In Saint Paul, der Hauptstadt von Minnesota, wurde ein Osterhase aus dem Foyer des Stadthauses entfernt. Es gibt Menschen, die kommentieren eine solche, bedeutende Information mit einem mürrischen "ja, und?". In der Deutschen Presse Agentur (dpa) sind die Redakteure sensibler: Sie fertigen daraus eine Meldung und nicht wenige brillante Redakteure in den deutschen Medien übernehmen diese gravierende Nachricht.
Denn der Osterhase, so der für Menschenrechte zuständige Stadt-Direktor Tyrone Terrill, sei ein christliches Symbol und könne deshalb Nicht-Christen beleidigen. Nun muss der Durchschnittsamerikaner nicht wissen, dass der Osterhase mit dem christlichen Auferstehungsfest so viel zu tun hat wie die Kuh mit der Erfindung des Sonntags. Der Hase, der auch gerne Rammler gerufen wird, ist ein altes heidnisches Fruchtbarkeits-Symbol und warum er zu Ostern Eier legen darf, kann uns nicht einmal die Heidenforschung so richtig erklären.
In Minnesota sind in manchen Gebieten mehr als 50 Prozent der Einwohner deutschstämmig. Selbst in den weniger stämmigen Ecken des US-Bundesstaates rechnet man mit mindestens fünf Prozent, die vom deutschen Stamm gefallen sind. Das historische Museum von Minnesota erklärt die Auswanderung der Deutschen mit den religiösen Freiheiten in den damaligen USA und der politischen Repression im damaligen Deutschland.
Inzwischen darf man in Deutschland alle möglichen Religionen tragen, nur der Islam steht uns nicht so sonderlich. Genau deshalb fanden manche deutsche Medien die dpa-Meldung so humoresk: `Da wird der Osterhase der politischen Korrektheit geopfert! Wie komisch, das könnte bei uns nicht vorkommen´. Den Hintergrund der Meldung blendete der zumeist durchschnittlich begabte Redakteur (`Bei mir kommt keine Nachricht über fünf Worte auf den Tisch, und wie ich den Plural von Wort bilde geht Sie gar nichts an´) zumeist aus.
Als in Saint Paul eine Supermarktkette zu Weihnachten ihre Mitarbeiter anwies, statt "fröhliche Weihnachten" , aus Respekt für die dort einkaufenden Nicht-Christen, "frohe Festtage" zu wünschen, war die Hölle los. Konservative Medien starten eine Kampagne, um den "Krieg gegen Weihnachten" zu stoppen. Endlich ein Krieg, den die Amerikaner gewinnen könnten.
Auch der total christliche Osterhase wird letztlich siegen. Hat doch die Lokalzeitung "Pioneer Press" in Saint Paul, etwa so groß wie Wuppertal oder Neukölln, immerhin 35 000 Menschen bei einer Online-Umfrage mobilisiert, von denen sich 92 Prozent für den Hasen aussprachen.
Keine Frage, die Deutsche Presse Agentur greift Themen von historischer Bedeutung auf und viele deutsche Medien geben diese Themen mit großem Eifer an ihr Publikum weiter.