Es ist ein zynischer Witz: Ausgerechnet die G-7-Staaten fordern „ein Ende der Eskalation in Libyen“. Unter den G-7-Staaten sind genau jene Länder, die sich 2011 in die libyschen Bürgerproteste auf der Seite der Gaddafi-Gegner eingemischt hatten. Mit dem Ziel, den Präsidenten Muammar al-Gaddafi zu stürzen. Schnell wurde der Mann in den westlichen Medien zum Diktator erklärt, schnell wurden Ziele wie Freiheit und Demokratie proklamiert, und noch schneller griffen die USA, Großbritannien und Frankreich am 19. März 2011 mit einer Luft- und Seeblockade in die internen Auseinandersetzungen in Libyen ein. Rund 50.000 Tote und ein paar Jahr später dauert der Krieg immer noch an.

Schon damals spielte der Auslandsgeheimdienst der USA, die CIA mit seiner Handpuppe General Chalifa Haftar, eine herausragende Rolle: Der einstige Offizier der Libyschen Armee setzte sich 1987 mit Hilfe der CIA in die Vereinigten Staaten ab, sagte sich von Gaddafi los, wurde amerikanischer Staatsbürger und arbeitete einige Jahre lang für die CIA. Haftar ist inzwischen ein mächtiger Warlord und ein Gegner von Fajis as-Sarradsch, der eine angeblich international anerkannte Regierung in Tripolis leitet. As-Sarradschs Regierung wird von Milizen aus Misrata sowie von den Muslimbrüdern und der Türkei und Katar unterstützt. Die alte Anti-Gaddafi-Koalition ist zur Zeit also auf der Seite einer Regierung, die eher islamistisch orientiert ist. Wie weit mit dieser Verbindung das alte, vorgebliche Ziel westlicher Freiheit und Demokratie zu erreichen ist, mag keiner beantworten.

Die Zeit, in der die USA in und um Libyen schalten und walten konnten, wie sie wollten, scheint vorbei zu sein. Ihr verlängerter Arm, Chalifa Haftar, dessen Truppen in den vergangenen Monaten die wichtige Erdölinfrastruktur wie Bohranlagen, Pumpstationen und Ölterminals eingenommen haben, macht sich relativ selbstständig. Überdeutlich wurde dieses Streben nach Selbständigkeit, als er im Januar 2017 Russlands einzigem Flugzeugträger einen Besuch abstattete und von dort aus eine Videokonferenz mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu abhielt.

Wenn die G-7-Staaten jetzt so tun, als seien sie eine Friedensmacht, dann wollen sie einerseits vergessen machen, dass einige von ihnen an der Zerstörung des relativ friedlichen Libyen beteiligt waren und dass sie, seit sie 2014 Russland aus der Kooperation ausgeschlossen haben, nur noch begrenzt handlungsfähig sind. Auch deshalb ist dem Wort des russischen Außenministers Sergej Lawrow besonderes Gewicht beizumessen, der die libyschen Konfliktparteien zu einem Dialog ohne Vorbedingungen aufrief. Wie schon in den syrischen Kämpfen wird auch in Libyen deutlich: Russland kehrt zu seiner Bedeutung im arabischen Raum zurück.

Libyen hatte zur Zeit der Sozialistisch Libysch-Arabischen Volksdschamahirija unter Gaddafi eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen des afrikanischen Kontinents. Die Sozialversicherung der Einwohner umfasste die kostenlose medizinische Versorgung sowie Witwen-, Waisen- und Altersrenten. Frauen hatten in der Gaddafi-Zeit, verglichen mit anderen arabischen Ländern, eine hohe Bildung. Bei einer Scheidung durften sie das gemeinsame Haus oder die Wohnung behalten. Es gab Kindertagesstätten für berufstätige Frauen, sowie Frauen in klassischen „Männerberufen“ wie Polizistinnen oder Pilotinnen. Libyen war ein wohlhabendes und weitgehend friedliches Land, die Gewinne aus seinen Rohstoffressourcen wurden zu einer fortschrittlichen, nahezu egalitären Sozialpolitik eingesetzt. Die Basis dafür ergab sich aus der Verstaatlichung von ausländischen Ölkonzernen wie Exxon, Shell und Texaco.

