selbst wenn diese dieses in ihrer intellektuellen Schlichtheit gelegentlich nicht erfassen wollen, so werden wenigstens die Wohltäter manchmal für ihr Handeln durch entsprechende Auszeichnungen in Oslo gewürdigt, selbst wenn jemand mal von sich sagt: "I´m really good at killing people".

Daß Sie, Herr Gellermann, zu allem Überfluß auch immer wieder diesen älteren Herren polnischer Abstammung, der ?"ls graue Eminenz (?) der Globalstrategen" gilt (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Zbigniew_Brzezi?ski) als Kronzeugen Ihrer Beweisführung bemühen, macht die Angelegenheit nicht abwechslungsreicher. Wie uns gerade in der Ukraine gezeigt wird, sind es doch "die Menschen", die sich artikulieren, nach Demokratie rufen und für ein besseres Leben kämpfen, scheinbar vollkommen unabhängig von den Sandkastenspielen älterer Herren und ihrer Handlanger. Dafür mittendrin im Aufruhr ein deutscher Boxheld und sein Exklusivsender, da wird für den Michel schon alles mit rechten Dingen zugehen.

Daß die USA direkt oder über die Organisationen eines älteren Herren ungarischer Abstammung "in den vergangenen zwei Jahrzehnten für die Demokratisierung der Ukraine über 5 Milliarden US-Dollar investiert hat (siehe: http://politik-im-spiegel.de/der-neue-amerikanisch-russische-kalte-krieg/) spielt bei der Bewertung der Proteste des ukrainischen Volkes natürlich auch keine Rolle. Wenn zu allem Überfluß noch der bekanntlich äußerst friedliebende Senator John "insane" McCain (Let´s bomb Teheran, let´s bomb Syria) die Massen am Majdan aufwiegelt, dokumentiert das nur deren Unkenntnis und Manipulierbarkeit. Die freundliche Frau Nuland verteilt hingegen "cookies" an die Demonstranten (siehe: http://ruptly.tv/site/vod/view/6876/ukraine-nuland-feeds-hungry-maidan-protesters-and-police). Würde sie dabei etwa an geopolitische Interessen denken? Sie, die sie Repräsentantin der USA bei der NATO war (2005 bis 2008) und auch zum Stab von Dick Cheney gehörte?

Und wenn sich zu den genannten älteren Herren noch derjenige deutscher Abstammung gesellt und von einem regime-change in Moskau träumt, (siehe: http://globalpublicsquare.blogs.cnn.com/2014/02/01/kissinger-on-why-ukraine-matters-to-putin/), dann sollte auch einem weniger erleuchtetem Leser klar werden, daß Geopolitik ein lang angelegter Prozeß zum Teil skrupelloser Personen ist, der einer ständigen kritischen Begleitung und Kommentierung bedarf.

Während die Opfer der Globalstrategen wechseln (Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Mali, Syrien. Ich habe übrigens keine Hinweise gefunden, daß es den gemeinen Menschen in den genannten Ländern inzwischen besser als vor dem Besuch der Menschenfreunde aus dem Westen geht), bleiben die Mechanismen und Ziele gleich. Und da sie sehr wohl unter Geopolitik einzuordnen sind, was einzelne Schreiber hier offensichtlich nicht begreifen, ist die "ständige Wiederholung" von Textbausteinen durch Sie, Herr Gellermann, meines Erachtens nicht nur ein entsprechendes Stilmittel, sondern auch als ein permanentes Lernangebot aufzufassen.

Merke: fast alles ist Geopolitik.

Freuen wir uns also auf den finalen Einzug westlicher Werte in ein zurückgebliebenes Land und freie Wahlen, die hoffentlich nicht wieder einen bösen Autokraten, sondern viele willige Türöffner für "unsere" Interessen, gemeint sind die multinationaler Konzerne, (Wachstum! Arbeitsplätze!) und nebenbei auch eine liebliche Oligarchin hervorbringen. Dann ist alles gut und es kann hoffentlich wieder heißen:

!Die ukrainischen Parlamentswahlen wurden fair abgehalten, der Wahlprozess war effizienter organisiert als der vieler westlichen Länder", so die Aussage eines anderen Europaparlamentariers und Wahlbeobachters, Daniel van der Stoep vom Europäischen Zentrum für Geopolitische Analysen (ECGA).? (siehe: http://www.prnewswire.com/news-releases/internationale-wahlbeobachter-ukrainische-parlamentswahlen-wurden-fair-und-transparent-abgehalten-176337061.html)

Diese Aussage bezieht sich auf die Parlamentswahlen in der Ukraine vom Oktober 2012; der Präsidentschaftswahl in den USA im Jahr 2000 konnte man das nicht unbedingt bescheinigen.


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Ragner Führ
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Das Beste an der Ukraine war die ebenso hübsche wie mütterliche Ukrainerin, die uns auf einem Kreuzfahrtschiff bedient hat. Pauschal: die Frauen sind super, die Männer verbohrt und die Russen werden bald kommen!

Jürgen Brauerhoch
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Antwort an Manfred Calvelage:

Ihrer noch geopolitischeren Analyse ist prinzipiell nichts hinzuzufügen! Deshalb auch Ihnen vielen Dank.
(Wenngleich diese Ihre Analyse vermutlich auch ohne die für Sie unwiderstehliche Einladung zum Dialog und...

Antwort an Manfred Calvelage:

Ihrer noch geopolitischeren Analyse ist prinzipiell nichts hinzuzufügen! Deshalb auch Ihnen vielen Dank.
(Wenngleich diese Ihre Analyse vermutlich auch ohne die für Sie unwiderstehliche Einladung zum Dialog und Disput mit unserem engagierten Kritiker Herrn Prelle genau so gut geworden wäre.)

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Reyes Carrillo
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