Es ist eine Frau! Das war das wirklich Neue, damals, als im November 2005 die Kanzlerin Angela Merkel. ausgerufen wurde. Ganz sicher ist gegen Ende der dritten Wahlperiode dieser Frau, dass Frauen genauso abgefeimt, machtgeil und brutal sein können wie Männer. Nun steuert die Frau ihre nächste Kanzlerschaft an. Bald kann sie so lange im Amt sein wie ihre Pate, Helmut Kohl. Und ihm wurde sie im Verlauf der Jahre auch immer ähnlicher: Eine brillante Taktikerin hinter der Maske volkstümlicher Einfalt. Ich bin eigentlich wie Ihr, scheinen ihre einfach gehäkelten Sätze dem Volk zuzurufen. Und wie bei Kohl der pfälzische Saumagen die Tarnung perfekt machte, so ist es bei Merkel die pommersche Kartoffelsuppe.

Geheimnisse sollen sie umweben, behauptet das Internet und auch der bürgerliche Betrieb munkelt manchmal dies oder jenes vor sich hin. Doch die Merkel hat kein Geheimnis, sie war und ist nur die ideale Fassade für die Geldverdiener hinter der Politik. Sie wollte das Stück Macht, das im Amt zu haben ist, sie bekam es, und sie will es behalten. Doch wer sich selbst ernsthaft für alternativlos hält, der muss einen Antrieb haben, der aus seltener Selbstüberzeugtheit kommt. Der muss irgendwann der Haut einer ziemlich normalen Mitarbeiterin der „Akademie der Wissenschaften der DDR“ entwachsen sein, um zu jener einfältig lächelnden Maschine zu werden, die heute den Völkern der Europäischen Union ein Schrecken ist und der Mehrheit der deutschen Wähler ein schädliches Schlafmittel. Es gibt nur einen Moment in Merkels Leben, der ihre Wandlung von einer angepassten DDR-Bürgerin zu einer anpassenden Machthaberin erklären kann. Er findet sich in der außerordentlichen Situation der DDR des Jahres 1989. Eine Lage in der die da oben nicht mehr konnten und die da unten nicht mehr wollten.

Alles schien neu damals, alles schien möglich. Doch die junge Frau, die im so ziemlich letzten Moment einer der DDR-Oppositionsgruppen beigetreten war, dem „Demokratischen Aufbruch (DA)“, wurde spätestens mit den letzten DDR-Wahlen im März 1990 über die Machtfrage in der Politik belehrt: Haushoch gewann die CDU diese Wahlen und Merkels „Aufbruch“ landete mit seinen 0,9 Prozent im Abbruch und in den starken Armen Helmut Kohls. Nahezu zeitgleich war Merkels Arbeitsplatz bedroht: In einem Hinterzimmer trafen sich im Juli 1990 der Forschungsminister der sterbenden DDR, Frank Terpe, und sein bundesdeutscher Amtskollege Heinz Riesenhuber, um die Abwicklung der DDR-Wissenschaftsakademie festzulegen: Mit dem schönen Begriff der „Evaluierung“ getarnt, wurde das Personal der Akademie halbiert. Merkels diffuse Hoffnungen in der Politik hatten sich zerschlagen, und ihre Zukunft als beamtete Physikerin erledigte sich parallel. Sie brauchte dringend eine Perspektive. So war ihr Schritt von der stellvertretenden DDR-Regierungssprecherin zur Ministerialrätin im Bundespresse- und Informationsamt nur logisch: Alles war besser als Arbeitslosigkeit. Und sie hat es geschafft aus dem Abseits in das hohe Amt zu kommen. Hier wurzelt ihr unbedingter Glaube an sich selbst.

