Vorsichtig, in Abständen von mindestens drei Minuten, schlichen sie ins Restaurant „Cuneo“ in Hamburg St.Pauli. Dr. Gniffke hatte sie eingeladen, die Getreuen aus der ARD-aktuell-Redaktion und ausgesuchte NDR-Rundfunkräte. Als alle zum konspirativen Treffen ihre Plätze eingenommen hatten, die Linguine Gamberetti dampften schon auf den Tellern, hob Dr. Gniffke sein Glas und sagte in fließendem Italienisch: „Cin cin!“. Frau Thümler, Vorsitzeden des Rundfunkrates erwiderte mit einem „Prösterchen“ und die TAGESSCHAU-Redaktionsleiterin, Christiane Krogmann, die einst vom Syker Kreisblatt zum NDR gekommen war, ergänzte volksmundig: „Prost, wer nix hett, de hoost.“ Man war im Kiez zusammengekommen, um eine Revolution zu planen.

„Seit Jahr und Tag,“ begann Dr. Gniffke seinen Vortrag, „machen wir brav was die jeweilige Regierung uns vorschreibt. Aber jetzt ist Schluß! Die Kanzlerin ist uns in den Rücken gefallen! Hat die doch glatt gesagt, die Bürger hätten kein Vertrauen in die Medien. Die Medien, das sind wir! So nicht Frau Kanzlerin!“ Drei, vier Flaschen von dem kräftigen Roten weiter, stand der ehemalige Hamburger DGB-Chef und Rundfunkrat Uwe Grund auf: „Wir werden diesen Verrat nicht hinnehmen, wie boyklottieren, äh, wir boyloktieren diesen Satz einfach. Der wird nicht gesendet! Pasta! oder wie das auf italienisch heißt. Hiermit ist die Rundfunkräte-Republik eröffnet!“ Und so nahm das Schicksal seinen Lauf: Erstmals seit der Existenz der TAGESSCHAU wurde ein wichtiger Kanzler-Satz unterschlagen.


Programmbeschwerde:  Kanzlerinnen-Kritik unterschlagen
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
 
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich besorgt über den Glaubwürdigkeitsverlust der Medien geäußert. 60 Prozent der Bürger hätten laut Umfragen "wenig oder gar kein Vertrauen in die Medien", sagte Merkel am Donnerstag bei der CDU-Veranstaltung "MediaNight" in der Parteizentrale in Berlin. Sie betonte: "Das muss uns alle unruhig stimmen."
 
Dr. Gniffke und Sie, seine beifälligen Rundfunkräte fühlen sich hingegen ersichtlich ganz und gar nicht beunruhigt, weil er und Sie meinen, ARD-aktuell beweise Qualitätsjournalismus – staatsvertragsgemäß und fehlerfrei. Sie geben sich als nicht von der Kanzlerin angesprochen. Sehr zu Unrecht, wie wir unzählige Male belegt haben.
 
Die selbstgerechte Attitüde ist wohl auch der Grund, warum die Redaktion meinte, über die Kanzlerinnenkritik erhaben zu sein und sie einfach unterschlagen zu können, als ob es nicht von wesentlicher Bedeutung für das Funktionieren der demokratischen Gesellschaft wäre, dass eine Bevölkerungsmehrheit, die Fachwelt und nunmehr sogar die Regierungschefin den Leitmedien  massiven Vertrauensverlust attestiert; auch wir haben immer wieder warnend darauf hingewiesen. 
 
Wieder einmal erweist sich ARD-aktuell unfähig, wichtige Informationen aus dem Überangebot an Nachrichten auszuwählen und die Meldungen angemessen zu gewichten. Ellenlang berichten Tagesschau & Co. über kleine Krisen in Eriwan, Überfälle in Brasilien, belanglose Themen aus Georgien, Selbstlob aus dem Kanzleramt, Königshaus-Festivitäten aus Saudi-Arabien. Aber das, was sie selber betrifft – fundamentale Medienkritik, sogar von der Kanzlerin aufgegriffen – wird unterschlagen.
ARD-aktuell verletzte mit dem mutmaßlich sehr bewussten, absichtlichen Weglassen der Merkel-Äüßerungen die Programmrichtlinien, es sieht ganz danach aus, dass die Redaktion den Verstoß gegen den Staatsvertrag bewusst in Kauf nahm, um das Problem der Medienkrise nicht gar zu intensiv ins öffentliche Bewusstsein zu drücken. Betonen möchten wir, dass andere Mainstream-Medien ihrer Berichtspflicht nachgekommen sind, obwohl auch für sie die Äußungen der Bundeskanzlerin unangenehm gewesen sein dürften.
 
