Das ist der Günther für alle, der klügste Mann Deutschlands, der mit dem jungenhaften Charme: Jauch, der Mann der Millionäre macht. Wenn der inzwischen Fünfzigjährige seine unregelmäßigen Zähne entblößt, dann sieht man den kleinen Jungen in ihm, wirft er seine Stirn in Falten, richtet er seinen treuen Blick aus dem Fernseher direkt auf Dich, dann weißt Du: Er tut es nicht für Geld, er macht es aus Liebe.

Der multiple Günther soll im nächsten Jahr die Nachfolge von Sabine Christiansen antreten und die ARD-Polit-Talkshow am Sonntagabend übernehmen. Schon Frau Christiansen war ein Ausbund an Intelligenz, journalistischem Wagemut und politischer Viefältigkeit, Günther wird all das noch besser können. Immerhin kommt er von RTL. Dem Sender, der die Welt mit so tiefgründigen Serien wie "Dancing on Ice", "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" und "Alles was zählt" beglückt hat, gibt Günther Jauch ein Gesicht.

Wer an der politischen Kompetenz von RTL zweifelt, der sollte sich die Nachrichtenmagazine des Senders anschauen: Wenn Frauke Ludowig in "Exclusiv" ihre Nachrichten über Heidi Klum oder Ralph Schumacher ausbreitet, dann bleibt keine Achsel trocken. Auch "Explosiv" das von sich selbst sagt, "Wo die News aufhört, fängt Explosiv an", zeigt die wahren Schicksale: Auch entlaufene Dackel haben ihre Tragik. Wo wir dann wieder bei Günther Jauch wären.

Der Millionär aus Potsdam darf, wenn er beim ersten Programm die Christiansen macht, mit seiner bekanntesten Sendung "Wer wird Millionär" dem TV-Sender RTL weiterhin ein intellektuelles Glanzlicht liefern. Das ist gut so. Denn während er mit der neuen Talksendung höchstens neun Millionen Euro im Jahr umsetzen wird, muss er sein täglich Brot mit Werbung und dem weiteren Verbleib bei RTL sichern.

Wer für die Verquickung von öffentlich-rechtlichem Fernsehen und den Privaten kein Verständnis hat, dem sei gesagt, dass die Annäherung der beiden Sendesysteme einerseits die Ergebnisse der Pisa-Studie herbeigeführt haben und andererseits jetzt unabdingbare Folge der Ergebnisse sind: Mehr und mehr Zuschauer können nur noch das begreifen, was die Redaktionen auf Quote getrimmt haben. Auch die Macher des Öffentlich-Rechtlichen haben eine unbezwingbare Vorliebe für volksdümmliche Musik entwickelt und können sich für Werbesendungen wie die "Bambi"-Verleihung begeistern, für die der "Burda"-Verlag nicht eimal Geld zahlt.

Der ausgezeichnete Günter Jauch - mehrfacher Träger der "Goldenen Kamera" und des vergoldeten "Bambi" - könnte auf Dauer durchaus Intendant einer ARD-RTL-ZDF-SAT 1-Gesamtanstalt werden. Immerhin hat er auch schon den "Deutschen IQ-Preis" bekommen. Dieser Preis wird von "Mensa in Deutschland" verliehen, einer Organisation, die sich das Ziel gesetzt hat " hochintelligente Menschen zusammenzubringen". Diese Menschen findet sie mittels eines Intelligenz-Testes, der nur 49 Euro kostet. Wer das Ganze für ein Geschäft hält, dessen IQ ist einfach zu niedrig.

Man muss sich nur erinnern, wie Günter Jauch und Marcel Reif 1998 ein Fußballspiel, das gar nicht stattfand, über eine Stunde kommentierten: Ein Fußballtor war umgefallen, und die Versuche der Platzwarte, ein neues Tor zu installieren, gaben Jauch und Reif 76 Minuten lang die Gelegenheit aus einem Nichts ein spannendes Etwas zu schöpfen: "Für alle Zuschauer, die jetzt erst eingeschaltet haben, das erste Tor ist schon gefallen." So gesehen erfüllt Jauch die höchste Anforderung, die man an einen Polit-Talker in der Nachfolge von Sabine Christiansen stellen kann: Aus dem Nichts Merkelscher Phrase ein Etwas zu entwickeln, das Quote macht. Das kann nur Liebe sein.

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