"Wir können alles, außer Hochdeutsch." So lautet der Werbespruch des Landes Baden-Württemberg. Nach neuesten Erkenntnissen könnte er auch "Uns ist alles zuzutrauen" heißen. Denn der Innenminister des Landes hat einen Fragekatalog zu Einbürgerung entwickelt, der nichts weiter als eine Gesinnungsprüfung ist, die sich auf Menschen richtet, die sich den Islam als Religion gewählt haben. Nun ist Baden-Württemberg ein in weiten Teilen katholisch geprägtes Land und, im Rahmen der Gleichberechtigung der Religionen, wäre eine retrospektive Gesinnungsprüfung der katholischen Einwohner des Landes durchaus angemessen.

Schon die Frage drei aus dem Katalog, die nach der Verletzung von religiösen Gefühlen in Filmen und Theaterstücken fragt, erinnert an den Sturm der Entrüstung, der von dem Theaterstück "Der Stellvertreter" ausgelöst wurde. Im Stück kam der Papst nicht gut weg und die treuen Katholiken wurden in ihren Protesten gegen die Bühnen ganz schön drastisch.

Immer noch gilt der katholischen Kirche die Ehe zwischen Katholiken und Protestanten als "Mischehe", die durchaus mit sakramentalen Strafen bedacht werden kann. Deshalb ist die Frage "Was würden Sie tun, wenn Ihre Tochter einen Mann anderen Glaubens heiraten möchte" nicht nur eine Versuchung des Türken, der Deutscher werden will, sondern auch des strammen Katholiken, der ein Baden-Württemberger bleiben möchte.

Auch die Frage sechs ist für bibelfeste Christen heikel, wird dort doch nach dem Gehorsam der Frau gefragt, den sie ihrem Manne schuldig ist. Heißt es nicht in den Briefen des Paulus an die Epheser "das Weib sei dem Manne untertan" und muss diese Forderung nicht dem Regelvollzug einer guten, christlichen Ehe entsprechen? Auch die Frage nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau, als fiese Falle für die Muslime gedacht, entpuppt sich im hellen Licht christlichen Glaubens als Eigentor.

Richtig heftig werden die unkontrollierten Ausfälle des Innenministers gegen den Vatikan, wenn es um die Fragen zu Homosexualität geht: "Ihr Sohn möchte mit einem Mann zusammenleben", was tun Sie oder "was halten Sie davon, dass in Deutschland Homosexuelle öffentliche Ämter bekleiden?" Da wissen wir doch genau, was Kardinal und Dorfpfarrer gleichermaßen antworten müssen und dass sie nach der Antwort von den Behörden bedroht wären.

Nach den 30 Fragen des Innenministers stellen sich weitere: Sollen die katholischen Landeskinder in angrenzende Bundesländer abgeschoben werden, rät man ihnen, im Vatikanstaat um politisches Asyl nachzusuchen, erklärt ausgerechnet das Land Baden-Württemberg der Kirche den Krieg? In leiser Abänderung des achten biblischen Gebots ist der Landesregierung nur zu raten, dass sie fürderhin kein falsches Zeugs reden sollte. Denn was als "Gesprächsleitfaden für die Einbürgerungsbehörden" gedacht war, kann unversehens zum Leitfaden von Ausbürgerung genutzt werden und die Regierung wäre in der schrecklichen Verlegenheit sich ein neues Volk zu wählen. Aber welches Volk wollte diese Regierung schon freiwillig auf sich nehmen.

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