Ein Familien-Clan regiert das Land. Folter ist an der Tagesordnung. Aufstände werden blutig niedergeschlagen. Die Gefängnisse sind voll. Der Chef des Landes ist seit Jahrzehnten an der Macht. So etwas wie Pressefreiheit gibt es faktisch nicht. Was stark nach Libyen im Spiegel deutscher Medien klingt, trägt einen anderen Namen: Usbekistan. Und während im Fall Libyen der "humanitäre" Einsatz und die Bodentruppen noch auf sich warten lassen, ist im Fall Usbekistan die Bundeswehr schon vor Ort: In der usbekischen Grenzstadt Termes hat die Luftwaffe ihr Einfallstor für den Krieg in Afghanistan.

Rund 15 Millionen Euro jährlich lässt sich Deutschland seinen Militärstützpunkt am Amudarja kosten und über die Gründe bekommt man vom Auswärtigen Amt unverblümt Auskunft: "Die Länder Zentralasiens gewinnen zunehmend strategische Bedeutung. Die Region wird für die Energiesicherheit Deutschlands und der EU immer wichtiger." Es gibt jede Menge Erdgas in Usbekistan. Ganz sicher deshalb wurde der usbekische Diktator Karimov auch schon vom EU-Energiekommissar Oettinger empfangen. Rund 100 Vertreter deutscher Unternehmen - RWE, Deutsche Bank, Siemens, das komplette Who-is-Who der deutschen Wirtschaft - haben das Land unter Führung des damaligen Wirtschaftsminister Glos bereits besucht.

Der Westen, die unheilige Allianz aus Energie-Süchtigen und Waffen-Exporteuren, hat die Klinke am Präsidentenpalast in der usbekischen Hauptstadt Taschkent in den letzten Jahren heftig abgenutzt: Die CIA und der britische Geheimdienst waren schon da, um der usbekischen Polizei die neuesten Foltermethoden beizubringen. Das berichtete der ehemalige britische Botschafter in Usbekistan. Als der Sozialdemokrat Walter Steinmeier noch Außenminister war, wurden usbekische Militärs von der Bundeswehr ausgebildet. Sein Vorgänger, Joschka Fischer, ein Prediger des militärischen Eingreifens in Libyen, war in seiner Amtszeit mehrfach in Usbekistan. Von ihm weiß der englische Ex-Diplomat Craig Murray zu berichten, dass Fischer das Regime Karimovs gern und heftig lobte.

Das Projekt heißt "Nabucco", das ist der Name jener Pipeline, die demnächst zentralasiatisches Erdgas nach Europa leiten soll. Aber noch gibt es nicht genug verfügbares Gas. Diese Lücke soll das usbekische Vorkommen schließen. Joschka Fischer ist der wichtigste deutsche Lobbyist, der das Nabucco-Konsortium seit Jahren berät. Das deutsche Energie- und AKW-Unternehmen RWE bezahlt den Ex-Aussenminister für seine Beratertätigkeit fürstlich. So kommt der Herr auf einen grünen Zweig. Die Verdi-Oper Nabucco handelt über den Auszug der Kinder Israels aus der babylonischen Gefangenschaft. Die etwa 7.000 politischen Gefangenen in Usbekistan werden von Fischer nicht beraten.

Die Brüder Runow sind spurlos verschwunden. Der Bürger Galkin wurde ermordet aufgefunden. Der Wohnungsbesitzer Pugatschow wurde in seiner Badewanne verbrüht und ertränkt. Sie gehörten zu der wachsenden Zahl alter Menschen in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, die man umbringt, um ihre Eigentumswohnungen zu übernehmen. Und immer, so sagt die "Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)" ist die staatliche Miliz wesentlicher Teil der Wohnungsmafia. Das Lufttransportgeschwader 63 betreibt den deutschen Stützpunkt in Termes. Sein Heimatstandort ist die schleswig-holsteinische Gemeinde Hohn. Der Hohner Bürgermeister stattete bei einem Besuch in Termes den Stützpunkt mit einem Ortsschild seiner Gemeinde aus. Dort hängt jetzt, als sicherlich unbeabsichtigter Kommentar, das Wort "Hohn" an einer Wand. Dem kann man sich nur anschließen.