Keine Sekunde des Nachdenkens oder gar des Mitleids sollte die eiskalte Vollstreckerin der SPD-Erfindung Agenda 20/10 an die Arbeitslosigkeit anderer verwenden. Auf den Trümmern anderer Existenzen baute die Kanzlerin ihre eigene aus. Und nicht nur die Insassen des Hartz-Vier-Gefängnisses können davon ein Lied singen. In diesen Chor der Armutsgefangenen stimmen längst die Völker Ost- und Süd-Europas ein. Was bis zu den Tage der Merkel noch keinem Ihrer Vorgänger gelungen war: Die Merkel ist in anderen europäischen Ländern verhasst. Der hässliche Deutsche ist wieder da. Auf diesem Weg zur neuen Mittelmacht war der Merkel bisher immer klar, dass er an der Seite der USA gegangen werden musste. Doch scheinbar – glaubt man den Trump-Äußerungen zur US-Außenpolitik – will der bisherige Weggefährte in die Straße des Isolationismus einbiegen. Scheinbar ist den Deutschen eine relative Eigenständigkeit möglich. Auch wenn der Militärisch-Industrielle Komplex der USA diese Abbiegung nicht gehen werden will, auch wenn Trump kaum ein verlässlicher Zeuge seiner selbst ist: Ein neuer deutscher Weg scheint denkbar. Aber mit wem kann, mit wem wird die Merkel ihn gehen können?

Die SPD gibt sich redlich Mühe, ihre Wählerstimmen weiter zu verringern. Ein grüner Koalitionspartner der CDU/CSU auf Bundesebene ist bisher an der CSU gescheitert. Bei den GRÜNEN selbst gibt es Rest-Linke, denen es vor einer Koalition mit der Merkel graut. Auch wenn Gregor Gysi, einst Vordenker der Linkspartei, angesichts der AfD-Erfolge von einem Bündnis der LINKEN mit der CDU fantasiert hat, ist diese Sorte Koalition kaum wahrscheinlich. Bliebe, je nach Wahlausgang, eine CDU-CSU-AfD-Koalition, eine Art fatales deutsches Echo auf die Wahl von Donald Trump. Aber wem die Macht mehr bedeutet als die Inhalte der Politik, der wird im Eventualfall eine solche Koalition nicht scheuen. Der Weg in die deutsche Vergangenheit, längst mit brutalem Sozialabbau und Militäreinsätzen im Ausland beschritten, wird gebahnt.

Uli Gellermann über Journalismus:

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Merkel für ever ist eine traurige Prophezeiung. Vor allem weil sich keine Kräfte zur Ablösung dieser Herrschaft abzeichnen. Die SPD hat hat ihr mit der Agenda-Politik den Weg bereitet, die GRÜNEN, siehe Kretschmann, jubeln ihr zu, die LINKE...

Merkel für ever ist eine traurige Prophezeiung. Vor allem weil sich keine Kräfte zur Ablösung dieser Herrschaft abzeichnen. Die SPD hat hat ihr mit der Agenda-Politik den Weg bereitet, die GRÜNEN, siehe Kretschmann, jubeln ihr zu, die LINKE beschäftigt sich mit sich selbst und die AfD ist nur die Einsatzreserve der CDU. Nicht, dass Wahlen was wesentliches ändern, aber, wie Gellermann hier mal geschrieben hat, sind sie Gradmesser des Bewusstseins. Dann gute Nacht auch.

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Jörg Binder
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Die Überschrift des heutigen Aufmachers der RationalGalerie ist geradezu eine Prophezeiung. Eigentlich sollte ja niemand über die Zukunft, schon gar nicht in der Politik, spekulieren. Doch wie bei jeder Regel, gibt es auch hier Ausnahmen. Und so...

