Eine Konferenz der Pommeshersteller, das weiß jeder, könnte missbraucht werden. Es gibt seit Jahr und Tag diese Curry-Wurstfraktion, die unbekümmert koschere Pommes fordert und damit das ausgewogene internationale System der tradierten Kartoffelschnitzer in ungebührlicher Weise ins Wanken bringen könnte. Die Zukunft der Pommes ist ungewiss. Und natürlich auch ungesund. Aber was solls.
Auch eine Konferenz zur Nordostpassage, alternativ zur Suez-Durchfahrt, könnte scheitern. Es gibt Länder, die werden lauthals über die Gefährdung von Natur und Klima schimpfen. Das will der kühne Nordostpassagen-Fahrer nicht hören. Zwar fürchtet er keinen Eisauftrieb und arktischen Nebel, aber Kritik an seinem Vorhaben, die hält er nicht aus. Jetzt fährt er ohne Konferenz ins Graue. Obwohl die Meere allen gehören.
Völlig einsichtig ist das Beispiel einer Konferenz zum Walfang, die in diesen Tagen eine Absage nach der anderen erfährt: Die Japaner wollen auch teilnehmen. Jeder weiß, dass die Japaner Walfischfleisch essen. Wenn denen erlaubt würde, über die Vorzüge von Lebertran oder den Geschmack von Wal-Steaks zu reden, könnten die anderen Nationen auch auf den Geschmack kommen. Und Schluss wäre es mit einem Walfang-Verbot.
Es ist ein wahrhaft intelligentes Projekt der Außenpolitik, einfach nicht mehr zu Konferenzen zu gehen, an denen Leute teilnehmen, die anderer Meinung sind als man selbst. Zum Beispiel Abrüstungskonferenzen. Staaten wie Deutschland oder die USA, die zu den größten Rüstungsexporteuren gehören, gehen demnächst zu solchen Konferenzen erst gar nicht mehr hin. Da kann der Rest der Welt abrüsten was er will. Rüstungsstop? Nein, danke.
Auch zur UN-Rassismuskonferenz sind eine Reihe von Staaten erst gar nicht hingegangen. Barack Obama, zum Beispiel, hatte Sorge, dass einige Staaten "heuchlerische" Rassismus-Vorwürfe gegen Israel präsentieren. Ja, ginge es um eine Heuchler-Konferenz, dann hätte die USA gute Chancen mit dem Projekt ihrer Friedensoffensive in Afghanistan. Sie könnten dort erklären, wie man mit immer mehr Soldaten den Frieden herstellt.
Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet, dass einer Meinungsfrage entsprechend, 41 Prozent der Juden sich für eine Trennung von Juden und Arabern in Freizeiteinrichtungen aussprechen, weitere 40 Prozent sind für eine staatliche "Unterstützung" der Auswanderung der Araber und immerhin noch 34 Prozent glauben, dass die "arabische Kultur gegenüber der israelischen minderwertig ist." Wenn jetzt einer auf der Rassismus-Konferenz von Apartheit, Vertreibung oder Araberhetze sprechen würde. Undenkbar. Aber "Haaretz" nimmt gar nicht teil.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte jüngst, es sei zu befürchten, dass die Rassimus-Konferenz als "Plattform für andere Interessen missbraucht werde". Deshalb werde die Bundesrepublik nicht teilnehmen. Steinmeier, der auch Kanzlerkandidat der SPD ist, sollte sich das mit den Bundestagswahlen noch einmal überlegen: Sie könnten auch für andere Interessen als die seinen missbraucht werden. Andere Parteien könnten ihm einfach Stimmen weg nehmen. Oder jemand könnte sagen, er sei faul: Immer wenn ihm was nicht passe, würde die Teilnahme verweigern. Da bleibt er dann lieber den Bundestagswahlen fern. Aus Prinzip.