Besser schlechte Rezensionen als keine Rezensionen, das kann man in Marketing-Handbüchern lesen. Jüngst fiel mir eine grottenschlechte Rezension des Titels „Lügen die Medien?“ im NEUEN DEUTSCHLAND so unangenehm auf, dass sich meine Unlust zu einer Buchbesprechung, die der Verlag von mir wünschte, in heftiges Interesse wandelte. Vom NEUEN DEUTSCHLAND, das der Linkspartei nahesteht, erwartet und erhofft man sich eine kritische Haltung zum Medienmainstream. Denn Linkspartei und ND wurden oft genug von diesem Stream unter der gewöhnlichen Lügen-Überschrift „SED-Nachfolger“ abgehandelt. Aber der ND-Rezensent begibt sich, nach einer kurzen, halbwegs wohlwollenden Einleitung seines Textes, in den Querfront-Mainstream. In jene antideutsche Strömung in der Linken, die gern mit dem Rechts-Verdacht operiert, um missliebige Konkurrenten zu denunzieren. Zumeist ohne jeden ordentlichen Beleg. Und so rührt der ND-Autor ein Verdächtigungs-Gebräu zusammen, in dem der „umstrittene“ Ken Jebsen und andere Akteure im Internet die Rolle der rechten Bösen spielen, während der Mainstream durch die vorgeblich linke Waschanlage gesteuert wird.

Die Methode ist höchst simpel: „Kopfschütteln lässt, dass etliche Autoren die Leserinnen und Leser des Buches auffordern sich bei ‚Alternativmedien’ im Internet zu informieren - ohne zu warnen, dass diese oftmals Schauermärchen, Halbwahrheiten und Propaganda verbreiten.“ Das schreibt ein ND-Autor allen Ernstes. Als ob man den gewöhnlichen Mainstream-Medien nicht seit Jahr und Tag genau diese Warnung aufkleben müsste. Und so wird das gute alte ND zum miesen Handlanger einer seit Monaten laufenden Kampagne der Kommerz-Verleger und ihrer öffentlich-rechtlichen Kollegen zur Verleumdung ihrer Konkurrenz im Netz.

Ein Klassiker der ND-Diffamierung ist dieser Absatz des Artikels: Da der Berliner Psychologe Klaus-Jürgen Bruder die Asylsuchenden auch als Folge von Kriegen erkennt, begreift er den Kampf gegen Asylsuchende auch als „ . . . rechte ‚Kritik‘ an der Kriegspolitik der Bundesregierung“. Das kommentiert der ND-Autor dann so: „Wer so denkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er sich dem Verdacht aussetzt, beim nächsten AfD-Marsch mitzulaufen.“ Diese Sorte des Diffamierungs-Journalismus ist auch an ihrem gewundenen Deutsch zu erkennen. Doch wer den kompletten Text des Psychologen gelesen hat und die scharfe Kritik Bruders am Nationalismus im selben Interview, der weiß, dass der Rezensent eine echte Unterstellung fabriziert hat. Zumindest den beliebten Begriff „umstritten“ aus der Tagesschau-Meinungsmottenkiste hätte der zuständige ND-Redakteur seinem wildgewordenen antideutschen Autor aus Gründen der journalistischen Hygiene streichen müssen.

So, durch das Neue Deutschland eher versehentlich angeregt, das Buch zu lesen, kann man feststellen: Der Band vereint jede Menge Intellektuelle, die sich in die Auseinandersetzung um die Medien-und Manipulations-Macht begeben haben: Mit Beiträgen von Daniela Dahn über Noam Chomsky bis Rainer Mausfeld finden sich eine Fülle von Artikeln und Interviews zum Thema. Höchst praktisch untersucht zum Beispiel Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung, wie man durch geschicktes Wording mit „Fakten lügt“ und aus der Praxis seiner Programmbeschwerden kann der ehemalige NDR-Redakteur Volker Bräutigam berichten, wie Gesinnungsjournalismus die Programmgrundsätze des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks unterminiert. Und der Wahrnehmungsforscher Rainer Mausfeld untersucht die Entpolitisierung und Fragmentierung der Gesellschaft an der die herrschenden Medien erfolgreich mitgearbeitet haben.

So wie die Fülle der Themen und der Autoren eine Stärke des Buches ist, ist sie zugleich eine Schwäche. Nach der alten Apotheker-Regel „viel hilft viel“ ist im vorliegenden Band zwar eine ordentliche Breite zusammengekommen, deren politische Spitze und Stoßrichtung aber nur schwer herauszulesen ist. Eins aber ist sicher: Das Buch bereichert die Front jener, die begriffen haben, dass in unserem Land keine Änderung möglich ist, wenn man nicht die Medien ändert, wenn man nicht den Kampf gegen den Manipulations-Journalismus führt. Aus dieser Front hat sich das NEUE DEUTSCHLAND mit seiner Rezension leider selbst entfernt und macht sich so zum Affen des bürgerlichen Medienzirkus.

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Sie werden doch kaum bestreiten, dass Netz jede Menge „Schauermärchen, Halbwahrheiten und Propaganda“ zu finden sind. Von daher kann ich Ihre künstliche Aufregung wirklich nicht verstehen.

