Nichts hat dem Rest des alten Jahres und dem Blick auf das neue solch prickelnde Schärfe verliehen, wie der Nackt-Scanner. Endlich Durchblick, sagen die Innenminister dieser Erde: Eben noch ging ein anständig bekleideter Mensch durch die Flughafenhalle, plötzlich, auf dem Weg durch die Sicherheitsschleuse, ändert sich sein Bild: "Anders als bei einer kompletten Durchleuchtung gehen die Strahlen nicht tief unter die Haut. Zu sehen sind nur Dinge, die darüber liegen. Also jede Art von Hieb- und Schusswaffen, auch aus Keramik. Darüber hinaus sieht man Intimpiercings, Katheter, auch die Form von Busen und Penis. Aber: Neuere Geräte können die Intimbereiche auf dem Bild automatisch verfremden." Sagt der Mann, der diese revolutionären neuen Geräte verkauft. Der muss es wissen, denn der Stückpreis liegt bei 94.000 Euro. Im Bereich von Millionen-Umsätzen wird gerne verfremdet.
Auslöser des geplanten Serien-Nudismus war der Fall der Fälle: Einer, der dem Geheimdienst der USA schon lange bekannt war, dessen Vater den CIA vor dem versuchten Anschlag informierte, dessen Ausbildungsland die Behörden der USA vorab auf die Gefahr hingewiesen hatte, so einer hätte beinahe einen Sprengstoffanschlag auf ein Flugzeug verübt. Das ist der Fall, den alle Innenminister der Welt lieben: Wenn der ziemlich schwere Nackt-Scanner, sagen die Sicherheitsexperten, dem gescheiterten Attentäter, rechtzeitig auf den Kopf gehauen worden wäre, zum Beispiel schon im Jemen, als die dortige Regierung die USA warnte, dann hätte der jetzt schweres Schädelbrummen. So aber bleibt uns die Chance, unseren Bürger das Was-Wäre-Wenn drohend auszumalen, sie bis auf die Haut zu durchleuchten, um ihnen besser das Fell über die Ohren ziehen zu können.
Doch längst treibt die schmutzige Fantasie der Sicherheits-Freaks neue Sumpfblüten: Wenn kein Toter im Ergebnis eines Nicht-Anschlages schon solche Medien-Wellen verursacht, was wäre denn mit 5.000 Verkehrstoten jährlich in Deutschland oder deren 42.000 in den USA ? Echte Tote im Verkehrskampf! Wenn, nur zum Beispiel, an allen Toll-Collect-Stellen deutscher Autobahnen Riesen-Nackt-Scanner montiert würden, dann könnten Alkoholika aller Art erfasst werden. Der Fahrer des solchermassen gescannten Autos würde rechts ran gewinkt und aus dem Verkehr gezogen werden: Wieder ein schönes Stück Sicherheit mehr. Und jeder neue Scanner würde das Wachstum derartig fix beschleunigen, dass auch der Wirtschaftsminister seine Freude hätte. Allein um Innen-, Finanz,- Verkehrs- und Wirtschaftsminister zu beschäftigen, würde sich die Riesen-Investition schon lohnen.
Noch sind die außerordentlich klugen Leute in Politik und Sicherheit nicht auf die multiple Verwendungsfähigkeit der Nudismus-Geräte gekommen. Deshalb ein paar sachdienliche Hinweise: Hätte man rechtzeitig die Sitzungen der Bank-Gremien gescannt, hätte die Wirtschaftskrise nicht stattfinden müssen. Ein Scanner in jedem Vorstandsbüro (mit Direktleitung in das Finanzministerium) und schon wäre das fröhliche Derivate-Spiel gescheitert. Denn eine nackte Haut hat keine Taschen. Ein Scanner in jene Betriebe, die Kurzarbeitergeld vom Staat beziehen, und schon wären die Millionenbetrügereien unmöglich geworden: Wie sollte man mehr Beschäftigung vortäuschen können, wenn alle Betriebe gründlich durchleuchtet würden? Auch der internationale Fußball-Wettbetrug schreit laut und deutlich: Scanner auf den Platz! Auf Jahrmärkten und in privaten TV-Programmen könnten die Scanner Verwendung finden, als unterhaltsame Rate-Instrumente oder Ersatz für die altmodische Kamera. Die Welt könnte transparenter werden. Endlich ein gutes Neues Jahr.