Letzte Woche gab es mal wieder den monatlichen ARD-Deutschland-Trend, jene Umfrage, die in Deutschland Themen setzt und Meinung macht. Denn genau das ist die "Arbeitsgemeinschaft Rundfunkanstalten in Deutschland": Eine Macht. Sie verfügt über 11 TV-Anstalten, 55 Radios, erreichen zum Beispiel mit der "Tagesschau" einen Marktanteil von über 30 Prozent und verfügen über ein Geschäftsvolumen von 6,3 Milliarden Euro jährlich. Glaubt man dem Rundfunkstaatsvertrag, dann sind sie "Unparteilich". Im vorigen Monat hatte die neue Kriegsministerin gefordert: "Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen". Und meinte Afrika, und meinte Militär. Damals fragte die ARD den Deutschlandtrend ab: Da waren noch glatte 61 Prozent der Befragten gegen Frau von der Leyen. Nur 30 Prozent dafür. Eine stabile Mehrheit gegen Auslandseinsätze, wie seit Jahren in fast allen Umfragen. Der neueste Trend ist scheinbar umgekehrt: Irre 74 Prozent sind nun für "Mehr deutsche Verantwortung bei internationalen Krisen". Schäbige 23 Prozent sind nur noch dagegen.

Was mag sich in diesem einem Monat bei den Deutschen geändert haben? Nichts. Außer der Frage-Technik bei der ARD. Zuerst fällt auf, dass die Antworten zusammen fast die 100 Prozent ergeben. Das gibt es natürlich nie im wirklichen Leben. Und wie stellt die ARD das her? Die übliche dritte Frage, die für die Nichtwisser, für Unentschlossen, fällt weg. Und natürlich fragt man vornehm nach "deutscher Verantwortung". Was das ist, das hatte Frau von der Leyen zwar gerade erklärt, aber so lange kann der normale Zuschauer wirklich nichts behalten. Aber eine weitere Frage im Trend-Theater führt auf die Spur: Soll sich die EU an Finanzhilfen für die Ukraine beteiligen? Da sagen Ja: 62 Prozent und Nein: 33 Prozent. Hätte die ARD ehrlich gefragt: Soll der deutsche Steuerzahler finanziell in die Ukraine investieren? Und: Sollen wir einen Krieg mit Russland riskieren? da hätten die Nein-Werte gut über 90 Prozent gelegen. Aber so viel brutale Ehrlichkeit verträgt der Trend nicht. Da ist die Anstalt zart besaitet. - Die ARD weiß zur Zeit viel von einer "russischen Besetzung der Krim" zu erzählen. Dass es sich bisher nur um Territorien handelt, die in einem noch fast 25 Jahre gültigen Stationierungsvertrag zwischen der Ukraine und Russland festgelegt wurden, ist nicht mal am Rande zu finden. Die Deutschen können den Russen eben nicht jene 27 Millionen Sowjetbürger verzeihen, die von der Wehrmacht und der SS umgebracht wurden.

Was hat sich im Verlauf eines Monats, von der einen zur anderen Umfrage geändert? Zum einen hatte die ARD tagelang Bilder aus der Ukraine geliefert, die nur eine Seite des Konflikts zeigten: Die bösen Russlandfreunde einerseits und die guten Timoschenko-Freunde auf der anderen Seite. Zwischentöne waren nicht erwünscht. Grassierender Antisemitismus bei den "Freiheitskämpfern" und faschistische Schlägergarden gab es zwar, aber die Deutschen sollten sie besser nicht sehen. Zum anderen hatte Gauck, der Hochtöner im falschen Amt, in einer Blut-Rede in München klargemacht, dass die Deutschen schon für Kriege reif sein müssen: "Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten erforderlich sein. Eines haben wir gerade in Afghanistan gelernt: Der Einsatz der Bundeswehr war notwendig." Wie bitte? Nach rund 12 Jahren Krieg dessen einziger "Erfolg" in 100.000 toten Afghanen bestand? Der Mann gehört weggesperrt. Auch für diesen Satz: "Ich muss wohl sehen, dass es bei uns - neben aufrichtigen Pazifisten - jene gibt, die Deutschlands historische Schuld benutzen, um dahinter Weltabgewandtheit oder Bequemlichkeit zu verstecken". Wer keine verfassungswidrigen Auslands-Einsätze will, der ist von der Welt abgewandt. Wer Fetzen von Fleisch nach Drohneneinsätze nicht schätzt, der ist bequem. Wer friedliche Vernunft fordert, der versteckt sich nur.

