Was kostet der Bundestag? Diäten, Angestellte, Pensionen, Dienstfahrzeuge, Veranstaltungen und Reisekosten der Parlamentarier? Millionen. Der Wert der Gebäude in zentraler Lage nicht eingerechtet. Wer also den Bundestag kaufen wollte, der müsste ganz schön was hinlegen. Es gibt solche, die bekommen ihn zum Schnäppchenpreis. Natürlich nicht den ganzen Sums, nur jene Teile des hohen Hauses, die marktfähig sind.
Es gibt eine Parteiübergreifende Sechzehn-Prozent-Fraktion, das sind 95 der 611 Abgeordneten, die nicht nur beim deutschen Volk angestellt sind sondern auch bei diversen Unternehmen. Finanzwissenschaftler der Uni Köln haben sich nicht nur diese Abgeordneten angesehen, sondern auch die Unternehmen, denen die Volksvertreter Teile ihrer selbst leihen, vorzugsweise das Ohr.
Unternehmen, die einen oder mehrere Politiker auf der Lohnliste haben, schneiden an der Börse besser ab, schreibt die Studie. Mehr noch, diese Firmen erwirtschaften auch eine bessere Rendite. Und, merkwürdig genug, je mehr die jeweiligen Politiker kassieren, um so besser sind die genannten Effekte. Ob es da Zusammenhänge gibt, wollen die Urheber der Studie nicht unmittelbar behaupten, aber sie vermuten was.
Eine ihrer Vermutungen geht in eine düstere Richtung: »Politiker können dafür sorgen, dass Firmen Aufträge erhalten, sich günstiger finanzieren können, oder günstige regulatorische Rahmenbedingungen vorfinden.« Was mögen das für regulatorische Rahmen sein, mit denen der Rahm abgeschöpft wird? Verhinderung von Gesetzen etwa oder Schaffung neuer? »Ganz sicher hat die letzte Steuerreform damit nichts zu tun«, versicherte ein Abgeordneter (der ungenannt bleiben will) der RATIONALGALERIE, »da waren fast alle dafür.«
Satte fünfundzwanzig Prozent der Doppelverdiener sitzen in der FDP, neunzehn Prozent in der CDU immerhin noch zwölf in der SPD, je linker desto weniger. Sind sie doch selber schuld, die Linken, wären sie netter zu den Unternehmern, könnten sie auch was abbekommen vom Segen aus den Vorstandsetagen. Aber so?!
Ganz sicher wäre es marktwirtschaftlich sinnvoller, wenn der Bundestag komplett von den Unternehmerverbänden übernommen würde. Nicht nur, weil dann endlich jene die Kosten des Parlamentes übernehmen würden, die auch davon profitieren. Sondern auch wegen der allfälligen Kostensenkung. Mehr als 600 Menschen, nur um ein paar Gesetze zu machen, das ist völlig unrationell. In der Stabsabteilung des Deutschen Industrie- und Handelstages könnte das Bisschen Gesetz glatt mit übernommen werden. Zumal nach der freundlichen Übernahme des Bundestages auch die Lobby-Abteilungen der Verbände neue Aufgaben brauchten.
Und dann der riesige Reichstag: Natürlich müsste der Bundesadler entfernt und die zwei gespreizten Finger der Deutschen Bank statt seiner angebracht werden, aber dann wäre der Dienstsitz des Herrn Ackermann schon fast fertig. Es gibt noch ein paar Bürohäuser hinter dem Bundestag, die sich Daimler und Bayer Leverkusen teilen könnten, schon wären die Unterhaltskosten von den Schultern des deutschen Volkes genommen und denen überantwortet, die gewohnt sind Verantwortung zu tragen. Wer jetzt überlegt, ob die Exekutive dem Beispiel der Legislative folgen sollte, der denkt richtig. Dann bekäme Frau Merkel endlich ihr Gehalt von denen, für die sie arbeitet.