Auch die wesentlichen deutschen Medien klatschten 2011 dem militärischen Überfall der US-geführten Allianz auf Libyen Beifall. Kein Wort des Bedauerns über die Zerstörung des Landes, kein Wort der Trauer über die Toten, erst recht kein Wort über die Verantwortung der NATO. Am 70. Geburtstag möchte der Militär-Pakt nur ungern an seine mörderische Rolle in Libyen erinnert werden. Erneut bestätigen sich die westlichen Medien als Schweigekartell gegen die historische Wahrheit.

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Dass es 2011 keinen "Bürgerkrieg" in Libyen gab, hat mittlerweile sogar das britische Parlament in einem offiziellen Bericht bestätigt. Über diesen und ein paar andere Kleinigkeiten kann man sich in dem "Dossier Libyen" auf www.antikrieg.com...

Dass es 2011 keinen "Bürgerkrieg" in Libyen gab, hat mittlerweile sogar das britische Parlament in einem offiziellen Bericht bestätigt. Über diesen und ein paar andere Kleinigkeiten kann man sich in dem "Dossier Libyen" auf www.antikrieg.com informieren, wo dieses gigantische Verbrechen der NATO ziemlich eingehend dokumentiert ist.
"Militärpakt" klingt gut für eine Bande von Verbrechern, die es mit den Nazis leicht aufnehmen kann. Die Führer des Deutschen Reiches hat man seinerzeit aufgehängt, weil sie das "Verbrechen gegen den Frieden" (dieses wurde beim Nürnberger Prozess sozusagen aus der Taufe gehoben) begangen haben, nämlich die Planung, Vorbereitung und Durchführung eines Angriffskriegs.

Geht man nach diesen Kriterien, die seither Bestandteil des Internationalen Rechts sind, dann sieht es nicht besonders gut aus für die Führer der NATO, sollte diese verbrecherische Organisation eines Tages - hoffentlich bald - ihr wohlverdientes Ende finden, was ja durchaus möglich ist. Wer "damals" zu sagen wagte, dass das Tausendjährige Reich keine tausend Jahre alt werden wird, dem wurde kurzer Prozess gemacht. Heute ist natürlich alles ganz anders. Nun mal ehrlich - haben Sie schon daran gedacht, dass schon morgen Schluss mit lustig sein kann? So wie in Libyen?

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Klaus Madersbacher
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Das ist die NATO: Eine Horde von Verbrechern, die unshuldige Völker überfällt.

Vera Langer
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Zur aktuellen westlichen Sorge um den "Frieden" in Libyen zwei Gedanken.

1. Das in Libyen vorkommende Rohöl lässt sich besonders kostengünstig zu Autokraftstoff umdestillieren. Niedriger Schwefelgehalt und hoher Benzinanteil sind der Grund....

Zur aktuellen westlichen Sorge um den "Frieden" in Libyen zwei Gedanken.

1. Das in Libyen vorkommende Rohöl lässt sich besonders kostengünstig zu Autokraftstoff umdestillieren. Niedriger Schwefelgehalt und hoher Benzinanteil sind der Grund. Schwarzes Gold eben.

2. Muammar al-Gaddafi wurde, so weit ich weiß, gepfählt. Man vergleiche. Saddam Hussein starb am Galgen und der gewaltsame Tod Osama Bin Ladens ist bis heute nur durch die entsetzten Gesichter einiger Vertreter des Wertewestens auf einem Foto belegt, allen voran Barack Obama und Killery, äh, Hillary Clinton.

Die beiden Letztgenannten gaben auch den Einmarschbefehl in Libyen. Erfolgreich? Aus Sicht ihrer Auftraggeber: na logisch!

Vielleicht sollte man Benzin als "Araber-Blut" verkaufen, damit der Zusammenhang noch klarer wird? Und noch ein Zusammenhang: je mehr Öl oder Gas in einem Land vorkommt, desto böser ist automatisch der so genannte Machthaber. Das gilt weltweit, falls es nicht schon einen "robust" abgesicherten Liefervertrag mit uns, den Guten, gibt.

