Sehr geehrter Wladimir Wladimirowitsch Putin,

wir wissen natürlich, dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind. Aber wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie sich unserem Anliegen widmen würden: Kommandieren Sie doch bitte ein paar Bataillone der Russischen Armee an eine Ihrer Westgrenzen. Am besten an die polnische, gern auch an ein Grenze zu den baltischen Staaten. Die sind besonders nervös. Das bisschen Mobilisierung kann für Ihre Armee kaum ein Problem sein. Denn Ihre Truppen sind doch weitestgehend im eigenen Land. Haben also eigentlich nichts rechtes zu tun. Anders als die Soldaten einer Reihe von NATO-Staaten, die ihre Armeen weit über die Welt im Einsatz haben, ob in Afghanistan, Irak oder Mali zum Beispiel, gammeln Ihre Leute doch weitgehend in den Kasernen rum und langweilen sich. Da müsste Ihnen doch unsere Bitte sehr willkommen sein.

Ganz im Vertrauen Wladimir Wladimirowitsch: Wir warten schon ganz lange auf ein paar ordentliche Truppenbewegungen von Ihrer Seite. Denn seit Jahr und Tag drohen wir unserer Bevölkerung mit Ihren russischen Horden. Vor allem in diesen Tagen, pünktlich zum 70. Geburtstag der NATO, senden und berichten die uns angeschlossenen Medien ständig von der „russischen Aggressivität“. Und was machen Ihre Soldaten? Die bunkern sich ein und spielen Karten und trinken Wodka. Soll das die berühmte russische Kampfbereitschaft sein? Da geben wir uns die größte Mühe, Sie als Gespenst an die Wand zu malen und und was machen Sie? Nichts! Und das schon seit Ende der 40er Jahre. Schön, damals hießen Ihre Formationen noch „Rote Armee“ und waren irgendwie kommunistisch, aber was soll der Unterschied sein? Russe bleibt Russe!

Sehen Sie mal Herr Putin, 70 Jahre lang erzählen wir unserer Bevölkerung, dass die Russen gleich, bald, fast sofort Ihre Grenzen überschreiten, und die kommen einfach nicht. Was glauben Sie, was uns das für eine Anstrengung kostet? Seit 70 Jahren immer denselben Text zu senden und zu drucken ist langweilig, auf Dauer auch für die Konsumenten unserer Botschaft. Die schlafen uns doch ein! Aber wir brauchen wache Steuerzahler, die mit Begeisterung ihr Geld für immer neue Flugzeuge, Panzer und Raketen abdrücken. Und wenn schon keine Begeisterung aufkommt, dann sollten die wenigstens aus Angst zahlen. Diese schöne Angst drohte nachzulassen, als vor Jahren der Sowjetladen geschlossen und der Warschauer Pakt aufgelöst wurde. Nicht, dass es in der Zeit davor einfach gewesen wäre, die russische Bedrohung als Tatsache zu verkaufen. Zumal diverse NATO-Staaten, allen voran die USA, diverse Länder militärisch angegriffen hatten. Gerade bei den intelligenteren Menschen löste die Wirklichkeit Zweifel an der Legende aus. Aber lange hat es geklappt. Mit Ihrer Hilfe müsste das auch heute noch möglich sein.

Es müssen ja keine Divisionen sein, Bataillone reichen schon. Könnten Sie nicht wenigstens die abtrünnigen Ukrainer im Donbass mit ein paar neuen Waffen versorgen? Oder müssen wir wieder altes Sowjet-Gift bei neuen Doppelagenten finden? Dass Sie dafür verantwortlich gewesen sind, haben zwar nur die ganz Blöden geglaubt, aber es hat die arme Theresa May damals jenes bisschen Reputation gekostet, die sie vor dem Brexit noch hatte. Lieber Herr Putin, müssen wir denn alles selbst machen? Wir haben es mit dem Putsch in der Ukraine und der Unterdrückung der russischen Minderheit doch wirklich versucht. Aber was kam von Ihnen? Wieder nichts. So kann das wirklich nicht weiter gehen.

