"Viel Ratlosigkeit" sagte Bettina Gaus in einem Gespräch, fände sich in ihrem Buch "Frontberichte - Die Macht der Medien in der Zeit des Krieges".

Wenn, dann handelt es sich um äußerst produktive Ratlosigkeit. Denn Frau Gaus, die mehrere Jahre als Korrespondentin in Afrika gearbeitet hat, weiß wovon sie redet und schreibt das energisch und geradlinig auf.

Im Kapitel "Humanitäre Missverständnis" analysiert sie "die geistige Umwidmung militärischer Gewalt in einen Akt der Menschlichkeit". Sie weist nach, dass
sich "nicht mehr die Protagonisten einer Intervention, sondern deren Gegner des Verdachts erwehren müssen, sie seien mitleidlos, egoistisch oder gar moralisch verkommen". Wer sich an den Nato-Einsatz gegen Jugoslawien erinnert, der von Außenminister Fischer schamlos mit der Auschwitz-Metapher begründet wurde und in der Regierungspropaganda nur serbische und nie kroatische Gräuel kannte, wer an den "Kampf gegen den Terror" denkt, der, ob in Afghanistan oder im Irak, in schlichte Völkerrechtsverletzungen mündete, der weiß, dass Gaus recht hat.

Neben vielen wohl überlegten Positionen gibt es zwei sehr anrührende Geschichten im Buch: Eine handelt von einem Zimmermädchen in Ruanda, die während des Genozids ermordet wurde und die, während die Auslandskorrespondenten rechtzeitig fliehen können, dem drohenden Genozid ausgeliefert bleibt. Die andere ist eine Mutter-Tochter-Story, in deren Verlauf die Tochter von Bettina Gaus versucht die Mutter wegen einer in den Medien behaupteten Giftgasgefahr veranlassen will, sie zu Schule zufahren. Selber lesen macht schlau.

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