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Andreas Schell
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Danke für dies Licht auf's Dunkle!

Wera Blanke
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Sieben Monate dauerten die Luftangriffe, im März 2011 von den USA und der NATO gestartet. Die Fliegertruppe flog 30.000 Einsätze, davon 10.000 Angriffe, warfen mehr als 40.000 Raketen und Bomben ab.

Die NATO zerstörte einen Staat, dem die...

Sieben Monate dauerten die Luftangriffe, im März 2011 von den USA und der NATO gestartet. Die Fliegertruppe flog 30.000 Einsätze, davon 10.000 Angriffe, warfen mehr als 40.000 Raketen und Bomben ab.

Die NATO zerstörte einen Staat, dem die Weltbank 2010 ein "hohes Maß an Wirtschaftswachstum und menschlicher Entwicklung, dass den anderen afrikanischen Ländern überlegen war," zugestehen musste. Gleichzeitig ermöglichte Libyien mit einer eigenen Staatskasse die Entwicklung unabhängiger Wirtschaftsorganisationen und einer afrikanischen Währung in Afrika. Die USA und Frankreich einigten sich auf eine Blockadepolitik.

Das die Wirtschaftskrise in den USA und die nicht enden könnende Gier nach Rohstoffen, nach Öl- und Gasreserven, sowie die unterirdischen, riesigen, fossilen Wassereserven, haben zu wollen, um sie dann zu verteilen ist eine Gesetzmäßigkeit des Imperialismus und da bleibt mir nur die Systemfrage in aller Konsequenzu zu stellen.
Von 16 Milliarden Euro, die von der Euroclear Bank in Luxemburg und Belgien für libysche Vermögenswerte gesperrt wurden, sind mehr als zehn Milliarden verschwunden. Seit 2013 sind Millionen von Euro von diesem Vermögen nach Libyen transferiert worden um das System zu befördern, dass den USA, die seit langem, arm, wie die Kirchenmäuse sind auf Biegen und Brechen zu installieren. Diese menschlichen Tragödien haben zu verantworten: Die größten Kriegsverbrecher aller Zeiten mit ihrem Handlanger NATO und ihren Verbündeteten, wie auch Deutschland, dass an kriegerischen Einsätzen beteiligt ist, bleibt der "Sündenfall" nach 1945 und alle, allesamt gehören vor den Internationen Strafgerichtshof, müssen dort angeklagt und verurteilt werden wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und mir wird schlecht, wenn man sich die Berichterstattung der ÖR manchmal ansehen muss. Zum Kotzen und ein herzliches Danke dem Galeristen, der den "Finger in die Wunde" legt und das bitte möglichst noch sehr lange. Zur CIA gibt es viel zum Schreiben......,doch hier nun nicht mehr. Der Kommentar würde die akzeptable Länge überschreiten. Apropos Länge: Michael Kohle, wo sind sie geblieben
Im Juli 2011 strömten ca. 1 700 000 Menschen in Tripolis auf den grünen Platz zur Verteidigung
ihrer Heimat und gegen die Aggression der NATO. Ihr Ruf: "Durch unsere Seele, durch unser Blut werden wir unsere Heimat verteidigen!" und "Die NATO, das ist die Barberei, Ghadafi, du bist die Zivilisation!"
USA, NATO und die Verbündeten bedeuten Krieg !

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Ullrike Spurgat
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Dem Volk von Libyen wünsche ich viel Erfolg beim Kampf gegen die Profitgier des Globalen Kapitalismus und bei ihrem Krieg zur Verteidigung ihrer Heimat und ihrer sozialen Errungenschaften!

R. R.
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Hier die komplette Liste der Untaten die der
Diktator und Dämon Gaddafi seinem Volk angetan hat:

- Freies Studium und Ausbildung
- Studenten erhielten das Durchschnittsgehalt
des Berufes den sie studierten
- Studenten die im Ausland studierten...

