Als er antrat galt er als der deutsche Sachwalter des Neoliberalismus: Worte wie Eigenverantwortung, Verschlankung oder internationale Wettbewerbsfähigkeit rutschen ihm glatt aus dem Hals, wie lange er darüber nachgedacht hatte vermochte niemand zu sagen. Als sich dann in der Öffentlichkeit der Wind sacht drehte, suchte der Horst Köhler eine neue Rolle und fand sie in der des Gesetzeswächters.

Gesetzeswächter sind die, die ein Gesetz überprüfen darauf überprüfen, ob es denn der Verfassung entspricht und im Zweifelsfall »Nein« sagen. Eine Aufgabe, die bei einer handwerklich so schlecht operierenden Truppe wie der jetzigen Koalition durchaus von nutzen ist. Aber tatsächlich ist dieser Job bereits besetzt, durch das Bundesverfassungsgericht. Und wenn man sonst gerne sagt, zwei Augen sehen mehr als eines, versucht sich Köhler in der Rolle des Einäugigen, der bekanntermaßen der König unter den Blinden ist. Auch wenn die Koalition dringend einen Einäugigen braucht, sieht die Verfassung für den Bundespräsidenten eine Andere Arbeit vor. Er ist das, was man gerne einen Frühstücks-König nennen dürfte. Wenn er im Ausland ist darf mit anderen Königen tafeln und wenn Besuch aus dem Ausland kommt, kann er einen ausgeben.

Nun will Köhler mehr, er findet sich eher in der Stellung wieder, die der Reichspräsident in der Weimarer Republik einnahm . Aber genau solch eine ausgeprägte Präsidialmacht wollten die Mütter und Väter der Verfassung nicht mehr, sie war ihnen mit Grund für das Zerbrechen von Weimar. Wenn nun ein Präsident wie Köhler, dessen Auftritte immer dem des heimischen Sparkassendirektors ähneln, mehr aus sich machen will, wäre ein Imageberater angemessen oder auch eine ordentliche Rednerschulung, alles andere ist, um mit einer beliebten Vokabel aus der Zeit der Berufsverbote zu arbeiten, verfassungsfeindlich. Und doch weist uns der Herr Bundespräsident, sicher ungewollt, darauf hin, dass unser Land keinen Ersatzkönig braucht.

Zum einen werden auch bessere Präsidenten als Horst Köhler nie die Herzens-Königinnen-Qualität wie zum Beispiel Lady Di erreichen. Zum anderen predigen uns Regierung, Präsident und die veröffentlichte Meinung seit Jahren, dass der Staat sparen muss. Und wenn wir uns den Bundespräsidenten sparen würden, könnte wir zum Beispiel das Berliner Schloss Bellevue einem internationalen Hotelkonzern verkaufen: Gute Lage, repräsentatives Gebäude und, bei Übernahme der jetzigen Security- Mannschaft, eines der sichersten Gebäude Deutschlands. Auch im Wegefall des Präsidenten-Gehaltes, der teuren Auslandsreisen, der beträchtlichen Peronalkosten des Präsidialamtes lägen dauerhaft sehr schöne Einssparpotentiale die, wäre die Bundesrepublik Deutschland börsennotiert, deren Kurs in ungeahnte Höhen schnellen ließe.

Was es da an Rest-Job gibt, die Ernennung von Ministern, die ihm bindend vom jeweiligen Kanzler vorgeschlagen werden und das allfällige karitative Engagement, kann die jeweilige Kanzlerin mühelos mit übernehmen. Deshalb dürfen wir nach kaum zwei Jahren Amtszeit sagen: Danke Horst Köhler, für zumindest einen sachdienlichen Hinweis. Oder auch kürzer, Horst Köhler – Nein danke.

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