Reden wir übers Geschäft: Über der Ostseepipeline Nord Stream 2
ballen sich schwere ideologische Wolken. Rund um den russischen
Staatskonzern "Gazprom" und seine Mit-Investoren, die BASF Tochter
Wintershall und deren Partner hofft man einen guten Schnitt zu machen.
Die US-Fracking-Industrie, die zur Zeit ein paar echte Absatz-Probleme
hat, will natürlich auch Geld verdienen. Und, kaum getarnt durch den
französischen Staat, ist da auch noch der französische Atomkonzern
Areva, der das Unternehmen Gazprom zu Recht als echten Konkurrenten
auf dem europäischen Energiemarkt begreift. Und dann gibt es da noch,
scheinbar am Rande, eine Gruppe griechischer Reeder unter Führung von
Peter Livanos. Der Mann lebt in der Schweiz, sein Vater war trotz
seines griechischen Namens US-Bürger und ein prima Freund des
Papandreou-Klan. Reden wir über Milliarden, reden wir über legale
Korruption, reden wir darüber wie Kapitalinteressen die Regierungen
steuern.

Aber solch brutale Profitwahrheiten darf man natürlich der
Bevölkerung nicht zumuten. Deshalb braucht das Kapital immer wieder
neue Kleider. Den jüngsten Kostümball hat die Französische
Regierung inszeniert, als sie die EU-Bestimmungen für den
Energie-Import so ändern wollte, dass Energie zumindest teurer
geworden wäre. Lauthals argumentiert haben die Franzosen aber mit der
"Abhängigkeit Europas von russischem Gas". – Im finnischen
Dörfchen Eurajoki, nicht weit vom Bottnischen Meerbusen, baut der
französische Konzern Areva das größte Atomkraftwerk Europas. Auf
dem finnischen Markt treffen der russische Energie-Anbieter Gazprom
und sein französischer Konkurrent Areva direkt aufeinander. Im
afrikanischen Mali löst der Konzern Areva, der dort rund 5.000 Tonnen
Uran abbauen will, Markt-Probleme mit Hilfe der französischen Armee
und der Bundeswehr. Das ist deutlich unkomplizierter und billiger als
der Unterhalt der vielen EU-Parlamentarier.

Vorne auf der Bühne wird das beliebte Stück über die Freiheit der
Ukraine aufgeführt, durch deren Gebiet die bisherige Gaspipeline
führt. Auch die Polen spielen angeblich eine Rolle, denn die können
an Nord Stream 2 einfach nichts verdienen. Hinter dem Vorhang wird
einfach nur Geld gezählt. Immer, wenn ein Stück von Freiheit gespielt
wird, melden sich die GRÜNEN: Reinhard Bütikofer, Chef der
Europäischen Grünen, meinte jüngst: "Doch durch das verbohrte
Festhalten an Nord Stream 2 hat Berlin europäische Zerrissenheit
statt europäische Verständigung gefördert“. Bütikofer hat seine
politische Karriere beim maoistischen Kommunistischen Bund
Westdeutschland (KBW) begonnen. Damals hat er sich als Agent Chinas
begriffen und war deshalb ein Feind der Sowjetunion. Obwohl die
Sowjetunion schon länger abgetreten ist, funktioniert der alte
Feind-Reflex immer noch. Deshalb ist es Bütikofer auch völlig egal,
dass er heute zum Agenten eines Atomkonzerns wird und und ohne große
Umwege die imperialistischen Interessen der französischen Regierung
vertritt. Schließlich besorgt "Areva" der "Force de dissuasion
nucléaire de la France" den Stoff, der die Atomstreitmacht der
französischen Streitkräfte am Leben erhält.

Ein anderer Mann mit Reflexen aus der Vergangenheit ist der
Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU). Auch
der will einfach nicht wahrhaben, dass es die Sowjetunion nicht mehr
gibt. Also behauptet er: "Die Politik der Bundesregierung in Sachen
Nord Stream 2 ist seit Jahren einseitig, ohne Rücksicht auf die
mehrheitliche Ablehnung in der EU und vor allem die
Sicherheitsbedenken unserer osteuropäischen Nachbarn". Aber Röttgen
hat auch aktuelle Gründe für seine Feindschaft gegen Russland: Er
ist Vorstandsmitglied der in Berlin ansässigen transatlantischen
Denkfabrik Atlantik-Brücke. Diese Fabrik fabriziert eine unbedingte
Freundschaft zu den USA. Und weil die Freunde aus den USA ein echtes
Fracking-Absatz-Problem haben, kümmert sich die Atlantik-Brücke um
Problemlösungen. So macht sich der GRÜNE zum Agenten der
französischen Atomindustrie und der SCHWARZE zum Agenten der USA. So
rückt die vom Obergrünen Winfried Kretschmann propagierte
schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene immer näher.

Auf der Felseninsel Revithoussa vor Piräus, befindet sich ein
Gasterminal für flüssiges Erdgas (LNG – liquified natural gas) aus
den USA. Die Betreiber-Gesellschaft DEPA wurde 2005 "zur
Liberalisierung des Erdgasmarktes" gegründet. Und wo Liberalisierung
draufsteht, ist Kapitalkonzentration drin: Eine ganze Garde von
griechischen Schiffseignern wie Peter Livanos betreibt das Geschäft
mit dem US-Fracking-Gas. Schließlich hat zum Beispiel Livanos seine
Tanker an den amerikanischen Energiekonzern Cheniere vermietet. Da ist
eine amerikanische Herkunft von nutzen. Manchmal reicht auch eine
Wahl-Verwandschaft: Angela Merkel, die beste deutsche Freundin der USA
seit Konrad Adenauer, will den Bau des ersten großen LNG-Terminals in
Deutschland finanziell unterstützen. Er soll vom deutschen Staat mit
500 Millionen Euro über Kredite, Subventionen oder Verlustübernahmen
gefördert werden. Man sucht schon Standorte: Stade an der Elbe und
bei Brunsbüttel am Nord-Ostsee-Kanal wären möglich.

Auf dem US-Trittbrett wird es eng: Unklar ist, ob die französische
und die deutsche Regierung gemeinsam Platz finden. Beide hoffen, dass
die größte Militärmacht der Welt ihre Interessen vertritt. Aber das
kostet: NATO-Steuer und jetzt auch noch Fracking-Gebühren. Und immer
teurer wird auch der Medien-Apparat, der den jeweiligen Wählern das
schauerliche Spiel als Demokratie verkauft.