Werner Schönfeld
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Im „Netz“ haben auch die „Tagesschau“, der „Spiegel“ oder die „Süddeutsche“ ihre Oneline-Auftritte. Sie werden kaum bestreiten, dass die jede Menge „Schauermärchen, Halbwahrheiten und Propaganda“ verbreiten. Aber die meint der ND-Autor nicht. Er...

Im „Netz“ haben auch die „Tagesschau“, der „Spiegel“ oder die „Süddeutsche“ ihre Oneline-Auftritte. Sie werden kaum bestreiten, dass die jede Menge „Schauermärchen, Halbwahrheiten und Propaganda“ verbreiten. Aber die meint der ND-Autor nicht. Er meint jene alternativen Quellen, die im rezensierten Buch erwähnt sind und aus denen immer mehr Leute ihre Informationen beziehen. Und gegen diese „umstrittenen“ Sites wendet sich ausgerechnet der Autor einer linken Zeitung.

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Uli Gellermann
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Warum verraten Sie denn nicht den Namen des von Ihnen erwähnten ND-Autors?

Hilla Hausmann
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Weil ich ihn schnell vergessen will.

Uli Gellermann
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Ich habe Professor Bruder auf einem der Kongresse der "Neuen Gesellschaft für Psychologie" kennen gelernt. Dr. Bruder ist ein sehr freundlicher und fortschrittlicher Mensch, der sich um die Entwicklung der Gesellschaft und auch die einzelner...

Ich habe Professor Bruder auf einem der Kongresse der "Neuen Gesellschaft für Psychologie" kennen gelernt. Dr. Bruder ist ein sehr freundlicher und fortschrittlicher Mensch, der sich um die Entwicklung der Gesellschaft und auch die einzelner Menschen verdient gemacht hat. Ihn in die Nähe der AfD zu rücken ist unverschämt. Das NEUE DEUTSCHLAND sollte sich gefälligst entschuldigen.

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Ela Weber
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Was ich mich seit langem frage:

Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Manipulation und einstellungsbedingter Selektivität der Wahrnehmung und Darstellung? Und woran erkennt man, ob der Gegenüber die Sache bloß anders sieht und darum anders wertet...

Was ich mich seit langem frage:

Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Manipulation und einstellungsbedingter Selektivität der Wahrnehmung und Darstellung? Und woran erkennt man, ob der Gegenüber die Sache bloß anders sieht und darum anders wertet oder fälscht? Und was ist der Unterschied in der Wirkung auf den mich?
Manipuliert uns insofern nicht auch der Alltag, in dem er uns zur Integration in eine uns eigentlich feindliche Gesellschaft zwingt?

Schlussendlich: ist nicht derjenige, der Informationen als passiver Rezipient gegenübertritt immer der Angeschmierte und kann nicht jemand, der auch anderen Informationen kritisch und aktiv gegenübertritt, der eine aktive Lebensposition bezieht, selbst auch den verdrehtesten Informationen noch das Wahre herausfinden?

Wappnet es die unteren Klassen nicht besser gegen Manipulation, wenn man sie organisiert und zu einer aktiven Position führt, von der man aus sich nicht alles bieten lässt, als wenn man agitiert und aufklärt?

War es nicht so, dass klassische Aufklärung weit mehr die Folge des Aufstrebens des Bürgertums war als dessen Ursache? (Obwohl es da sicher auch eine Rückwirkung gab)

Handeln und agitieren - Sein und Bewusstsein - wer hat das Primat? Eine sehr alte Frage mal wieder neu gestellt!

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Rudi der Ratlose
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Wer die richtig erkannten eigenen Interessen verfolgt, hat ein wesentliches Instrument zur Erkenntnis der Wirklichkeit in der Hand. Da das Sein das Bewusstsein bestimmt ist die Priorität deutlich: Wer das Sein verändert, der verändert auch das...

Wer die richtig erkannten eigenen Interessen verfolgt, hat ein wesentliches Instrument zur Erkenntnis der Wirklichkeit in der Hand. Da das Sein das Bewusstsein bestimmt ist die Priorität deutlich: Wer das Sein verändert, der verändert auch das Bewusstsein.

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Uli Gellermann
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Woher wissen Sie denn, dass die Rezension von einem "Antideutschen" geschrieben worden ist?

Vera Kemper
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Am primitiven Strickmuster der Verleumdung ist der Antideutsche immer gut zu erkennen.

Uli Gellermann
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"Ich würde es mir dringend wünschen, daß es unter denen, die die Medien machen, eine Art Verschwörung gäbe, menschlich ermutigend zu sein."
Richard v. Weizäcker

Danke an alle Medienmacher, die sich dem verschworen haben. Du nicht ND, suhl dich in...

