Das waren noch Zeiten als der US-Außenminister Colin Powell im Februar 2003 vor der UN-Versammlung seine Rede zur Begründung des Irak-Krieges hielt: Eine Weltbühne, ein eloquenter Minister, eine farbige Power-Point-Präsentation, das Giftgas waberte geradezu von den Wänden und die Willigen meldeten gehorsamst an Bush jr., den obersten Kriegsherren der USA: Jawoll, mein Feldzugs-Führer, wir folgen Dir. Auch die deutschen Medien ließen sich damals nicht lumpen und stimmten, mit ganz, ganz wenige Ausnahmen in das Kriegsgeschrei der amerikanischen Lumpen ein. A War was born, eine halbe Million Iraker starben.

Fast verstohlen schiebt die aktuelle US-Regierung diesmal vier Fotos über die Theke des internationalen Nachrichtenhandels: Schwarz-weiß sollen die angeblichen Satelliten-Aufnahmen beweisen, dass die Russen Stellungen der ukrainischen Armee beschossen haben. Ein paar Raketenwerfer im Irgendwo, ein paar Einschläge im Nirgendwo. Einschlägige Fachleute sagen, das hätte man im Computer-Programm "Photoshop" auch besser hinkriegen können. Dass man eigentlich erwartet hatte, das US-Propaganda-Ministerium würde Bilder vom Abschuss des malaysischen Fluges MH 17 veröffentlichen, den es seit Tagen in unterschiedlichen Varianten den Russen anhängen will. Das konnte die deutschen Medien nicht irritieren: Freunde lügen nicht. So wurden die diffusen Fotos fast überall veröffentlicht.

Feinde lügen immer, grundsätzlich. Und da der unerschrockene deutsche Redakteur seit geraumer Zeit den Russen oder den Pro-Russen als Feind ins Visier genommen hat, ist dem nur Schlechtes zuzutrauen: Der Feind spielt mit den Leichen aus MH 17 Fangen, ist eine der Varianten. Kühn setzt sich der Redakteur sogar über TV-Bilder hinweg, die sein Konsument eigenäugig gesehen hat: Wie der Pro-Russe brav die unversehrten Flugschreiber abgeliefert hat. Wie der Pro-Russe Leichen in Säcken zu den Kühlwaggons bringt. Aber wenn der selbe Pro-Russe ein Stofftier aus den Flugzeugtrümmern hochhebt und bei Anne Will das Bild gezeigt wird, dann tut er das "triumphierend". Ein "Untermensch" eben, so hat der ukrainische Ministerpräsident ihn und die anderen Pro-Russen ja genannt. Hätte man das Original-Video komplett gezeigt, wie der Mann das Spielzeug respektvoll wieder hinlegt, wie er die Mütze abnimmt und sich bekreuzigt, hätte der Feind zum Menschen werden können. Wer will denn so was? Nur der Feind.

Ein Freund, ein guter Freund, ist - nächst allen Erben von Colin Powell - auch der schockoladensüße Poroshenko, der ukrainische Ministerpräsident. Tag um Tag weigert er sich die Aufzeichnungen des Funkverkehrs zwischen dem Flug MH 17 und dem Tower Kiew herauszugeben. Die hat der ukrainische Geheimdienst. Dort sitzen Freunde der USA. Und so weiter. Inzwischen hat die Poroshenko Soldateska die Absturzstelle beschossen. Weil sie "das Absturzgebiet der Boeing 777 von Terroristen befreien (will), um internationalen Experten Sicherheit zu garantieren und die Möglichkeit für ihre Untersuchungen“, behauptet einer aus der Kiewer Regierung. Wenn Poroshenko nicht so ein guter Freund wäre, hätten die totalitär freien deutschen Medien daran erinnert, dass er zwei Tage zuvor eine Waffenruhe im Umkreis von 40 Kilometern um die Unglücksstelle zugesagt hatte.

