Mit großem Medienlärm wird gerade der Anschlag auf die Nord-Stream Pipeline privatisiert: Eine Art Feierabend-Terroristen sollen den Anschlag verübt haben. Eine Gruppe kühner Männer und Frauen hätten ganz persönlich ein passendes Boot gemietet, die passende High-Tech-Ausrüstung irgendwo erworben, und dann haben sie offensichtlich später das ARD—Hauptstadt-Studio angerufen und sich zur Tat bekannt. Das muss so gewesen sein. Denn eben dieses ARD-Studio veröffentlicht gemeinsam mit anderen Medien in diesen Tagen die Mär vom Hobby-Anschlag.

Tagebücher der Anschlags-Gruppe?

Nahezu parallel hat die New-York-Times auch öffentlich behauptet, eine „ukrainische Gruppe“ habe den Nord-Stream-Anschlag verübt. Kenner der Szene fragen sich jetzt, wann denn der „Stern“ die Tagebücher der Gruppe veröffentlicht und ob nicht doch Adolf Hitler seine Hand im Spiel gehabt habe. Zur New York Times muß man erinnern, dass die Zeitung nach dem Irak-Krieg zugab, dass sich ihre Irak-Berichterstattung wesentlich auf Regierungsquellen gestützt hatte. Und dass sie brav und Regierungskonform von den Massenvernichtungswaffen im Irak geschrieben hatte. Und man darf sicher sein, dass auch die deutsche angebliche Enthüllungsgruppe aus ARD-Politikmagazin "Kontraste", des SWR und der "ZEIT" alle Lügen über den Irak-Kriegsgrund gesendet und gedruckt hatte. Anders als die New York Times, die im Mai 2004 mit einem halben Bekenntnis auf den Markt kam, warten die Deutschen bis heute darauf, dass sich „ihre“ Medien zu deren Irak-Lügen bekennen und sich bei ihren Konsumenten entschuldigen.

Biden und Selenskyj können nicht schwimmen


Damals wie heute geht es den transatlantischen Kriegsmedien um die Solidarität mit den USA und ganz sicher nicht um Journalismus oder die Wahrheit. Natürlich wimmelt es auch in der aktuellen „Enthüllung“ von anonymen Quellen, von „soll“ und „könnte sein“. Sehr schön konkret wird die beteiligte Tagesschau, wenn sie referiert: „Das Material der US-Geheimdienste lege nahe, dass es sich bei den Tätern um Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin handele.“ Klar: Biden und Selenskyj können es nicht gewesen sein, beide können nicht schwimmen - also muss es der Russe gewesen sei. Diesmal nicht der böse Putin, sondern gute Anti-Putin-Russen.

Ehrliche US-Regierungsbeamte


Wer lange genug der strengen Erziehung deutscher Medien unterworfen war, der glaubt den „Enthüllern“ auch das: „Die "New York Times" berichtet unterdessen unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Regierungsbeamte, dass es neue Erkenntnisse der US-Geheimdienste gebe, wonach eine pro-ukrainische Gruppe für den Anschlag verantwortlich sei. Es gebe jedoch keine Hinweise auf eine Verwicklung des ukrainischen Präsidenten Wolodymir Selenskyj oder seines engen Umfelds, oder dass die Täter auf Anordnung der ukrainischen Regierung gehandelt hätten.“ Niemand ist so ehrlich wie „US-Regierungsbeamte“, vor allem, wenn sie bei den Mördern der CIA angestellt sind. Die Kriege der USA in Vietnam, Afghanistan, Syrien, im Irak sowie der Golfkrieg sind immer von der Propaganda der „US-Regierungsbeamten“ begleitet gewesen. Den USA und ihren Subsystemen ging und geht es nie um Enthüllung, es geht um Verhüllen.

Pipeline-Baukosten von 9½ Mrd. Euro

Es waren fünf europäische Energieversorger an den Baukosten von 9½ Mrd. Euro für die Pipeline beteiligt. Das ist selbst für Energie-Konzerne viel Geld. Das werden sie wiederhaben wollen. Diese Summe bei einer Gruppe unbekannter Ukrainer einzuklagen, wird schwierig sein. Der Anschlag ist Teil des Ukraine-Krieges. Das ist jener Krieg, den die US-NATO durch ihre Einkreisung Russlands initiiert hat. Denn die Russen hatten einfach keine Lust, das Schicksal der Völker Vietnams, Afghanistans, Syriens, Iraks oder Libyens zu erleiden. Sie sind einer „Mission“ der USA zuvorgekommen. Die menschlichen „Kosten“ dieses Krieges sind nicht zu beziffern. Um der fälligen Anklage der Weltöffentlichkeit gegen die USA zuvorzukommen, unternimmt der westliche Propaganda-Apparat alles, um Spuren in die USA zu verwischen.

Baerbock: Keine „voreiligen Schlüsse“

Die deutsche PR-Agentin der NATO, Annalena Baerbock, hat jüngst in Finnland dessen Bürger angeduzt: „Ich will heute daher nochmal bekräftigen, wie bereichernd es für das Bündnis ist, dass ihr der Nato beitreten wollt“. Es ging bei Baerbocks NATO-Werbetour auch um Schweden. Beides Länder, die an der Genehmigung der Nord Stream-Pipeline beteiligt waren. Auch der Öffentlichkeit dieser Länder muss man Schuldige für das Pipeline-Attentat präsentieren. Da kommen anonyme Amateure gerade Recht. Der Umbau der EU von einem Nachbarn Russlands zu einem aggressiven Feind nimmt Fahrt auf. Dazu gehört es auch, dass die Baerbock aus der neuen ukrainischen Spur im Pipeline-Fall keine „voreiligen Schlüsse“ ziehen will. Schließlich könnten sich die anonymen Privatpersonen als bekannte, von den Diensten beauftragte Professionelle herausstellen. Da möchte die Barbock nicht auf der falschen Seite stehen.