Einer von denen, die nach Gauck einfach zu bequem sind ihren Arsch für den Rohstoffhunger und die Herrschaftsansprüche der USA zu riskieren, war früher schon mal in Afghanistan. Im Kampf gegen die Sowjetunion, auf der Seite der Afghanen: Jürgen Todenhöfer. Fast 20 Jahre für die CDU im Bundestag, rund 10 Jahre in der Leitung des Burda-Konzerns. Nach bundesrepublikanischen Maßstäben ein seriöser Mann. Der schreibt dem Gauck einen offenen Brief zu seiner Brandstifter-Rede. Der fragt den Bundespräsidenten-Darsteller, ob er denn weiß wovon er redet. Der empfiehlt ihm, doch mal in den Krankenhäusern Pakistans, Somalias oder des Yemen die unschuldigen Opfer amerikanischer Drohnenangriffe zu besuchen. Dieser Brief war in kaum einem wichtigen Medium zu lesen oder zu hören. Der ist wahrscheinlich zu seriös, denn der kennt das Land und die Leute über die der Herr Redakteur sich in sicherem Abstand äußert. In das die Frau Redakteurin nie ihren Sohn schicken würde. Vom zweisprachigen Gymnasium nach Afghanistan? Aber ich bitte Sie?!

Öffentlich geächtet auch Willy Wimmer. Der war von 1976 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Und von April 1985 bis Dezember 1988 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verteidigungspolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der versteht was vom Krieg, sollte man meinen. Aber Wimmer hat den schweren Fehler begangen sich damals gegen den Fischer-Scharping-Krieg in Jugoslawien zu wenden. Seit der Zeit gilt er, im Gegensatz zu den vorgeblichen Antikriegs-Spinnern von der LINKEN, eben als konservativer Spinner. Der auch aussenpolitisch erfahrene Wimmer, immerhin war er sechs Jahre lang Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, hat jüngst ein längeres Interview zur Lage in der Ukraine und der US-Strategie "den Krieg nach Europa zurück zu bringen" gegeben. Konnte man es in der FAZ oder der ZEIT oder dem SPIEGEL lesen, im ERSTEN oder im ZDF sehen? Nein, der Mann war im deutschsprachigen Iranischen Radio zu hören. Also unter Ausschluss der deutschen Öffentlichkeit.

Wir sind dem Vernehmen nach ein freies Land mit freien Medien. Und natürlich erscheinen andere Stimmen als die der Regierung auch immer irgendwo. Dass Jürgen Todenhöfer auf den NACHDENKSEITEN im Netz zu lesen war, ist dann die totale Freiheit. In Zeiten einer überwältigend großen Koalition, in Zeiten, wo die Opposition täglich gründlich über den Tisch gezogen wird, hätten die vorgeblich freien Medien eine besondere Rolle in der Kontrolle des Regierungshandelns. Hätten. Aber so viel Mut beweisen? Den können doch lieber die anderen aufbringen, die den Damen und Herren in den Redaktionen die Rohstoff-Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Das ist der Deutschland-Trend.

Hier ist Willy Wimmer (CDU) zu hören:

www.youtube.com/watch?v=O3fNWgefjz0

Kommentare (26)

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Dass Sie sich in der jetzigen Situation solch klare Worte trauen finde ich toll. Die RATIONALGALERIE gehört zu den wenigen Quellen denen man trauen kann!

Angelika Kamps
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Neben vielen anderen blöden und gefährlichen Schlagzeilen ist es heute morgen die SZ, die den Vogel abgeschossen hat: "NATO fürchtet um Frieden in Europa", schreibt sie auf der Titelseite. Natürlich erwähnt sie nicht, dass die NATO seit Jahr und...