Mit höflichem Gruß

F. Klinkhammer und V. Bräutigam

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Gnade! Hilfe! Ich kann vor Lachen nicht mehr. Was hier von Gellermann, Klinkhammer und Bräutigam zusammengerührt wird und noch "dampfend" auf den Tisch kommt, ist erstklassiger Journalismus. Eine Leistung, die in den Öffentlich-Rechtlichen immer...

Gnade! Hilfe! Ich kann vor Lachen nicht mehr. Was hier von Gellermann, Klinkhammer und Bräutigam zusammengerührt wird und noch "dampfend" auf den Tisch kommt, ist erstklassiger Journalismus. Eine Leistung, die in den Öffentlich-Rechtlichen immer seltener zu finden ist.

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Anne Berghaus
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Hat diese Versammlung im "Cuneo" wirklich stattgefunden?

Peter Hauser
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Nein, aber wir lassen sie gerade im Ohnesorg-Theater nachinszenieren. Dr. Gniffkes Rolle wird von Jan Fedder übernommen.

Uli Gellermann
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Als Querdenker frage ich mich zweimal, was wurde vom Sender weggelassen:
> ein paar Worte der Kanzlerin
oder
> eine ausgesprochene Wahrheit und Rüge vom langsam aufwachenden Volk ???

Franz Angele
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Klug gewählt, ein kräftiger Roter musste es sein. So ein richtiger "Sangue di toro" vermag vielleicht noch durchzudringen und das Hirn der Herrschaften noch mehr zu vernebeln, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Hopfen und Malz ist sowieso...

Klug gewählt, ein kräftiger Roter musste es sein. So ein richtiger "Sangue di toro" vermag vielleicht noch durchzudringen und das Hirn der Herrschaften noch mehr zu vernebeln, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Hopfen und Malz ist sowieso verloren bei ihnen, das weiß mittlerweile sogar unsere enthaltsame Kanzlerin.

Nehmen wir doch mal - rein hypothetisch - an, die Kanzlerin würde sich im Rahmen des transatlantischen Kälberjochs und sofern es das integrierte NATO-Würgehalsband überhaupt erlaubt, sich doch noch irgendwie und wenn auch nur im Ansatz um die Erfüllung ihres Kanzlereids bemühen. Gelegenheit, Schaden von ihrem dummen Volk zu wenden, hat sie ja reichlich. Da sollte es ihr doch allmählich gehörend auf den Geist gehen, wenn ausgerechnet der eigene Staatsfunk noch ein paar Gewichte zulegt, das Halsband noch ein paar Zacken enger spannt. Und unser Miles&More-Champion ist doch sowieso schon ganz außer Atem, sein "Dienstjet " streckt schon regelmäßig alle Viere von sich. Das kommt doch nicht von ungefähr.

Seit gestern dürfen wir sicher sein - die Gniffkes kündeten es ja schon lange - Medusa ist mit Sicherheit die erste Präsidentin, nicht nur der USA, nein, natürlich auch der transatlantischen Wertegemeinschaft. Und genau das sollte unsere Reichsprotektorin stutzig machen, ihr sollte geradezu die Muffe gehen. Hillary und eine zweite Göttin neben sich, oh my godess! Wo doch eine andere Zweite schon abzusehen ist: Viktoria Nuland, secretary of state.

Wir sollten Gniffke dankbar sein, dass er sich so strikt an sein script hält. Was soll denn das "Volk" denken,wenn es erführe, dass selbst Frau Dr.phys. - natürlich auf völlig wissenschaftliche Weise - von Lügenpresse kündet. Dann würden ja die ganzen anstehenden Groß- und Unterprojekte gefährdet. Vielleicht sogar die nächste Fussball-WM in Russland stattfinden, Und das geht nun mal gar nicht. Es sei denn, die Anakonda wäre bis dahin mit dem Verdauungsgang zu Ende gekommen.

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Michael Kohle
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ENDECASILLABO
oder
VERSUCH EINER ELFSILBIGEN KOPPELUNG
VON LOB UND ZÜCHTIGUNG
( Dr. Gniffke
und der Rundfunkratgruppe zugeeignet)

Dem Gellermann-Bräutigam-Klinkhammer- Kreis
Verleihe ich Lorbeer und Nachrichtenpreis
Für das mutig fleißige Aufbereiten
Kru...

ENDECASILLABO
oder
VERSUCH EINER ELFSILBIGEN KOPPELUNG
VON LOB UND ZÜCHTIGUNG
( Dr. Gniffke
und der Rundfunkratgruppe zugeeignet)

Dem Gellermann-Bräutigam-Klinkhammer- Kreis
Verleihe ich Lorbeer und Nachrichtenpreis
Für das mutig fleißige Aufbereiten
Krumm stummdumm geschalteter Peinlichkeiten.
Ein Lob den Gerechten! Doch keine Milde
Der missbrauchgeübten Nachrichtengilde!

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Lutz Jahoda
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