Es war Wolfgang Niersbach der jetzige DFB-Präsident, der in einem Interview über die Kanzlerin gesagt hat: "Die Merkel ist eine wie der Franz". Gemeint war der Beckenbauer. Und Niersbach - der Mann aus Rommerskirchen-Nettesheim, der nicht gerade als Erfinder des heißen Wassers bekannt ist - hat versehentlich den Nagel in den richtigen Kopf geschlagen: Beckenbauer und Merkel, einer wie die andere, verkörpern das Fett-Schwimmt-Oben-Deutschland, die Gesellschaft der Nichtwisser und Allesbestimmer. Das ist das Land, wo die Idioten blüh´n.

Erst neulich wurde der "Franz", wie ihn die servilen Medienhanseln gern nennen, mal wieder verhaltensauffällig: Er war selbst in Katar, in dem Land, in dem für die Fußballweltmeisterschaft 2018, die Sklaven bei 50 Grad im Schatten schuften, mal für wenig, mal für keinen Lohn, mal mit wenig Trinkwasser, mal ohne Trinkwasser. Aber der Fußball-Idiot hat keine Ketten gesehen, auch keine Kugeln an den Füßen. Mit den Arbeitern gesprochen hat er nicht. Warum auch: Die hätten ihn nicht verstanden, selbst wenn sie Deutsch gekonnt hätten. Und es hätte nicht an Beckenbauers Akzent gelegen, sondern an seinem Weltverständnis: "Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage", hat er schon mal gesagt und auch: "Die Schweden sind keine Holländer, das hat man ganz genau gesehen."

Dass so einer, der nichts konnte als Fußballspielen und Sekretärinnen schwängern, in Deutschland ganz groß raus kommt, sagt weniger etwas über den Mann, als ganz viel über das Land: Natürlich hat Beckenbauer das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, selbstverständlich wurde ihm die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold verliehen. Wahrscheinlich dafür, dass der Steuervermeider Beckenbauer sein bisschen Steuern in Österreich zahlt. Und dass ihn der Burda-Konzern mit fünf Bambis überschüttet hat, versteht sich von selbst: Immerhin soll er die BUNTE sogar selbst lesen können. Das ZDF mochte sich nicht entblöden, dem Fußballer eine Gala zum 60. Geburtstag auszurichten. Wenn er 80 wird, könnten wegen der dann geplanten Beckenbauer-Festwochen im TV gut die Rundfunkgebüren erhöht werden.

Solche "Lichtgestalten" wie der Beckenbauer sind natürlich parteiübergreifende Spezis: Gemeinsam mit Merkel und Steinbrück durfte er die Sonderbriefmarken zur Fußball-WM vorstellen und ob SPD oder CDU: Man sonnt sich auf Empfängen oder Tribünen im Glanz eines Mannes, der sich selbst als "Gelegenheitsarbeiter" bezeichnet aber immerhin schon mal "In einem Jahr . . . 15 Monate durchgespielt" hat. Der Mann, der Willy Brandt, den einzig herausragenden Kanzler der Bundesrepublik als "eine Art nationales Unglück" bezeichnet hat, wird versuchen, im Verein mit der durch und durch verrotteten FIFA, eine Fußball-WM auf dem Rücken von Sklaven auszutragen. Es sieht nicht danach aus, dass sich die Großkoalitionäre dem entgegen stellen wollen. Warum auch? Immer noch passt der von Walter Jens auf Beckenbauer formulierte Satz: Er sei das "Symbol des Kapitalismus im Zeitalter der Refeudalisierung".