Es ist noch gar nicht richtig Weihnachten, da legt uns der West-Berliner „Tagesspiegel“, als sei schon Ostern, ein faules Ei auf den Gabentisch: Unter der Überschrift „Die Antifa-Aktivistin und die Querfront“ fühlt sich ein Tagesspiegel-Schreiber bemüßigt, die Zehlendorferin Irmela Mensah-Schramm als Marionette einer düsteren Querfront zu denunzieren. Das ist jene imaginäre Front, in der angeblich Linke und Rechte zusammenarbeiten und die als Diffamierungs-Etikett für die Friedensbewegung erst so richtig mediengängig geworden ist. Frau Schramm ist jene saubere Berliner Hausfrau, die seit mehr als 30 Jahren rechte Graffiti einfach wegputzt. „Und doch gibt es ein Problem“, hat der „Tagesspiegel“ jetzt entdeckt: „Denn die Ikone des Kampfes gegen rechts hat sich seit einiger Zeit mit Leuten eingelassen“, die angeblich zum „Querfront-Milieu“ gehören.

Der „Tagesspiegel“ – das ist die Zeitung, die sich voll und ganz hinter den Irak-Krieg gestellt hatte. Und die in ihrem Kampf für den Bush-Krieg Intellektuelle, die sich gegen den Krieg wandten, als „feige“ beschimpfte. Der Tagesspiegel –  das ist ein Blatt, das zum Holtzbrink-Konzern gehört. Der Gründer dieses Konzerns, Georg von Holtzbrinck, hatte seine 1933 begonnene NSDAP-Mitgliedschaft nach dem Krieg kaum beendet, da wechselte er zum ehrbaren „Deutschen Bücherbund“, verdiente sich dumm und dämlich und setzte später den Georg von Holtzbrinck Preis für Wirtschaftspublizistik“ in die Welt. In dessen Jury sitzen Profiteure wie Paul Achleitner von der Allianz Versicherung oder Dieter Rampl von der HypoVereinsbank. Das rechte Konzern-Blatt spielt also nun den linken Tugendwächter und benutzt dabei den Begriff der Querfront als wohlfeile Waffe.

Die Zeitung stützt sich bei ihrer Diffamierung auf einen obskuren Blogger namens матрёшка (Matroshka), der auf den 41 Seiten einer angeblichen Dokumentation „Friedens-Nazis“ mit der Linken Petra Pau und der „Stopp Ramstein Kampagne“ verrührt. Um dann rund um Irmela Mensah-Schramm eine „typische Mimikry-Strategie“ zu behaupten, „wie man es sonst nur von Rechten und Neurechten kennt“. матрёшка schreibt in jenem raunenden Ton, wie man ihn sonst nur von „Verschwörungstheoretikern“ kennt und seine Behauptungen sind natürlich nicht belegt. Das hindert den „Tagesspiegel“ nicht, bei dieser trüben Quelle abzuschreiben und auch noch einen anonymen „kundigen journalistischen Beobachter der Szene“ zu zitieren: „Mensah-Schramms Verhältnis zur Szene sei so eng, „dass es schon fast an ein Stockholm-Syndrom erinnert". So geht Kampagnen-Jornalismus: Gestern noch auf der Barrikade mit Senator Lederer gegen Ken Jebsen, heute wird der Frau Schramm aber die Antifa-Maske vom Gesicht gerissen.

Wann ist der Papst dran? Denn jedermann weiß, dass der Mann für die Armen ist, also links. Zugleich steht er der reichen katholischen Kirche vor, also ist er auch rechts. So kann Franziskus nur die Querfront in sich und an sich sein. Die genialen Schnüffler in den deutschen Medien werden das wahrscheinlich bei den nächsten Friedens-Texten des Papstes riechen und umgehend publizieren.

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Diese links-Rechts-Verdrehung des "Tagesspiegels" ist ungeheuerlich. Noch ungeheuerlich er ist es, dass immer wieder linke Leute auf diesen Quatsch reinfallen: Kapiert doch endlich mal, dass die Querfront eine Erfindung ist, um die Bewegungen zu...

Diese links-Rechts-Verdrehung des "Tagesspiegels" ist ungeheuerlich. Noch ungeheuerlich er ist es, dass immer wieder linke Leute auf diesen Quatsch reinfallen: Kapiert doch endlich mal, dass die Querfront eine Erfindung ist, um die Bewegungen zu spalten,

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Inge Herrmann
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Das Papstbeispiel ist köstlich. An dem wird die ganze Verlogenheit der Querfront-Kampagne deutlich.

Harry Heinrich
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Ich habe den schändlichen Artikel im Tagesspiegel selbst gelesen:

http://www.tagesspiegel.de/politik/polit-putze-mensah-schramm-die-antifa-aktivistin-und-die-querfront/20651126.html

Es ist gut, dass Sie an die widerliche Haltung dieser Zeitung...