Neben vielen anderen blöden und gefährlichen Schlagzeilen ist es heute morgen die SZ, die den Vogel abgeschossen hat: "NATO fürchtet um Frieden in Europa", schreibt sie auf der Titelseite. Natürlich erwähnt sie nicht, dass die NATO seit Jahr und Tag die Spannungen verschärft, in dem sie alles versucht die Ukraine in die NATO zu holen. Ihr fällt auch nicht auf, dass die NATO sich in Libyen als Kriegstreiber hervorgetan hat und seit 12 Jahren Krieg in Afghanistan führt. Die SZ hat eben keinen Sinn für grausige Komik.

Übrigens, diesen Satz bei Ihnen fand´ich besonders gut: "Die Deutschen können den Russen eben nicht verzeihen, 27 Millionen Sowjetbürger umgebracht zu haben, darunter 7 Millionen Zivilisten." Sie bringen es auf den Punkt.

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Bert Schulz
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Jawohl Frau von der Lügen. Recht so!
Deutschland sollte wirklich mehr Verantwortung übernehmen. Man schaue sich das unterentwickelte Ausland nur mal an. Ein wahrer Sündenpfuhl. Kaum auszudenken was geschehen würde, überließe man politische...

Jawohl Frau von der Lügen. Recht so!
Deutschland sollte wirklich mehr Verantwortung übernehmen. Man schaue sich das unterentwickelte Ausland nur mal an. Ein wahrer Sündenpfuhl. Kaum auszudenken was geschehen würde, überließe man politische Entscheidungen den Eingeborenen. Ganz ohne deutsche Ordnung und Reinlichkeit ? Pfui deibel.
Die Welt sollte sich allgemein viel öfter an echten Deutschen Werten und Charakterzügen orientieren. Fleiß, Integrität, Tapferkeit, Zähigkeit und unbedingten Gehorsam gegenüber dem herrschenden Staatsorgan. Den Charakter haben und Deutsch sein ist zweifellos ein und dasselbe !
- sarkasmus aus.

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Heinrich Böll
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Lieber Bert Schulz,
Da hast Du Dich bestimmt verlesen. Es muß natürlich heißen "NATO fürchtet Frieden in Europa". Da hat sich bei Dir wohl der Fehlerteufel eingeschlichen - in Form eines kleinen, überflüssigen "um" .

Heinrich Böll
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Der Satz, den Bert Schulz hervorhebt, ist mir auch besonders aufgefallen. Allerdings finde ich die Formulierung etwas unglücklich, da nicht eindeutig daraus hervorgeht, daß die Deutschen die Täter waren.

Irene Wagner
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Schade, hatte gehofft mal einen fundierten Artikel abseits der Mainstreampresse zu lesen, welcher ohne Manipulation auskommt. Durfte dann bei dem Gauck Zitat aber feststellen, das nicht korrekt zitiert wurde und die zweite Hälfte des Satzes...

Schade, hatte gehofft mal einen fundierten Artikel abseits der Mainstreampresse zu lesen, welcher ohne Manipulation auskommt. Durfte dann bei dem Gauck Zitat aber feststellen, das nicht korrekt zitiert wurde und die zweite Hälfte des Satzes einfach abgeschnitten wurde. Es liest sich dann nämlich weitaus weniger dramatisch...
Also auch nur die selbe Lügenpresse hier!

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Max Mustermann
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Hier das komplette Zitat: "Der Einsatz der Bundeswehr war notwendig, konnte aber nur ein Element einer Gesamtstrategie sein." Was soll der zweite Teil des Satzes am Inhalt des ersten ändern? Wie schön, dass der Krieg nur ein Element der deutschen...

Hier das komplette Zitat: "Der Einsatz der Bundeswehr war notwendig, konnte aber nur ein Element einer Gesamtstrategie sein." Was soll der zweite Teil des Satzes am Inhalt des ersten ändern? Wie schön, dass der Krieg nur ein Element der deutschen Strategie ist.

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Uli Gellermann
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Ich gehöre sicher zu den top-informierten Bürgern aber vom Todenhöfer Brief und von dem Wimmer Interview habe ich auch nichts gesehen, nirgends.