Zwischenzeitlich ist in der Ost-Ukraine eine "Schreckensherrschaft" aufgetaucht, verbreitet eine Presserklärung der UN. Die ist bei den nationalistisch geprägten, zusammengewürfelten Truppen der Separatisten nicht auszuschließen. Schließlich werden sie von den Oligarchen des "Donezker Clan" finanziert. Die sind kaum zimperlicher als ihre Brüder in Kiew. Aber vom Schrecken dieser, der feindlichen Brüder ist in deutschen Medien wenig zu erfahren. Von den rund Tausend zivilen Toten ist fast nur im Zusammenhang mit der "Schreckensherrschaft" der Pro-Russen zu lesen oder zu hören. Man könnte denken, die bringen ständig die eigenen Leute um. Wie sie anscheinend auch die Häuser jener Städte beschießen, in denen sie ihre Basis haben. So die ARD: "Auch in das Zentrum der von Separatisten gehaltenen Stadt Donezk schlugen Artilleriegeschosse ein. ... In allen Fällen ist unklar, wer geschossen hat." Wenn es nicht die Pro-Russen waren, dann werden es eben die Russen gewesen sein. Die fand man in der ARD immer schon unklar.

"Es kommt darauf an, wie man es sieht“, meint Mikael Skillt. „Ich wäre ein Idiot, wenn ich sagen würde, dass ich nicht will, dass die weiße Rasse überlebt", erzählte jüngst voll Stolz dieser Sniper und Rassist aus Schweden in das Mikrophon der BBC. Er kämpft zur Zeit im Asov-Bataillon, einem pro-ukrainischen, bewaffneten Freiwilligenverband in der Ost-Ukraine. "Ich bin der Führer einer kleinen Aufklärungseinheit, ich bin außerdem Scharfschütze und manchmal arbeite ich als Spezialkoordinator im Häuserkampf gegen Zivilisten." Das ist eine der vielen Nachrichten, die man in den deutschen Medien einfach nicht finden kann. Denn das könnte das Bild von den Freunden beschädigen.

"Jeder Schuss ein Russ´", stand auf den Eisenbahnwaggons, mit denen die deutschen Soldaten an die Fronten des Ersten Weltkriegs transportiert wurden. So holprig darf Propaganda heute nicht mehr gereimt sein. Und als Colin Powell damals seine angeblichen Beweis-Bilder an die unschuldige UN-Leinwand warf, war der Irak-Krieg längst beschlossene Sache.

Wer das Video mit dem Stofftier sehen will;

http://www.youtube.com/watch?v=xLdRBaL4-wU#t=58

Wer mehr von Mr. Skillt wissen will:

http://www.bbc.com/news/world-europe-28329329

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"Powell(...)Jeder Schuss ein Russ´"
Es hat, mindestens, 10 Minuten gedauert bis ich weiterlesen konnte, auch jetzt habe ich noch ein Schmunzeln im Gesicht.
...welches ich mir angesichts der vorherrschenden Propaganda vom Gesicht wischen musste....

"Powell(...)Jeder Schuss ein Russ´"
Es hat, mindestens, 10 Minuten gedauert bis ich weiterlesen konnte, auch jetzt habe ich noch ein Schmunzeln im Gesicht.
...welches ich mir angesichts der vorherrschenden Propaganda vom Gesicht wischen musste. Denn Sie haben mir in einer friedvollen Nacht, wieder einmal, vor Augen geführt das dass Leben so nicht ist.

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Martin Lechky
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Ich würde gerne diesen Text an meinen Offenen Bref an Gabriel anhängen. Darf ich das?

Hartmut Barth-Engelbart
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Aber selbstverständlich.

Uli Gellermann
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Der 4.Macht in Deutschland wird Vorgegeben was berichtet darf und was nicht .
Man muß eigenlich zum Boykott der GEZ-Gebühren Aufrufen denn das Lügen & Täuschen gleicht einer geistigen Vergewaltigung und ist fast Unerträglich und macht evtl.bei...

Der 4.Macht in Deutschland wird Vorgegeben was berichtet darf und was nicht .
Man muß eigenlich zum Boykott der GEZ-Gebühren Aufrufen denn das Lügen & Täuschen gleicht einer geistigen Vergewaltigung und ist fast Unerträglich und macht evtl.bei manchen Menschen Depressiv ?
Es ist einfach traurig was Freiheit & Demokratie aus den USA alles anrichtet.

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Pat Hall
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Das ist die elegante Art der Polemik: Treffsicher erwischen Sie die Epigonen Powells in den Redaktionen. Und zugleich warnen Sie ernsthaft vor der Kriegsgefahr.

