In den Zeiten der Pandemie zum Abwarten verdammt, wenden sich die Menschen vermehrt den Fragen der Gesundheit zu. Wie lebe ich lang und bleibe frisch? Wer weiß den richtigen Rat? Methusalem hat dazu im Alten Testament nichts kundgetan. Ganz anders steht es um die berühmten Ärzte des Altertums, wie Hippokrates und Galen.

Der Naturheilkundler Prof. Dr. Werner F. Sydow ist nach einem fünfzigjährigen physischen Selbstversuch körperlich und geistig fit im einundneunzigsten Lebensjahr angelangt und hat seine Erkenntnisse zur gesunden Lebensführung für uns Computerhocker aufgeschrieben. Sein Credo lautet: Gut ist, was im Einklang mit der Natur steht. Er stützt sich in seinen Leitlinien auf den eigenen Erfahrungsschatz und die medizinische Überlieferung der Ärzte der Antike, die bekanntlich Naturheilkunde praktizierten, denn Apparatemedizin und Pharmaindustrie waren da noch nicht erfunden. Aber auch spätere Denker wie Paracelsus, Goethe, Hufeland, Pfarrer Kneipp und Dr. Schweninger (Bismarcks Leibarzt) kommen zu Wort.

Werner Sydow begann 1949 als Sportreporter im DDR-Rundfunk, dem er in der Ökonomie bis zur Abwicklung treu blieb. Danach studierte er in reifem Alter die Heilpraktik und lehrte viele Jahre als Dozent an der Heilpraktikerschule Harmonie und Power Berlin. Er gilt als ausgewiesener Experte auf den Gebieten Homöopathie und Akupunktur. Nunmehr ist sein Handbuch erschienen, das uns konkrete Antwort gibt auf eine der Hauptfragen unseres Daseins: Wie werde ich gesund alt?

Dass Bewegung, Ernährung und Körperpflege wesentliche Elemente eines langen und gesunden Lebens bilden, ist uns allen wohl bewusst. Aber wie macht man es richtig? Werner Sydow gräbt für uns in den Schriften des klassischen Altertums nach, die er versiert mit medizinischen Erkenntnissen der Neuzeit verfeinert. Ein Geheimnis liegt für ihn in der richtigen Dosierung von Sport und Gymnastik. Joggen und Dehnungsübungen sind unverzichtbar. Aber wie so oft gilt die alte Weisheit: Nichts zu sehr! Dieser Ausspruch wird übrigens dem Solon (etwa 634 bis nach 560 v. u. Z.) zugewiesen. Er war Gesetzgeber der Athener und einer der Sieben Weisen Griechenlands.

Unser tägliches Ausdauertraining findet am besten im Wald statt und sollte 2 ½ Stunden pro Woche nicht überschreiten. Als Konservierungsstoff für den Läufer wirkt das Einatmen der gesunden Waldluft. Die detaillierten Ausführungen Werner Sydows zur Chemie erspare ich uns. Auch für die perfekte Herzfrequenz des Joggers gibt der Professor eine einfache Formel.

Schon in der Ilias findet man die Achäer mit Wettläufen befasst. Allerdings fehlten ihnen irgendwann die Bäume für den Waldlauf, weil sie ihre Eichenwälder abholzten, um daraus Schiffe zu bauen. Was lehrt uns das, liebe Bewegungsmuffel*innen? Rettet in eurem eigenen Interesse den Wald!

Das zweite Standbein aller künftigen bemoosten Häupter nennt sich Diätetik. Sie fußt auf der kerngesunden mediterranen Ernährung, wie sie uns im alten Hellas vorgelebt wurde. Für die Masse der übergewichtigen Fastfoodfans und vegan Mangelernährten finden sich hier wegweisende Aufschlüsse. Eine Handvoll Oliven, ein Ranft Brot und ein Stück Bratfisch waren für den einfachen alten Griechen ein Festmahl, dass er am Abend verzehrte und mit etwas Wein begoss. Wenn wir heute zum Griechen gehen, bedeutet das: Antipastiplatte statt Gyrosberg! Denn auch hier gilt: Das Maß ist das Beste. Der Satz stammt von Kleobulos aus Lindos auf Rhodos, der zu den Sieben Weisen zählt.

Hygiene heißt der dritte Baustein der Langlebigkeit. Werner Sydow verweist auf das Baden, Salben und die Massage, Eckpfeiler der antiken Körperpflege.

Das Durchkneten im Gymnasion und Schmoren im Dampfbad haben die Griechen und Römer kultiviert. Schon die alten Germanen, die rheumageplagt in nebligen Feuchtgebieten hausten, wussten um den Gesundheitswert und brachten durch ihre Bädertouristik im Römerreich nicht nur das Colosseum zum Einsturz. Der Corona-Effekt  sensibilisiert uns für die neue Bescheidenheit. Die Parole lautet: Halte Maß. Dieses Wort ist übrigens kein bayrischer Bierulk, sondern es gehört Thales von Milet, und auch er war einer der Sieben Weisen.

Endlich äußert sich Werner Sydow kritisch zu den Auswüchsen des modernen Medizinbetriebs. Den Zwängen der Marktwirtschaft folgend kommt das Patientengespräch zu kurz. Auch hier bleiben die Ärzte der Antike das unerreichte Vorbild. Ob allerdings heutige Studienanwärter mit niedrigerem Notenschnitt als Mediziner eine höhere Empathie entwickeln würden, wie der Autor meint, das sei dahingestellt. Die Nützlichkeit fortschrittlicher Behandlungstechnik bejaht der Naturheilkundige übrigens. Wie er berichtet, haben ihm selbst die Chirurgen das Leben verlängert.

Abschließend sei Altmeister Sydow das letzte Wort erteilt: Das „Jugendelexier“, seit der Antike gesucht, liegt fassbar vor unseren Füßen. Wir sollten sie in Bewegung setzen. (S. 111)

Bleibt gesund, liebe Leser*innen! Steigt in die Laufschuhe und ab in den Park.

Werner F. Sydow

Hallo, wie geht’s? Es könnte besser geh’n!

Konsultieren wir die Ärzte der Antike

ISBN: 978-3-7504-5242-8