Herr Weise
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Ihren Artikel kann ich unterschreiben.
Jedoch vergaßen Sie zu erwähnen, dass die Westalliierten nach 1990/91 einen Vertrag mit Russland unterschrieben haben, demzufolge kein ehemaliger UDSSR-Sateltenstaat je in die NATO aufgenommen werden darf.
Dies...

Ihren Artikel kann ich unterschreiben.
Jedoch vergaßen Sie zu erwähnen, dass die Westalliierten nach 1990/91 einen Vertrag mit Russland unterschrieben haben, demzufolge kein ehemaliger UDSSR-Sateltenstaat je in die NATO aufgenommen werden darf.
Dieser Vertrag ist kaltblütig gebrochen worden. Russland ist eingezingelt worden.
Wem es bisher noch nicht klar war: Verträge mit dem englischsprachigen Raum sind absolut wertlos !

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Schock
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Sehr geehrter Herr Gellermann,

ich habe gerade Ihren sehr guten Artikel "Die ARD fälscht den Trend - Die Deutschen müssen kriegsreif gequatscht werden" gefunden und würde den Artikel gerne auf www.yoice.net und www.jungle-drum.de erneut...

Sehr geehrter Herr Gellermann,

ich habe gerade Ihren sehr guten Artikel "Die ARD fälscht den Trend - Die Deutschen müssen kriegsreif gequatscht werden" gefunden und würde den Artikel gerne auf www.yoice.net und www.jungle-drum.de erneut publizieren.

Über eine Genehmigung würde ich mich sehr freuen.

Backlink und Autorennennung sind selbstverständlich.

Kleiner Hinweis: Wir zeichnen am Freitag ein Interview von Lars Schall mit Willy Wimmer in englisch auf, um auch internationalen Publikum, die Aussagen aus dem Iranischen Radio zugänglich zu machen.

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Jan Karl-Heinz Bihy
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Herr Gellermann, vielen Dank auch für diesen Beitrag!
Für Herrn Weise: hier der Todenhöfer-Brief an Hr. Gauck:
LIEBER HERR BUNDESPRÄSIDENT, Sie fordern, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernimmt. Auch militärisch. Wissen Sie...

Herr Gellermann, vielen Dank auch für diesen Beitrag!
Für Herrn Weise: hier der Todenhöfer-Brief an Hr. Gauck:
LIEBER HERR BUNDESPRÄSIDENT, Sie fordern, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernimmt. Auch militärisch. Wissen Sie wirklich, wovon Sie reden? Ich bezweifle es und habe daher vier Vorschläge:

1. Ein Besuch im syrischen Aleppo oder in Homs. Damit Sie einmal persönlich erleben, was Krieg bedeutet.
2.Vier Wochen Patrouillenfahrt mit unseren Soldaten in afghanischen Kampfgebieten. Sie dürfen auch Ihre Kinder oder Enkel schicken.
3. Ein Besuch eines Krankenhauses in Pakistan, Somalia oder im Yemen - bei unschuldigen Opfern amerikanischer Drohnenangriffe.
4. Ein Besuch des deutschen Soldatenfriedhofes El Alamein in Ägypten. Dort liegen seit 70 Jahren 4.800 deutsche Soldaten begraben. Manche waren erst 17. Kein Bundespräsident hat sie je besucht.

Nach unserem Grundgesetz haben Sie "dem Frieden zu dienen". Angriffskriege sind nach Artikel 26 verfassungswidrig und strafbar. Krieg ist grundsätzlich nur zur Verteidigung zulässig. Sagen Sie jetzt nicht, unsere Sicherheit werde auch in Afrika verteidigt. So etwas ähnliches hatten wir schon mal. 100.000 Afghanen haben diesen Unsinn mit dem Leben bezahlt.

Wie kommt es, dass ausgerechnet Sie als Bundespräsident nach all den Kriegstragödien unseres Landes schon wieder deutsche Militäreinsätze fordern? Es stimmt, wir müssen mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Aber doch nicht für Kriege, sondern für den Frieden! Als ehrlicher Makler. Das sollte unsere Rolle sein. Und auch Ihre.

Ihr Jürgen Todenhöfer

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Dirk Hagendorf
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