US-Drohnen werden vom deutschen US-Stützpunkt in Ramstein/Rheinland-Pfalz aus gesteuert. Wahrscheinlich auch jene Drohne, mit der ein Mordanschlag auf den iranischen General Ghassem Soleimani verübt wurde. Auf eine entsprechende Frage in der Bundespressekonferenz zu diesem Thema antwortete der Regierungssprecher mit haltlosem Geschwätz: Für Kenner ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Vermutung begründet ist. Nach dem Raketen-Vergeltungs-Angriff iranischer Streitkräfte auf zwei US-Stützpunkte im Irak ist nicht auszuschließen, dass die iranische Führung sich bei Gelegenheit erinnert, von welchem Boden aus die Mörder-Drohne auf ihren Top-Militär gesteuert wurde. Es wäre also an der Zeit, dass die deutsche Regierung sich ihrer Mit-Verantwortung bewußt würde.
Doch wer der minderbegabten Frau Kamp-Karrenbauer zum Vergeltungsangriff auf US-Stützpunkte im Irak zuhört, der weiß, dass diese Regierung nichts begriffen hat. Karrenbauer und ihre Nebenleute tun geradezu so, als habe der Angriff schon der Bundesrepublik gegolten: „Ich kann nur sagen, sicherlich im Namen der Bundesregierung, dass wir diese Aggression auf das Schärfste zurückweisen“. Zur Erinnerung: In unmittelbarer Nähe der illegalen US-Truppen im irakischen Erbil sind auch illegal deutsche Soldaten stationiert. Sie wurden beim iranischen Angriff noch nicht verletzt. Aber wenn, dann würden sie zum Kollateralschaden, zu Opfern der aggressiven, imperialistischen Politik der USA werden.
Zur Erinnerung: Der ermordete General war im Range eines Vizepräsidenten des Iran. Der Mordanschlag auf ihn war eine Kriegserklärung. Und so reagiert der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif entsprechend: "Wir streben nicht nach einer Eskalation oder Krieg, aber wir werden uns gegen jede Aggression verteidigen", schrieb er auf Twitter. Der Iran habe "verhältnismäßige Maßnahmen zur Selbstverteidigung ergriffen und abgeschlossen". Sarif bezog sich dabei auf Artikel 51 der UN-Charta – dieser beschreibt das Recht auf Selbstverteidigung im Falle eines bewaffneten Angriffs auf ein Mitgliedsland der Vereinten Nationen.
Wenn die deutsche Regierung bei Verstand wäre, dann würde sie schnellstens auf diese internationale Rechtslage reagieren und den Stützpunkt Ramstein schließen. Doch in einer gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Boris Johnson wird dem Iran die Verantwortung zugeschoben: "Wir sind tief besorgt über die negative Rolle, die Iran in der Region gespielt hat, insbesondere durch die iranischen Revolutionsgarden und die Al-Kuds-Einheit unter dem Kommando von General Soleimani." Ignorieren der Schuldfrage, keine Einsicht in die Mitschuld, man kann auch mit vorgetäuschter Ahnungslosigkeit in einen internationalen Krieg schlittern.
Während das irakische Parlament den Abzug der US-Truppen aus dem Irak fordert, faselt ein Sprecher der Bundeskanzlerin, dass der Abzug der Truppen aus dem Irak die Gefahr einer "erneuten Destabilisierung des Landes" berge. Die deutsche Treue zu den USA macht blind und blöd. Destabilisiert wurde und wird der Irak schon lange durch fremde Truppen. Wer das leugnet, macht sich mitschuldig. Mitschuldig auch daran, dass der Krieg aus dem Nahen Osten nach Deutschland kommt.