Lieber Herr Putin,

Sie werden fragen „Und was hab ich davon“, wenn ich meine Truppen in Bewegung setze? Na schön, wenn Sie ein paar kleine Grenzverletzungen drauflegen, werden wir Ihnen den Status der Großmacht wieder zuerkennen, den Ihnen Obama aberkannt hat. Wenn Sie als Supermacht anerkannt sind, haben dann alle ordentlich Angst vor Ihnen. Das macht kreditwürdig. Davon leben die USA seit Jahren. Denn jeder Gläubiger weiß: Wenn er zu laut nach seinem Geld ruft, kommt man umgehend vorbei. Mit der US-Navy.

Hoffnungsvoll
Ihre NATO

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Offener Brief an Putin.
Hallo Herr Gellermann !
Brillant, einfach nur brillant !!!
Eindrucksvoller kann man die NATO nicht bloßstellen.

Christa Meixner
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Super-Text! Das kann nur Gellermann.

Lars Wegener
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Eine hervorragende Ansage, die die ganze heuchlerische Verlogenheit des vorgeblich wertebasierten westlichen "Verteidigungs"bündnisses offenbart.

Rudolf Reddig
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Vor ein Weltgericht mit Feuerspuckern

Nicht einmal diese harte Satire würden die Aufrüstungsschreihälse richtig einordnen können, dafür aber als ?Aggressionsbereitschaft? Russlands mit Unterstützung der Friedensfreunde aus aller Welt an die Wand...

Vor ein Weltgericht mit Feuerspuckern

Nicht einmal diese harte Satire würden die Aufrüstungsschreihälse richtig einordnen können, dafür aber als ?Aggressionsbereitschaft? Russlands mit Unterstützung der Friedensfreunde aus aller Welt an die Wand malen. Nein, ein Weltgericht muss her wie im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess. Auf die Anklagebank mit ihnen: Alle, die nach höheren Verteidigungsausgaben schreien und wieder einmal den Schwarzen Peter den Russen in die Schuhe schieben, statt der NATO und den USA mit einem glasklaren STOPP in den Arm zu fallen. Aber gewiss doch Uli Gellermann, wenn gar nichts mehr helfen sollte...

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Harry Popow
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Aber liest das Putin nun auch? Denn der hat sicher auch Sinn für gute Satire!

Otto Bismark
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Genial!
Bin gespannt, wie weit Dein Einfluss reicht.
Hast du die Stoltenberg, von der Leyen u.a. im Boot? DAS wär' mal was Endlich!

Johannes M. BECKER
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Putin an NATO als Antwort auf NATO an PUTIN

Liebe NATO,
lassen Sie mich zunächst mit Stalin antworten: Was wollen wir mit den Faschisten machen die unsere Frauen und Kinder bestialisch ermorden, unser Vaterland verwüsten und unsere Erde...

Putin an NATO als Antwort auf NATO an PUTIN

Liebe NATO,
lassen Sie mich zunächst mit Stalin antworten: Was wollen wir mit den Faschisten machen die unsere Frauen und Kinder bestialisch ermorden, unser Vaterland verwüsten und unsere Erde verbrennen!? Wollen wir etwa mit denen diskutieren!?

Sehen Sie liebe NATO, diese Frage war schon 1941 überflüssig. Wobei man hinzufügen sollte daß wir natürlich auch damals schon über die Flugblätter Ihrer faschistischen Vorfahren zum Thema "Konzentrationslager in der UdSSR" herzlich gelacht haben.

Fairerweise müssen wir jedoch zugeben, dass wir Ihre Idee mit dem Gulag Archipel zeitnah aufgegriffen haben und diejenigen da hineingesteckt haben die das verdient hatten.

Wenn Sie es also wagen sollten, jemals wieder ungefragt russischen Boden betreten zu müssen, wandern Ihre Faschisten unversehens in den Gulag und zwar reihenweise! Details zu diesen Lagern können wir uns sicher schenken, was Ihnen darinnen blüht wissen sie ja schon. Und falls Sie es gerade mal nicht wissen, lesen sie Archipel Gulag, das können Sie sogar im Internet bestellen.