Die Überschrift des heutigen Aufmachers der RationalGalerie ist geradezu eine Prophezeiung. Eigentlich sollte ja niemand über die Zukunft, schon gar nicht in der Politik, spekulieren. Doch wie bei jeder Regel, gibt es auch hier Ausnahmen. Und so nehme ich mir heute einmal das Recht heraus über die Zukunft der Angela aus der
brandenburgischen Provinz zu spekulieren:
Und sie hat mit Sicherheit eine Zukunft, denn sie ist ja noch immer eine relativ junge Frau. Ihr politischer Urgroßvater hatte in ihrem Alter seine politische Karriere als erster Statthalter des neu gegründeten Gringo-Vasallenstaates (1949) Bananen Republik Deutschland noch gar nicht begonnen. Und so ist ihr durchaus zuzutrauen, dass sie nicht nur auch noch die nächste Legislaturperiode als Kanzlerinnen-Marionette macht und übersteht und damit den bisherigen Rekord ihres politischen Ziehvaters mit dem Magen einer Sau, einstellt, sondern sogar noch eine fünfte Amtzeit schafft und damit alle diesbezüglichen Rekorde übertrifft. Und selbst das muss dann nicht das Ende ihrer politischen Karriere sein. Nach zwei Amtszeiten des Nazi-Freundes Stein(ver)brecher im Amte des bananenrepublikanischen Souverän-Repräsentanten, kann sie selbst noch ins Schloss Bellevue einziehen, dort gemütlich zehn Jahre ihren Altersruhesitz nehmen und in Zufriedenheit im Guinness-Buch bundespolitischer Rekorde blättern, denn auch daran wäre nur das einzig Neue, dass es erstmals eine Grüß-Augustine im Lande gibt.

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Aleksanderr Korty
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"die da oben nicht mehr können und die da unten nicht mehr wollen" ist ein schönes Lenin-Zitat zu revolutionären Situation. Aber aus der Situation ist die Konterrevolution geworden. Mit Merkel, die naiv-lächelnde Maske des West-Kapitals.

Jan Bergmann
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Die Fassadendemokratie braucht Fassade.
Die personell und inhaltlich entleerte CDU hat nicht einmal eine Vorstellung davon, wie sie ihre eigenen Werte im entfesselten Marktradikalismus noch verteidigen kann.

Umso erstaunlicher, dass...

Die Fassadendemokratie braucht Fassade.
Die personell und inhaltlich entleerte CDU hat nicht einmal eine Vorstellung davon, wie sie ihre eigenen Werte im entfesselten Marktradikalismus noch verteidigen kann.

Umso erstaunlicher, dass Sozialdemokratie und Grüne ihr Heil noch immer im Schoße dieser entleerten Hülle einer Partei suchen.

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Heinz Schneider
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Das ist doch bürgerliches Affentheater! Als wäre es wichtig wer an der Spitze der parlamentarischen Pyramide steht. Der ganze Artikel ist eine einzige Verbeugung vor dem bürgerlichen Parlamentarismus.

Hannes Pöhler
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Wo lerne ich nur so zu schreiben? Ich freue mich jedesmal, so etwas zu lesen. Es tut einfach gut, nicht allein so zu denken!
Danke!

Jürgen Forbriger
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"Angela for ever"
Grusel, Grauen, Gänsehaut.

Gabriele Thamke
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Ich begrüße die erneute Kandidatur Merkels, obwohl ich überzeugt bin dass diese Frau eine Katastrophe für dieses Land ist. Ein trockener Alkoholiker hat mir beigebracht, dass es erst einen Weg zur Heilung gibt, wenn man ganz unten in der Gosse...

