Wer hat eigentlich FDP gewählt? Damals, 2009, als diese Steuer-Spaß-Partei 6,3 Millionen Wählerstimmen bekam - mehr als Berlin und Hamburg zusammen an Einwohnern aufbringen können. Wer den Test macht und in seinem erweiterten Bekannten- und Kollegenkreis nachfragt, ob denn einer von denen bei den Bundestagswahlen 2009 FDP gewählt habe, wird niemanden finden. Selbst mein Zahnarzt streitet energisch ab, jemals "diese Partei" gewählt zu haben. Ganze vier Prozent wollen, nach einer aktuellen FORSA-Umfrage, die FDP jetzt noch wählen. Deren Chef Westerwelle fällt in das tiefste Beliebtheitsloch aller Zeiten. Nicht eines der FDP-Ziele, kumuliert in einer diffusen Steuerreform, konnte erreicht werden. Ein persönliches Vorhaben allerdings hat Westerwelle geschafft: "Mein Ziel ist nicht Beliebtheit".

In Vorbereitung des Dreikönigstreffens der FDP in Stuttgart stottert die Fraktionsvorsitzende der FDP, Birgit Homburger, einige Sätze daher wie: "Das Jahr 2011 wird ein wichtiges Jahr". Das kann man in einem Video erfahren und man ist von ihrer Gedankentiefe überrascht. Wenn sie jetzt noch anfügen würde, dass die Jahre zuvor auch nicht unwichtig gewesen wären und die Jahre nach 2011 gleichfalls wichtig sein können, insbesondere das Jahr 2013, wo die FDP bei den Bundestagswahlen eine prima Chance hätte aus dem Bundestag zu fliegen, dann hätte die Tochter eines Bestattungsunternehmers ihre seherischen Qualitäten bewiesen und dürfte schon mal eine angemessene Grabstelle für die FDP ausfindig machen. Auf der könnte dann ein weiterer schöner Satz aus ihrem You-Tube-Auftritt in Stein gemeisselt werden: Die FDP sei "die Kraft der Freiheit". Die Freiheit, auf dem Partei-Treffen gegen Westerwelle zu putschen, werden sich die Freidemokraten nicht nehmen. Sie haben zur Zeit keinen anderen möglichen Vorsitzenden und außerdem: Der jetzige verkörpert die klassische Inhaltslosigkeit der Liberalen perfekt.

Selbst in den besten Jahren der FDP, als sie sich immerhin gegen die Notstandsgesetzgebung wandte und später der neuen Ostpolitik in einer Koalition mit der SPD eine Chance gab, verfiel sie mit den Pünktchen hinter den Partei-Initialen (F. D. P.) einem preiswerten Werbe-Gag: Mit großem TamTam führte sie 1968 die sogenannten "werblichen Stopper" ein. Die Pünktchen konnten 1982 den Umfall der FDP, aus der sozialliberalen Koalition hin zur "geistig-moralischen Wende" mit Helmut Kohl auch nicht stoppen: Die FDP hält sich immer gerade dort auf, wo eine Machtbeteiligung möglich ist und wo die Posten vergeben werden. Inhalte spielen immer eine deutlich geringere Rolle als Pünktchen oder Guido-Mobile. Deshalb kritisieren die FDP-Funktionäre ihren Vorsitzenden kaum wegen seiner politischen Positionen. Es ist eher die Fixierung Westerwelles auf die CDU-CSU, deren Wahlaussichten auch nicht rosig sind. Die Liberalen wollen sich lieber auch andere Optionen offenhalten.

Nach der katholischen Mythologie waren die heiligen drei Könige damals nach Bethlehem unterwegs, um einen neuen König zu finden. Auf dem Drei-Königs-Treffen in Stuttgart, da darf man sicher sein, wird die FDP keinen neuen König wählen. Der Putsch findet mangels Alternative nicht statt. Außerdem liegt das Problem der Liberalen eher außerhalb der Partei. Längst hat sich mit den GRÜNEN eine zweite, modernisierte FDP gebildet: Sie kann, das hat sie in den Bundesländern bewiesen, mit allen koalieren. Ihre Zustimmungswerte wachsen primär, weil sie, wie die alte FDP, jeder Festlegung aus dem Weg geht. Sie stimmt regelmäßig jedem Afghanistan-Einsatz zu: Das ist die von den USA erwartete Vorbedingung für eine deutsche Regierungsbeteiligung. Die grünen Wähler haben, darin den FDP-Wählern ähnlich, ein "überdurchschnittliches Netto-Einkommen". Die Rettung der FDP liegt in der Verschmelzung mit den GRÜNEN. Mein Zahnarzt würde diese Einheitspartei sofort wählen. Und sich sogar dazu bekennen.