Sie schaut Dich an, mit ihren strahlend blauen Augen und ihre hypnotische Stimme dringt Dir ins Gehirn und Du siehst die gnadenlose Umsetzerin der kleinstmöglichen Schritte und die hörst ihre göttliche Stimme und bist ihr verfallen. Nicht unbedingt für immer, aber sie will es ab heute wöchentlich tun. Sich mit einer Videosequenz, die von der Web-Site des Kanzleramtes herunterzuladen ist, direkt an ihr Volk wenden.

»Ich halte den Rundfunk für das allermodernste und für das allerwichtigste Massenbeinflussungsinstrument, das es überhaupt gibt,« sagte Joseph Goebbels 1933. Da ist Angela Merkel in ihrer heutigen Ansprache vorsichtiger: »Neue technische Möglichkeiten faszinieren nicht nur junge Menschen. Auch ich habe Freude daran.« Gemeint ist ein Video-Podcast, die Möglichkeit Angela geradezu live auf den Computerbildschirm zu laden.

Natürlich spricht Frau Merkel von dem, wovon sie am meisten versteht: Vom Fußball: »Ich bin noch einmal mit Jürgen Klinsmann und der Nationalmannschaft zusammengetroffen«, immerhin eine gute Entschuldigung, wenn wir das Spiel gegen Costa Rica verlieren sollten. »Die Fans sind der zwölfte Mann auf dem Platz«, das ist so rasend originell wie `der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten´.

Stalin, der das Sehen über das Hören stellte, wußte über bewegte Bilder zu sagen: »In den Händen der Sowjetmacht stellt das Kino eine enorme und unschätzbare Kraft dar.« Soweit würde unsere Angela nicht gehen, aber man soll ihr per email schreiben, was »Sie über die Reformen denken, die die Bundesregierung anpackt«. Tja, wenn es denn Reformen wären, und wenn man wüßte, was da wann und warum angepackt wird.

Wo wir gerade bei Stalin sind, sollte George W. Bush nicht unerwähnt bleiben: Er nutzt schon lange das Mittel der Radioansprachen, um dem amerikanischen Volk seine Politik zu erklären. Möglicherweise drückt er sich nicht immer verständlich aus, seine Einschaltquoten sinken von Mal zu Mal. Vielleicht hat der Sinkflug auch mit den Särgen zu tun, die aus dem Irak heimfliegen.

»Jetzt freue ich mich erst einmal auf den Anpfiff« sagt Frau Merkel gegen Ende ihrer Videobotschaft und so mancher fragt sich, wer denn die Merkelei endlich abpfeift und kann nur darauf hoffen, dass die Quote sinkt und die Dame so schnell wie möglich offline geht, das wäre dann »für uns alle und unsere vielen Gäste ein schönes, unvergessliches Erlebnis."

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