Der Begriff "Mösen-Bonus" stammt aus dem Jargon der westdeutschen Frauen-Bewegung und meint die generelle Bevorzugung weiblicher Politiker durch wählende Frauen. Mit diesem Bonus verbindet sich die Hoffnung, von Frauen gewählte Frauen würden gut für Frauen sein. Nun ist diese Geschlechter-Fantasie schon höchst fragwürdig, wenn es um allgemeine Themen geht: Krieg oder Frieden, Armut und Reichtum. Von Frau Thatcher zum Beispiel hatten weder Friedliebende noch Arme Gnade zu erwarten. Auch wenn es, im Falle Angela Merkel, um reine Frauen-Themen, gerät der Bonus schneller in Konkurs als Katholikinnen "Maria-hilf" sagen können. Denn die Frauen-Quote, jene symbolische Garnierung der DAX-Aufsichtsräte mit einem 40-prozentigen Frauenanteil, wie sie von SPD und GRÜNEN zur Zeit gefordert wird, mag Merkels CDU nicht.

Artikel 3 des Grundgesetzes enthält seit mehr als 60 Jahren eine klar formulierte Tatsache, die immer noch ihrer praktischen Erfüllung harrt: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." Das sind sie natürlich nahezu nirgendwo im Land. Wenn aber, so glauben GRÜNE und SPD, mal 40 Prozent der DAX-Räte mit Frauen besetzt sind, dann könnten anderswo die Frauenquoten auch ansehnlicher werden. Angesichts der gnadenlos marktradikalen Damen an der Spitze von Konzernen wie Bertelsmann, BMW und Springer sind die Zweifel an dieser These beträchtlich und berechtigt. Doch als Symbol, als Symbolchen, als Vorahnung auf eine Ahnung, mag die Rot-Grüne Hoffnung durchgehen. Aber nicht mit Merkel, die nur versehentlich einen mütterlichen Spitznamen führt.

Sucht man im Grundgesetz, diesem anscheinend lästigen Papier aus den Gründerjahren der Republik, nach dem Begriff "Fraktionsdisziplin" findet man nichts. Die Bundestagsabgeordneten seien "an Aufträge und Weisungen nicht gebunden" steht dort. Nicht so bei Merkels Machterhaltungs-Truppe. Kaum hatten einzelne CDU-Damen, eher klein als laut, ihre zarten Wünsche nach einer Frauen-Quote geäußert, ließ die Merkel ihren Kauder zwecks Disziplinierung der Fraktion von der Leine. Der brachte den Frauen bei was eine grundgesetzwidrige Weisung ist: Die CDU-Frau, die in der Quotenfrage mit Rot-Grün-Kariert stimmt, die kann eine erneute Aufstellung für ein Bundestags-Mandat vergessen. Zudem darf sie sich dann ab dem Termin der "falschen" Stimmabgabe als fraktionslos betrachten. Soziale Ächtungen aller Art werden folgen.

Denn Merkel - die natürlich keine Frau ist sondern ein Automat zur Erhaltung ihres Amtes, ein Zombie der Macht, eine kostümierte Wiedergängerin Helmut Kohls - sieht mit Schrecken die Folgen einer Stimmabweichung: Die liebe FDP könnte ihr die Koalitionsfreundschaft kündigen, plötzlich würde die Kanzler-Maschine im Bundestag wenige Monate vor den Wahlen überstimmt werden, der Dienstwagen würde nicht mehr anspringen und Friede Springer lüde sie nicht mehr zum Kaffee ein. Da ist die Orientierung klar und deutlich: Kauder, fass!

Den Krankenschwestern, Bandarbeiterinnen oder Verkäuferinnen dürfte ein Job in einem DAX-Aufsichtsrat ziemlich fern liegen. Dass sie aber seit Jahr und Tag fast ein Viertel weniger verdienen als die Männer, das interessiert sie sehr wohl. Diese Quote der Ungleichbehandlung würden sie gern verändert sehen. Und auf dem mühseligen Weg zu gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit könnte die DAX-Quote vielleicht ein kleines Zeichen setzen. Aber selbst das verweigert die Merkel den Frauen. Statt dessen, und um aus der momentanen Verlegenheit herauszukommen, verspricht sie, dass der nächste CDU-Parteitag für das Jahr 2020, eine Frauen-Quote in der schwindelerregenden Höhe von 30 Prozent fordern wird. Das stünde dann im Parteiprogramm, das nicht das Papier wert ist, auf dem es gedruckt werden wird. In sieben Jahren, wenn Merkel garantiert in Rente ist. Das soll natürlich auf keinen Fall zu irgendeinem emanzipatorischen Fortschritt führen. Es soll jene CDU-Damen beruhigen, die immer wieder von ihren Wählerinnen nach Fortschrittchen gefragt werden. Aber da ist die Merkel eisern: Emanzipation, sagt sie, das bin ich.

Hallo Mädels von der Mösen-Bonus-Front: Wer Merkel den Quoten-Killer wählt, ist doof & frauenfeindlich. Könntet ihr das bitte im eigenen Interesse bis zur Bundestagswahl behalten? Dankeschön.

Der Bundestag entscheidet am 18. April über die Frauenquote.