Rita Werkmeister
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Mit "Jeder Schuss ein Russ" gehen Sie zu weit. Wir stehen nicht kurz vor einem neuen Weltkrieg. Diese Kassandra-Rufe nutzen sich ab und führen letztlich in die Interesselosigkeit.

Werner Kastner
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Der Artikel ist blendend formuliert und rundum durchdacht: Diese Leute in Kiew sind unberechenbar und zu allen Provokationen fähig. Da weiß keiner, wie lange die Russen noch die Nerven behalten. Mir macht die Situation Angst.

Irina Heidemann
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Powell und den Schweden gibt es hier auf "frischer Tat":

http://whatreallyhappened.com/IMAGES/USevidenceMH17.jpg

http://www.youtube.com/watch?v=yzqNz7CjnKI&feature=em-share_video_user

Das Bild einer jungen Mutter mit einjährigem Kind, die beide...

Powell und den Schweden gibt es hier auf "frischer Tat":

http://whatreallyhappened.com/IMAGES/USevidenceMH17.jpg

http://www.youtube.com/watch?v=yzqNz7CjnKI&feature=em-share_video_user

Das Bild einer jungen Mutter mit einjährigem Kind, die beide Opfer geworden sind während eines Park-Spaziergangs, vermag ich nicht einzustellen.

Sehr bedauerlich ist, daß der Journalismus auf breiter Front versagt. Teilweise entschuldigend ist zu vernehmen, daß dies auch in Abhängigkeit vom job steht (heutzutage ein weitläufiges Übel die Massen gefügig zu machen). Sorry, rechtfertigt das diese Entwicklung, die mehr oder weniger völlige Verdrehung oder schlichte Ignoranz von Sachverhalten?

All diese Laptop-Terroristen sollten mitten ins Kampfgebiet um ihr ?friendly-fire? hautnah zu spüren, zur Bergung der Opfer einer Auseinandersetzung, die sie verdreht bis verniedlicht haben, die von ihnen angeheizt wird. Danach wird die Schreibe entweder anders oder es folgt gegenüber dem ?Herrn? in der Chefetage im Minimum ein ?Ohne mich?. Nicht auszuschließen ist aber auch, daß sie völlig durchdrehen, so wie der abstruse Entertainment-Tourismus, den es in der Ukraine geben soll. s.a. oben verlinktes Video!

Für die Politik meines Landes schäme ich mich zutiefst. Dies aufgrund der Historie aus zwei Weltkriegen und die nicht -das zeigt sich heute- dazu geführt haben, aus Historie zu lernen gerade und insbesondere auch gegenüber Rußland. Das was jetzt wieder >>unverhohlen<< "salonfähig" geworden ist, habe ich bis vor kurzem noch für undenkbar gehalten!

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curti curti
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Mit dem Fall Ukraine gibt es endlich eine Möglichkeit, die "Europa Armee" zu testen: ""Wir sind auch an unseren Grenzen Gefahren ausgesetzt. Die Ukraine-Krise und die Krise am südlichen Rand des Mittelmeers sind uns sehr nah und das bedeutet,...

Mit dem Fall Ukraine gibt es endlich eine Möglichkeit, die "Europa Armee" zu testen: ""Wir sind auch an unseren Grenzen Gefahren ausgesetzt. Die Ukraine-Krise und die Krise am südlichen Rand des Mittelmeers sind uns sehr nah und das bedeutet, dass wir wirklich zu einer eigenen Anstrengung kommen sollten", sagt uns der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Barels. Welch ein schönes, sozialdemokratisches Glück.

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Kurt Wächter
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Uli Gellermann
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Zu einem der an vorderserter Front, aber aus sicherer Entfernung "kämpfenden" Schmierfinken:

Vorgesteern hat sich die Redaktion des EhNaMag via SPON veranlaßt gesehen, ein kurzes statement zur aktuellen Titelseite einzustellen und so den im...

Zu einem der an vorderserter Front, aber aus sicherer Entfernung "kämpfenden" Schmierfinken:

Vorgesteern hat sich die Redaktion des EhNaMag via SPON veranlaßt gesehen, ein kurzes statement zur aktuellen Titelseite einzustellen und so den im Zusammenhang stehenden Leitartikel weiter zu verklären. Insbesondere wird hervorgehoben, daß es sich nicht um Kriegstreiberei handeln soll.