Liebesgrüße aus Moskau!

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R. R.
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Großartig, dieses "NATO-Schreiben" an Putin, in dem die NATO zeigt, für was sie steht: Nicht-An-Tatsachen-Orientiert :-)

Ute Plass
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Lieber Herr Putin,

bitte glauben Sie dem Gellermann nicht. Der Mann will nur auf sich Aufmerksam machen und ansonsten seinen Spaß haben.
Die Nato-Bataillone in den osteuropäischen Ländern sind dort auf Bitten der Regierungen von Polen und den...

Lieber Herr Putin,

bitte glauben Sie dem Gellermann nicht. Der Mann will nur auf sich Aufmerksam machen und ansonsten seinen Spaß haben.
Die Nato-Bataillone in den osteuropäischen Ländern sind dort auf Bitten der Regierungen von Polen und den baltischen Staaten und das sind souveräne Länder, die können und dürfen selbst Entscheiden ob sie amerikanische oder fremde Nato Truppen in ihrem Land begrüßen. Etwas ganz anderes ist es natürlich wenn Sie, Herr Putin, die Chuzpe haben russische Bataillone z.B. in Venezuela oder Kuba zu stationieren. Dann begeben Sie sich in die für Sie verbotene westliche Hemisphäre und verstoßen gegen die Monroe-Doktrin, was ernsthafte Folgen für Sie und Ihr Land haben wird. Das kann und wird die westliche Wertegemeinschaft nicht tolerieren.
Also lassen Sie Ihre Bataillone besser in Russland weit weg von Ihrer westlichen Grenze.

Am Besten stationieren Sie Ihre Truppen östlich des Ural, das wäre mal eine Vertrauen bildende Maßnahme. Wir glauben nach 70 Jahren den Wahrsagern im Westen sowieso nicht mehr, dass Sie die Absicht haben zu uns zu kommen und Europa bis zum Atlantik unterwerfen wollen. Selbst wenn Sie manchmal mit dem Gedanken spielen sollten doch Ihre Panzer in Marsch zu setzen, lassen Sie es lieber. Frau Merkel und ihre Koalition zusammen mit den GRÜNEN wird sofort ein Fahrverbot für alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor für die ganze Bundesrepublik verhängen und dann haben Sie den Salat. Außerdem ist die Infrastruktur, insbesondere die der Straßen in Deutschland so herunter gekommen, dass Ihre Panzer schon nach wenigen Kilometern, spätestens aber am Kamener Kreuz im Stau stehen werden.

Hören Sie bitte nicht auf Herrn Gellermann.

Mit besten Grüßen

Alexander Kocks

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Alexander Kocks
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Was für ein Glück, dass die welt schwarz-weiß ist. Wäre sie nicht so dann
-würden sich russische Soldaten auch in Syrien, Venezuela und der Ostukraine langweilen.
- würden in den 70 Jahren NATO russisch-sowjetische Soldaten kleine "Manöver"...

Was für ein Glück, dass die welt schwarz-weiß ist. Wäre sie nicht so dann
-würden sich russische Soldaten auch in Syrien, Venezuela und der Ostukraine langweilen.
- würden in den 70 Jahren NATO russisch-sowjetische Soldaten kleine "Manöver" außerhalb der Landesgrenzen veranstaltet haben, z.B. 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn, 1968 in der Tschechoslowakei, 1919 in Afghanistan.
Aber das war ja gar nicht so.

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Werner Hajek
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Schwarz auf weiss: Die Russen haben kein einziges NATO-Land angegriffen. Aber man tut seit langer Zeit seit so, als ob man sich gegen einen russischen Überfall verteidigen müsse. Das letzte Mal als die Deutschen sich gegen die Russen verteidigt...

Schwarz auf weiss: Die Russen haben kein einziges NATO-Land angegriffen. Aber man tut seit langer Zeit seit so, als ob man sich gegen einen russischen Überfall verteidigen müsse. Das letzte Mal als die Deutschen sich gegen die Russen verteidigt haben sind sie bis Stalingrad gekommen.

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Uli Gellermann
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