"Ich würde es mir dringend wünschen, daß es unter denen, die die Medien machen, eine Art Verschwörung gäbe, menschlich ermutigend zu sein."
Richard v. Weizäcker

Danke an alle Medienmacher, die sich dem verschworen haben. Du nicht ND, suhl dich in deiner antideutschen Gemütlichkeit aber erwarte nicht, das ich dich kaufe. Am Wochenende hätte ich mir fast den Spiegel gekauft, aus gegebenen Gründen doch gelassen. "Die unheimliche Macht", ihr seid ja echte Trendsetter. Glückwunsch!

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Anke Zimmermann
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Jetzt tut es mir doch leid, dass ich vor Jahren mein ND-Abo gekündigt habe. Mut diesem Querfront-Artikel gäbe es eine prima Anlass das das Blatt abzubestellen.

Lea Bergmann
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Damit muss man rechnen: die Auseinandersetzung wird sich weiter verschärfen und der Druck auf linke und linksliberale Journalisten nimmt zu. Ideologische Konstrukte wie der "Antisemitismus der Linken" und die "Querfront" sind eigens zur...

Damit muss man rechnen: die Auseinandersetzung wird sich weiter verschärfen und der Druck auf linke und linksliberale Journalisten nimmt zu. Ideologische Konstrukte wie der "Antisemitismus der Linken" und die "Querfront" sind eigens zur Bekämpfung Linker und linken Journalismus' entworfen worden. Und leisten ihre Dienste, wie man an Holland-Letz sieht.
Die "Querfront" ist eine echte Keule! Ein Linker, der öffentlich dafür eintritt, mit AfD-Wählern zu reden, was die Voraussetzung wäre, sie abzuwerben und zu gewinnen, wird auf der Stelle damit geköpft. Eine Diskussion ist nicht möglich. Das ist dumm, aber wirkungsvoll. Wirkungsvoll gegenüber denjenigen Linken, die sich einschüchtern lassen und die Schere im Kopf bereitwillig installieren. Die Leut auf der Straß und im Kiez oder auf dem Dorf interessiert das hingegen kaum.
Damit die Linke handlungs- und diskursfähig bleibt oder wieder wird, muss man diesen Quatsch hart und plakativ zurückweisen. Phantome, wie diese ideologischen Konstrukte, zerstört man, wenn man sie beim Namen nennt. Besser noch: sie weglacht! kann man bei Harry Potter nachlesen. ;-)

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Christel Buchinger
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RG : "Und gegen diese ‚umstrittenen' Sites wendet sich ausgerechnet der Autor einer linken Zeitung."

ZEITUNG wohlgemerkt (es war ja wohl keine Online -Rezension ?) und wenn es um die Freßtröge geht muss sich ND (im allgemeinen Abwärtstrend der...

RG : "Und gegen diese ‚umstrittenen' Sites wendet sich ausgerechnet der Autor einer linken Zeitung."

ZEITUNG wohlgemerkt (es war ja wohl keine Online -Rezension ?) und wenn es um die Freßtröge geht muss sich ND (im allgemeinen Abwärtstrend der Printmedien) wahrscheinlich ordentlich durchdrängeln um zumindest noch ein paar bereits eingespeichelte Bissen zum Schlabbern abzubekommen - ob da der Hund begraben liegt - von antideutschen Ressentiments mal ganz abgesehen - um sich mit dem Hauptstrom-Medienkartell gemein zu machen?

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Gideon Rugai
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Wie gut und notwendig, das Buch "Lügen die Medien" ins linke Licht zu stellen. Ich habe es gelesen und sage: Das politisch schwergewichtige Buch zur Erhellung des Bewusstseins sowohl der angepassten als auch der kritischen Leserschaft wird vor...

Wie gut und notwendig, das Buch "Lügen die Medien" ins linke Licht zu stellen. Ich habe es gelesen und sage: Das politisch schwergewichtige Buch zur Erhellung des Bewusstseins sowohl der angepassten als auch der kritischen Leserschaft wird vor allem jene erreichen müssen, die nicht gewillt sind, die Macht den wenigen ein Prozent der Finanzelite über das Denken und Fühlen der Masse der Bevölkerung zu überlassen. Auch diese Lektüre schlägt ? wie andere Bücher zuvor ? Gassen in Mauern des zunehmenden politischen Stumpfsinns. Es bietet durch die Vielfalt der An- und Aussichten ein breites Feld von Überdenkenswertem. Es hält dazu an, sich selbst in diesem System der systemerhaltenden Schmuddelware von Hohlheiten und Lügen die Messlatte an das eigene Denken und Tun zu legen. Es möge die satte Genügsamkeit, die Lethargie und die dumpfe Selbstzufriedenheit ins eigene Licht der Selbsterkenntnis zerren. Sicher ist dies: Es bedarf - vor allem nach der Bundestagswahl 2017 - einer neuen Gegenwehr gegen den geistigen Krieg um die Köpfe. Es geht um Klarsicht und Scharfsichtigkeit, gegen den Plunder der oberflächlichen Geschwätzigkeit und verdummenden politischen Rhetorik, es geht ums Ganze. Wie treffsicher der Schauspieler Eberhard Esche in seinem Buch "Der Hase im Rausch" auf Seite 332 sagte: "Wem die Lernfähigkeit abhanden kommt, dem bleibt die Zunft verschlossen."

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Harry Popow
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