Hier die komplette Liste der Untaten die der
Diktator und Dämon Gaddafi seinem Volk angetan hat:

- Freies Studium und Ausbildung
- Studenten erhielten das Durchschnittsgehalt
des Berufes den sie studierten
- Studenten die im Ausland studierten erhielten
freie Unterkunft, ein Auto und pro Jahr Euro
2500,00
- Kostenlose Elektrizität
- Kostenlose medizinische Versorgung
- Frisch verheiratet Paare erhielten vom Staat
USD 50.000,00 als Geschenk
- Automobile wurden zum Herstellungspreis
frei von Zinsen verkauft
- Private Darlehen wurden frei von Zinsen vergeben
- Der Laib Brot kostete USD 0,15
- Benzin kostete USD 0,12 pro Liter
- Teile des Profits aus den staatlichen Ölverkäufen wurden der Bevölkerung direkt auf deren Konten überwiesen
- Bauern erhielten freies Land, Saatgut und Vieh
- Vollbeschäftigung und wer zeitweise Arbeitslos war erhielt den vollen Lohn so als wäre er weiterhin Beschäftigt

Das alles hätte schon gereicht um auf die Abschußliste der westlichen Eliten zu kommen allein schon wegen des schlechten
Vergleichsbeispiels für die westlichen Bevölkerungen. Die rote Linie überschritt Gadaffi mit der Installation einer Zentralbank in Form einer Staatsbank die vollkommen unabhängig von westlichen Zentralbanken
agierte.

Im Jahre 2010 kündigte Gaddafi die Kreation des Gold-Dinars an der als Währung in ganz Nord-West-Afrika gültig sein sollte und den französischen Kolonial-Franc abgelöst hätte und somit der kolonialen Ausbeutung der afrikanischen Länder ein Ende gesetzt hätte.
Ölexporte sollten von den Importeuren in Gold Dinars bezahlt werden, nicht mehr in USD.
Das war wohl der letzte Strohhalm der dem Kamel den Rücken brach.

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Alexander Kocks
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Haftar ist jetzt auf der falschen Seite.

Manfred Caesar
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Öffentlichrechtlicher Rundfunk und Fernsehen und Hauptmedien waren damals Kriegspartei auf Seiten der Brandstifter - wie heute!

Was soll man von denen erwarten? Dass sie ihre eigene Schande, ihr Totalversagen, eingestehen? Schön wär's.
Aber die ÖR...

Öffentlichrechtlicher Rundfunk und Fernsehen und Hauptmedien waren damals Kriegspartei auf Seiten der Brandstifter - wie heute!

Was soll man von denen erwarten? Dass sie ihre eigene Schande, ihr Totalversagen, eingestehen? Schön wär's.
Aber die ÖR fordern vielmehr immer frecher ihr immer höheres Zwangsgeld zum Weiterbetrieb ihres NATO-gesteuerten Leuteverdummungsprogramms.

Wir bezahlen fürs Belogen- und Schlecht-bis gar-nicht-informiert werden auch noch selbst. Geht's eigentlich noch perverser?

Die Gebühren sollte man als "Orwell-Abgabe" an den Pranger stellen.

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Albrecht Storz
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Es geht also weiter. Das Ziel der USA/NATO ganz Nordafrika nicht nur zu destabilisieren, sondern in die Steinzeit zu bomben ist noch nicht ad acta gelegt.

"Als sich der damalige NATO-Oberbefehlshaber General Wesley Clark im Jahr 2001 bei...

Es geht also weiter. Das Ziel der USA/NATO ganz Nordafrika nicht nur zu destabilisieren, sondern in die Steinzeit zu bomben ist noch nicht ad acta gelegt.

"Als sich der damalige NATO-Oberbefehlshaber General Wesley Clark im Jahr 2001 bei US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erkundigte, ob die amerikanischen Streitkräfte ernsthaft erwägen, den Irak anzugreifen, antwortete Rumsfeld: "Oh, schlimmer noch!" Er präsentierte ein als geheim klassifiziertes Memo, das er angeblich mit den Worten erläuterte: "Dies ist ein Memo, das beschreibt, wie wir in den nächsten fünf Jahren in sieben Länder einmarschieren, beginnend mit dem Irak, dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und schließlich, am Ende, in den Iran.""

https://www.heise.de/tp/features/Schwache-Staaten-schaffen-3366614.html?seite=all

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Ernst Blutig
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