Ich habe den schändlichen Artikel im Tagesspiegel selbst gelesen:

http://www.tagesspiegel.de/politik/polit-putze-mensah-schramm-die-antifa-aktivistin-und-die-querfront/20651126.html

Es ist gut, dass Sie an die widerliche Haltung dieser Zeitung (und der der Mehrheit der deutschen Medien) währen des Irak-Kriegs erinnern. Gestern haben sie noch frech Kriegspropaganda betrieben, heute fälschen sie mit der "Querfont" sie Wahrheit. Widerlich!

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Uwe Bergmann
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Deutschen Oper in Berlin Schahanhänger und Berliner Polizisten. Ein Polizist erschoß den Studenten Benno Ohnesorg. Was zeigte der Berliner Tagesspiegel am 4. Juni 1967 von diesem Gemetzel auf seiner sonntäglichen Foto-Seite? Einen Polizisten, der...

Deutschen Oper in Berlin Schahanhänger und Berliner Polizisten. Ein Polizist erschoß den Studenten Benno Ohnesorg. Was zeigte der Berliner Tagesspiegel am 4. Juni 1967 von diesem Gemetzel auf seiner sonntäglichen Foto-Seite? Einen Polizisten, der einer alten Frau neben der Demonstration über die Straße hilft.
Tagesspiegel- Meisner sitzt in einer Redaktion, die seit über 50 Jahren Fake News verbreitet. Da sitzt er nun und kann nicht anders.

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Thomas Immanuel Steinberg
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Man nennt ihn auch den Tages-Spitzel. Und er trägt diesen Namen zu Recht.

Rita Steffen
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Ihre Vorhersage, Uli Gellermann, dass Papst Franziskus bald als 'Querfrontler' diffamiert wird, wird, weil wir so "geniale
Schnüffler in den deutschen Medien" haben, sicherlich eintreffen!

Helene+Ansgar Klein
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Matroshkas nennt man meines Wissens jene Puppen, die innen ganz hohl sind und in diesem Hohlraum noch weitere Puppen verstecken. Ist das nichtbezeichnend?

Rudi der Ratlose
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Seit Bachmann gegen Dutschke wissen wir: Medien -nicht nur der Tagesspiegel - hetzen und produzieren Pogramstimmung, und irgend so ein Knallkopf druckt dann irgendwann ab. Der Vorwurf der Querfront wird so zum Frontalgewehr, gewehrfrontal....

Seit Bachmann gegen Dutschke wissen wir: Medien -nicht nur der Tagesspiegel - hetzen und produzieren Pogramstimmung, und irgend so ein Knallkopf druckt dann irgendwann ab. Der Vorwurf der Querfront wird so zum Frontalgewehr, gewehrfrontal. (Leider ist das Wortspiel nicht geeignet, die Querfrontanschuldigungen als gewehrfrontal zu entlarven.)

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Paulo H. Bruder
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Die politischen Zeiten lassen kaum eine andere Wahl, als die Themenfestlegung, die der GALERIST mit politischem Instinkt getroffen hat. Dafür ist ihm zu danken.
Es wird eng im Land, wenn man bemerkt, wie es langsam aber stetig erkennbar in...

