Das wurde aber auch Zeit, endlich sind die Bezüge der deutschen Manager wieder gestiegen, zwar nur um magere acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber immerhin. Trotz der Erhöhung ist der Durchschnittswert erschreckend niedrig: Nur 1,6 Millionen Euro verdient so ein Spitzenmanager jährlich, kein Wunder, dass man von Streik und Arbeitsverweigerung munkelt. Denn Manager haben es wirklich schwer: Von ihrem schäbigen Gehalt geht auch noch der Spitzensteuersatz ab, da bleibt dem Durchschnitts-Vorstandsvorsitzen eine knappe Million. Und wie soll seine Frau davon den Haushalt bestreiten? Sicher, es gibt diesen oder jenen Top-Mann, einen bei der Deutschen Bank zum Beispiel, der erhält im Jahr 3 Millionen oder mehr, aber wenn sich sein Steuerberater nicht extrem anstrengen würde, blieben ihm davon kaum zwei Millionen. Unsere Spitzenkräfte bekommen ja nicht einmal Nachtschichtzuschläge, obwohl wir alle wissen, dass viele Entscheidungen erst am späten Abend, zwischen Rehnüsschen auf Mangoldmousse und Creme Brulée fallen.

Um vieles besser hat es da ein Metallarbeiter, der kommt fröhlich nach der Nachtschicht nach Hause, jeden Monat, den der Herrgott geschaffen hat, werden ihm an die 2.000 € brutto geschenkt und um einen Steuerberater muss er sich gar nicht erst kümmern. Kaum zu Hause angekommen, die Frau ist Krankenschwester und bekommt auch Nachtzuschläge ohne Ende, schmiert der dem Sohn das Schulbrot und legt sich gemütlich hin. Sein Vorstandsvorsitzender joggt zu dieser Zeit bereits. Dabei macht er sich Gedanken um die Firma, darf aber trotzdem nicht eine einzige Überstunde aufschreiben!

Das Elend der deutschen Manager wird am Beispiel der deutschen Automobilindustrie so richtig deutlich: Sollen die Verluste beim Bau des neuen Hyper-Sportwagens Bugatti, man spricht von 30 - 50 Millionen Euro, nur auf die Preise des VW Golf aufgeschlagen werden, oder sollte es besser einen Mix aus Preiserhöhungen, begründet mit dem teuren Standort Deutschland, und einer Senkung der Tariflöhne geben? Auch Daimler steckt in solch einer Zwickmühle, die Zig-Millionen Marketing- und Entwicklungskosten für das Luxusmobil Maybach rentieren sich nicht, kaum einer will ein Auto, das in keine Tiefgarage passt. Herr Schrempp ist schon entlassen, das Vorstandsalär ist bereits auf durchschnittlich 2,6 Millionen, also in die Nähe der Armutsgrenze, gefallen. Wo soll man denn jetzt noch einsparen?

Während die Krankenschwester, die Frau des Metallarbeiters, noch im warmen Bus sitzt, blickt unser Vorstandsvorsitzender auf die kalten Gipfel der Aktienindexe und ihn friert: Seine Aktien sind gefallen, Pech gehabt, wäre er ein Monopolist wie die deutschen Stromerzeuger oder hätte er eine eingebaute Preissteigerungsgarantie, wie die deutschen Gaslieferanten, dann wäre alles klar. Aber so? Was um Gottes willen soll er mit seinen Bonus-Aktien anstellen? Will ihn denn keiner feindlich übernehmen, damit er, wie jüngst Herr Esser von Mannesmann, ein paar Milliönchen auf die blanken Nerven gelegt bekommt?

Die Krankenschwester hat gerade mal geruhsam die Bettpfannen auf der Station geleert, da muss der Herr Vorstand von Termin zu Termin hetzen, erst die Pressekonferenz, in der er die kleine Kursschwankung als temporäre Schwäche, dem schlechten Markt geschuldet, erklärt: "Wissen Sie, die Leute sitzen auf Ihrem Geld, die fahren lieber in Urlaub als was zu kaufen, so kann der Binnenmarkt ja nicht gesunden..." Dann das Treffen im Land- und Golf-Club, sein Handicap ist gesunken, das erhöht den Kredit bei der Hausbank: "Sollten wir nicht Teile der Produktion nach Polen verlegen, das verlangt zwar beträchtliche Anfangsinvestitionen, erhöht aber den Abschreibungsfaktor deutlich, die Löhne sind drüben niedriger und unsere Steuern in Deutschland sinken dann weiter, gut, oder?"

Der Metaller und seine Frau reden über Abzahlung, nicht über Abschreibung. Sie wissen nicht, wie gut sie es haben. Besser geht es nur noch den Arbeitslosen, für die ist immer Schichtschluss und sie müssen sich nicht mal über Abzahlungen Gedanken machen, denn wer wollte denen Kredite geben. Sie führen heute schon das Leben, von dem der Direktor nur selten zu träumen wagt: Keine Termine, keine Geschäftsessen, Aufstehen wann man will und dann und wann ein kühles Bier am Kiosk. - Die Gesellschaft sollte den Vorständen endlich ihre Träume erfüllen: Alle entlassen.

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