Der Bundesverdienstkreuzträger Günter Nooke kennt sich in Menschenrechten aus. Warum sonst sollte man ihn zum Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung gemacht haben. Nooke, der nach einem langen Weg aus der DDR-Opposition zur bundesdeutschen CDU endlich seine politische Heimat gefunden hat, sorgt sich um die USA. Nicht um deren miese Menschenrechtspraxis, um deren Legalisierung von Folter, um den Ruf der USA macht sich Nooke Sorgen, denn: "Viele hätten jedoch ein Interesse daran, Vergehen der Amerikaner besonders drastisch darzustellen". Und, auf das Folterlager Guantanomo gemünzt: "395 Gefangene sind eben nur 395 Gefangene."
Nookes politischer Schwerpunkt liegt in der "Erinnerungskultur", einem schwer zu definierenden Sachgebiet, bei dem manchmal die Erinnerung an den eigenen Weg verloren gehen kann. Der ehemalige Arbeitshygieneinspektor im Bezirk Cottbus, war nach der Wende kurz bei der Treuhand versorgt und im Bündnis 90 unglücklich. Die Rede geht, dass ihm eine Berliner Werbeagentur bei der Suche nach einer neuen politischen Heimat behilflich war. Und so wie sich Nooke auf die CDU orientierte, so kam er auch ökonomisch ganz gut zurecht: Erst im Expo-Generalkommissariat und dann in der Braunkohlesanierung, die ihn von 1995 bis 1998 sanierte.
Die CDU, die ihn, warum auch immer, als prominenten DDR-Bürgerrechtler begriff, mochte ihn zwar nicht dauerhaft mit einem Bundestagsmandat zufrieden stellen, konnte ihn aber schlecht fallen lassen. Nach längerem Überlegen wurde er dann "Menschenrechtsbeauftragter", ein Job, in dem er sich durchaus auch als Marketing-Berater der USA versteht, wenn er in Hinblick auf Guantanamo mahnt, dass "wir nicht solche offenen Flanken bieten" sollten.
Weil ein Beauftragter für Menschenrechte sich natürlich besonders gut mit dem Recht auskennt, fordert er, im Zusammenhang mit dem strapazierten `Kampf gegen den Terror´ von "den Politikern, zuzugeben, dass es für manche Probleme keine einfachen gesetzlichen Regelungen gebe". Diese kaum verhüllte Aufforderung das Recht zu beugen, ergänzt er mit der Erkenntnis: "Auf der Seite der Europäer gibt es manchmal eine zu naive Einschätzung der realen Bedrohungslage". Was meint: Der Terrorismus verlangt geradezu nach der Folter.
Nooke, der vor einer zu "idealistischen Sicht" auf Guantanamo warnt, sucht offenkundig einen neuen Job. Da kaum jemand die Drecksarbeit in Guantanamo gerne macht, sollte er sich als Lagerleiter bewerben, denn dort braucht man Leute, wie ihn, die "ein positivistisches Rechtsverständnis" ablehnen und lieber mal Fünf gerade sein lassen. Vielleicht sollte ihm vorher noch eine höhere Stufe des Bundesverdienstkreuzes verliehen werden. Denn immerhin hat sich Nooke darum verdient gemacht, den Standpunkt der Bundesregierung zu Menschenrechtsverletzungen gnadenlos deutlich zu machen: Der "Widerspruch zwischen Sicherheit und Freiheit", den er konstatiert, wird von dieser Regierung mit Sicherheit nur mit der Reduzierung von Freiheit gelöst werden.