Die politischen Zeiten lassen kaum eine andere Wahl, als die Themenfestlegung, die der GALERIST mit politischem Instinkt getroffen hat. Dafür ist ihm zu danken.
Es wird eng im Land, wenn man bemerkt, wie es langsam aber stetig erkennbar in Richtung autoritär, und gegen die verbrieften Grundrechte des Volkes vom Staat offen und mittlerweile ohne Hemmungen verstoßen wird. Sicherlich geht das schon sehr lange so, nur wird immer deutlicher, und den Herrschenden geht die Düse. Das Volk ist nicht so unwissend, wie man es sich wünscht. Die Möglichkeit sich umfassend zu informieren, und mitzubekommen, was alles so richtig falsch läuft im Land lässt sie nervös werden, und was muss dann auf den Plan ?
Da sie ja irgendwie nichts gelernt haben muß der Hammer gegen Andersdenkende gezückt werden, und das, was unvereinbar ist, und das versteht sich wirklich von selbst, aus der Geschichte heraus, zwanghaft zusammen bringen zu wollen, um die Linken im Land zu diskreditieren, zu diskrimieren, Opfer und Täter auf eine Stufe stellen zu wollen ist an Frechheit kaum zu übertreffen. Aber eigentlich will man die Linken als charakterschwach, als wankelmütig, als Leute, die sogar mit denen zusammengehen, die doch so lautstark sich empören über eine AfD im Deutschen Bundesrag, wenn es für sie von Nutzen ist. Das blöde ist nur, dass sie von sich auf Andere schließen. .....und verteile auf die Andern meinen Mist." (K.Wecker). Die Unzufriedenheit im Land wird größer, die Spaltung zwischen arm und reich. Obszön kann das nur genannt werden. Jedes 5.Kind lebt in Armut. Mit den Arbeitslosenzahlen wird gelogen, dass die Schwarte kracht, Es gibt keine offiziellen Obdachlosenzahlen, und das in einem Land, wo jeder Furz am liebsten gezählt werden würde, um in alle Bereiche des menschlichen Lebens einzudringen, um sie zu kontrollieren.
Die Konzentration auf die Verdrehung und schändlicher Lüge von denen da oben lässt mich auf die Kokosnußpalme bringen, und dass die Medien fleißig denen in den Allerwertesten kriechen macht sehr deutlich, dass denen zuviel Bewegung in der Gesellschaft ist. Streiks, Glyphosat, Jamaika geplatzt und Schulz vertällt noch und stellt sich an, wie jemand der letztendlich nicht anders kann, als staatstragend. Es ist der rote Faden der SpD. Die sPD: Bleibende Verräter der Arbeiterklasse.- Die, die das immer wieder in die Welt setzen, Lügen verbreiten, dem Faschismus gehuldigt haben; die Propaganda, die Presse als Herrschaftsinstrument macht es wieder, um den Staat und ihre Verleger, die fleißig ihren Interessen folgend zu schützen.
Dreckiger geht es nicht. Es ist natürlich nichts Neues, nur warum zum jetztigen Zeitpunkt ? Wo es gesellschaftliche Probleme gibt, die nach Lösungen schreien. Keiner von denen, die den dicken Max machen, und die Linken mit Dreck bewerfen sind irgendwann einmal durch besondere Ereignisse aufgefallen, die über ihren eigenen Nabel und ihrer Kreiselei, die für die gesamte Gesellschaft einen wirklichen Nutzen gehabt hätten. Die Stiftungen der Damen und Herren sind in allererster Linie dafür gedacht, ihre Knete unterzubringen, und Almosen sollte es nicht geben, sondern eher eine staatliche Aufgabe es sein, die die Schwachen vor den Starken schützt, durch Gesetze, die das hergeben, denn der Starke braucht keinen starken Staat, den brauchen die Schwachen, die Verletzlichen, die Abhängigen, und dafür sollte wirklich linke Politik stehen, dann sind die Ängste und Befürchtungen der Herrschenden wirklich real, und dann ist warm anziehen angebracht, was Tausende in diesem Winter wieder nicht können. Eine Schande, dass das Menschenrecht auf warme Kleidung, auf ein Dach über dem Kopf, auf medizinische Hilfe, und auf das was der Mensch braucht, weil er ein Mensch ist ihm verweigert wird. Das zu ändern muss Aufgabe einer LINKEN im Land sein und bleiben.

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Ulrike Spurgat
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Jetzt weiß ich ja nicht, ob richtig liege und traue mich mal zu schreiben, dass ich dieses ganze künstliche Theater um die "Querfront" einfach nicht verstehe.

Was ist denn dabei, wenn ich als Linke auch rechte Freunde habe, die das Soziale und...

Jetzt weiß ich ja nicht, ob richtig liege und traue mich mal zu schreiben, dass ich dieses ganze künstliche Theater um die "Querfront" einfach nicht verstehe.

Was ist denn dabei, wenn ich als Linke auch rechte Freunde habe, die das Soziale und Anti-Kriegerische genauso hochhalten wie ich ? Dass wir also einige Berührungspunkte haben bei denen wir uns einig sind und einige, bei denen das eben nicht klappt. Kommt dann nicht gerade Toleranz ins Spiel die Meinung des anderen zu achten und zu respektieren ? Ich bin z.B. mit Merkels Flüchtiglingspolitik überhaupt nicht einverstanden und tendiere zur Meinung von FDP, AfD, der Tierschutzpartei und dem Dalai Lama, ganz im Gegensatz zu der Meinung der der meisten Linken und SPD, die auch die Kirchen vertreten. Ich merke, wie mich diese überzeugten Linken und Kirchgänger anfangen zu meiden - oder ich sie, das weiß ich noch nicht so genau.

Wenn also Frau Schramm ihren Beitrag zur Friedensarbeit darin sieht, die Schmierereien von Rechten einfach wegzuputzen und Freunde aus der rechten Szene hat die diese Rechts-Graffiti-Kunst auch nicht mögen. Was ist dabei ? Teile und herrsche zieht da nicht. Vielleicht ärgert das diese Zeitung, deren Gründer Sie trefflich skizziert haben, lieber Herr Gellermann.

Schon schlimm, wenn Journalisten mithelfen wollen, dass sich ganz normale Zivilisten mit Zivilcourage auch noch in die Haare kriegen, wie im BT, wo man die AfD wie Aussätzige behandelt. Das sind doch keine Demokraten und tolerante Menschen, sondern eiskalte, berechnende Machtpolitiker, die ihren Wert aus der Diskriminierung anderer ziehen.

Das Beispiel mit Papst Franziskus ist super gut. Aber auch über ihn habe ich in einem sehr angesehenen Blatt - eher links-liberal mit Hang nach rechts, im Forum Kommentare gelesen, die ihn am liebsten woanders sähen - jedenfalls nicht im Himmel.

Irgendwo habe ich mal einen Spruch gelesen, der ungefähr so hieß: " Ein Christ ist immer auch ein Sozialist. Ein Sozialist muss aber nicht immer ein Christ sein.

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Karola Schramm
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