Ich begrüße die erneute Kandidatur Merkels, obwohl ich überzeugt bin dass diese Frau eine Katastrophe für dieses Land ist. Ein trockener Alkoholiker hat mir beigebracht, dass es erst einen Weg zur Heilung gibt, wenn man ganz unten in der Gosse gelandet ist. Ich bin der Überzeugung, dieses Land ist kurz davor in der Gosse zu landen und von den Altparteien aber besonders von Frau Merkel und Konsorten wirtschaftlich, finanziell und moralisch gegen die Wand gefahren worden. Und genau deshalb möchte ich, dass Frau Merkel und Konsorten das nahende Desaster in Amt und Würden erleben und mit ihr die CDU/CSU, SPD und die Grünen. Denn damit würde eine reelle Chance bestehen, dass diese Parteien im Nichts verschwinden oder sich zumindest regenerieren, was ich aber kaum noch für möglich halte. Jede andere Regierung ohne Merkel kann dieses Desaster nach meinem Dafürhalten nicht mehr abwenden und deshalb ist es mein Wunsch, dass das was Frau Merkel angerichtet hat auch in Amt und Würden ausbaden muss. Ansonsten würde Sie die Möglichkeit haben Anderen die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Die Bevölkerung muss das Desaster sowieso ausbaden.

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Alexander Kocks
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Warum noch personalisieren? Wenn Frau Merkel es nicht wird, dann wird es jemand, der exakt das gleiche Programm fährt. Unter Schröder wäre es heute nicht anders, und ein Kanzler Gabriel brächte, weil noch verlogener und korrupter, höchstens eine...

Warum noch personalisieren? Wenn Frau Merkel es nicht wird, dann wird es jemand, der exakt das gleiche Programm fährt. Unter Schröder wäre es heute nicht anders, und ein Kanzler Gabriel brächte, weil noch verlogener und korrupter, höchstens eine Beschleunigung, aber keine Kursänderung auf der neoliberalen Schussfahrt. Der Wahlkampf ist schon jetzt eine Farce. Das Ziel ist klar: es darf sich für die Erben des ganz großen Geldes und für die Konzernbesitzer nichts ändern, außer das bringt Vorteile. Großvermögen sind unantastbar und müssen weiter wachsen. Alles bleibt wie es ist, wenn der deutsche Michel sein armseliges Kreuzchen macht.
Er ist bereit für seine Lektion, der deutsche Michel. Mit einer beliebig austauschbaren Kanzlermarionette Merkel-Gabriel-Petry-Kretschmann bekommt er sie bald. Todsicher.

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Andreas Schell
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Haben wir nicht anders verdient. Helmut Schmidt wurde abgewählt, weil 800.000 Arbeitalose einfach als zu viel empfunden wurden. Das System Merkel läßt 800.000 Arbeitslose auf administrativem Weg verschwinden. Die Wähler sind schuld, nicht die...

Haben wir nicht anders verdient. Helmut Schmidt wurde abgewählt, weil 800.000 Arbeitalose einfach als zu viel empfunden wurden. Das System Merkel läßt 800.000 Arbeitslose auf administrativem Weg verschwinden. Die Wähler sind schuld, nicht die Übeltäter. Die Flüchtlinge des Balkankriege kamen per Bahn oder KFZ oder Flug nach D und wurden als Asylbrechtigte untergebracht.
Heute spricht ken Mensch mehr davon. Wieso konnten die Flüchtlinge aus dem vom Westen angezettelten Syrienkrieg nicht einfach in Damaskus ins Fluzeug steigen und in Müchen oder Berlin Asyl beantragen? Wäre für die Menschen billiger gewesen als mit Schlepperbanden über Magyaristan. Alles läuft darauf hinaus, dass der Sultan schon sehr frühzeitig die Sitaution beeinflusst hat, um Macht über die arabische und kurdische Region im Süden der Türkei von den europäischen Freunden und Freundinnen zugesprochen zu bekommen. Das ist ihm voll gelungen. Unsere unendlich machtgeile und gleichzeitig dämliche (nicht von Dame) Führerein hat voll funktioniert. Ich möchte lieber nicht wissen, was der türkische Geheimdienst in D so treibt. Wahrscheinliich ist er gar nicht tätig hier sonst würde unsere Abwehr ja wohl etwas vermelden ?! (Voll der Lacher).
Dies Frau führt Deutschland in den Abgrund. Das ist sicher.

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Günther Mann
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