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegel-titel-zu-putin-in-eigener-sache-a-983484.html

Nun, bekanntlich ist es eine Spirale, in deren Verlauf das was gestern noch vage Ausdruck fand, heute als akzeptierte Tatsache eingesetzt wird und morgen durch weitergehende Maßnahmen "folgerichtig" ergänzt werden >>muß<<. Am Ende steht der Krieg, der dann als unausweichlich propagandiert wird. "Unausweichlich" war übrigens der gestrige Tenor der Dicken aus der Uckermark, mit dem sie die verschärften Sanktionen gegen Rußland in ihrer bekannt hohlen "Argumentationsweise" zu rechtfertigen versuchte.

Es wäre ein Hochgenuß das gestrige statement des EhNaMag öffentlich zu sezieren und deren Gesamtwerk als das zu entlarven was es ist - ein minderwertiger Versuch fortgesetzter Volksverdummung, Hetzerei und per saldo auch Kriegstreiberei. Leider bzw. absehbar wurde keine Kommentarfunktion eingerichtet, wobei Kritik eh der dortigen Hardcore-Zensur zum Opfer fällt. Und einen Brief oder mail direkt in deren Zentralnerv kann man sich schenken - geht denen am Allerwertesten vorbei.

Es bleibt nur die konsequente Verachtung, der Hinweis auf deren Machenschaften und damit verbunden die Hoffnung, daß deren irres Treiben letztlich durch die Gesetze des Marktes erledigt wird.

Mein ältester Sohn (12 Jahre), die Ukraine-Krise von sich aus aufmerksam verfolgend, fängt bereits an bei Informationsdefiziten seiner Gesprächspartner zunächst mitleidsvoll zu fragen ob man "SPIEGELleser" sei. Auch das läßt hoffen.

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curti curti
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Ach, wäre das alles nur die Wiederaufnahme eines miserablen Theaterstücks!
Wir könnten Buh rufen oder pfeifen oder einfach nur aufstehen und den Saal verlassen.
Doch leider sind wir bereits Teil dieser Schmierenkomödie im Doppelpack, die sich auf...

Ach, wäre das alles nur die Wiederaufnahme eines miserablen Theaterstücks!
Wir könnten Buh rufen oder pfeifen oder einfach nur aufstehen und den Saal verlassen.
Doch leider sind wir bereits Teil dieser Schmierenkomödie im Doppelpack, die sich auf zwei Naturbühnen zu einem blutigen Drama entwickelt hat, mit allen erforderlichen Zutaten, die unabdingbar zu einem Schurkenstück gehören: Das Fehlen aller ethischen Einflüsse von Moral und Sittlichkeit. Rücksichtslose Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel. Einseitige Information, Verfälschung von Tatsachen zum Wohle eigener Interessen.
Wir Zuschauer sind längst hinaus über den Satz unserer Missbilligung, die Absicht erkannt zu haben und verstimmt zu sein.
Europa lügt sich in einen Krieg. Deutschland zeigt sich Russland gegenüber in schäbiger Undankbarkeit. Ich bin entsetzt über die Verfälschung von Nachrichten, über die Bereitwilligkeit einseitiger Sanktionen gegen ein Land, das bislang Langmut und Besonnenheit gezeigt hat, hingegen kein politisch gelenkter Protest gegen die Regierung in Israel stattfindet, die unverhohlen rücksichtslos auf engstem Raum waffenlose Frauen und Kinder bombardieren lässt unter der Begründung, sie seien Schutzschilde der Hamas, und dies erst gestern wieder bei Anne Wills Gesprächsrunde nachgebetet wurde.
Ich erinnere, dass die Lüge schon immer ein schnelles Pferd hatte und die Wahrheit stets mit Bleischuhen daherkam. Zur Zeit sind die Medien immer noch dabei, gleichgeschaltet mit den Medien der USA, den Bleischuhen der Wahrheit zusätzlich Eisenkugeln anzuhängen. Der besseren Wirksamkeit halber, selbstverständlich mit Blattgold verziert.

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Lutz Jahoda
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