Schon als jüngst Henryk M. Broder, der Sonderbotschafter Israels in Deutschland, gemeinsam mit Vera Lengsfeld, der Botschafterin von Pegida im „Bayernkurier“, im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages die Petition „Asylrecht – Gemeinsame Erklärung 2018" eingebracht hatte, ging ein Raunen durch das philosemitische Deutschland. Hatten damit doch zwei echte Deutsche aus bestem Schrot und Korn gefordert „die Rechtmäßigkeit an den deutschen Grenzen wieder herzustellen“. Lengsfeld, zwar in der DDR geboren, aber ruck-zuck im Westen assimiliert, kam im schönen Sondershausen zur Welt. Das ist nur wenige Kilometer von Nordhausen entfernt, wo der legendäre Schnaps gebrannt wird, Lengsfeld ist fraglos für Korn zuständig. Und Broder, der zwar in Polen das deutsche Licht erblickte, sich aber bestens im Aufspüren von angeblichen Antisemiten in Deutschland bewährt hat, zeichnet natürlich für jenes Schrot verantwortlich, mit dem Kritiker Israels aller Art durch die Medien gejagt werden. Die eine kannte noch die innerdeutsche Grenze persönlich, der andere hatte sich immer entschieden für die Grenzen Israels ausgesprochen, wo auch immer Benjamin Netanyahu sie gerade mal wieder hinverlegt hatte. Diese traute Zweisamkeit musste auf eine Grenzwertigkeit der Dritten Art zielen.

Kaum hatten die beiden ihr Gemeinschaftswerk eingebracht, wurden sie von der AfD-Bundestags-Fraktion auf das Schönste unterstützt. Die berühmte Grenz-Schusswaffen-Expertin Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, konnte auch gleich am Rand der Petition eine rassisch-semantische Expertise zum Thema ausstellen: "Bis heute kann jeder die deutsche Grenze ohne Papiere passieren, der in der Lage ist, das Wort Asyl auszusprechen." Und schneller als der Weltkriegs-Experte Alexander Gauland das Wort Vogelschiss formulieren kann, fand sich in Wiesbaden der Interessenverband „Juden in der AfD“ zusammen. Nur logisch, dass die Website "Jewiki" – nach eigener Reklame die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum – schon bei der Wahl zum 19. Deutschen Bundestag dazu aufgerufen hatte, mit beiden Stimmen die Alternative für Deutschland zu wählen. Natürlich wurde von dort zum Grundsatzprogramm der AfD verlinkt. Dass der Betreiber der Internetseite, der deutsch-schweizerische Publizist und Unternehmer tatsächlich Dr. Michael "Kühntopf" heißt, sollte für den erfahrenen Antisemitismus-Forscher Henryk Broder eigentlich ein Hinweis auf jüdischen Selbsthass sein. Denn kühn ist das nicht, was da aus dem braunen Topf guckt. Das belegen auch die Info-Links zur Wahl:„Juden wählen AfD“ – und „Juden in der AfD“.

Nach den Worten des ehemaligen Vorsitzenden des Oberrates der israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden, Wolfgang Fuhl (Lörrach), ist die beste Politik für Juden und für Israel, die Islamisierung Deutschlands und Europas zu verhindern: „Das ist mit den Altparteien nicht zu schaffen.“ Und genau da verläuft die religions-rassistische Frontlinie: AfD und organisierte Juden behaupten in nur leichter Abwandlung des Treitschke-Zitates über die Juden, dass die Moslems unser Unglück sind und finden sich prompt zusammen, um den Moslems mal zu zeigen, was eine Mondsichel ist. Dass diese erstaunliche Einheitsfront durchaus wehrhaft sein kann, bewies die Lengsfeld, als sie auf der Pegida-nahen Kundgebung „Für Meinungsfreiheit und gegen das NetzDG“ in Köln einem Gegendemonstranten ins Gesicht schlug, weil er sie laut ihrer Aussage während ihrer Rede als „Nazischlampe“ beleidigt hätte. Offenkundig hatte die Dame nicht begriffen, dass diese Charakterisierung nur als Kompliment für ihr berühmtes Merkel-Busenplakat gemeint war.

Auch wenn das AfD-Bundesvorstandsmitglied Joachim Kuhs den Interessensverband „Juden in der AfD“ als „einen echten Glücksfall“ für die Partei wertet, weil man mit den Juden in der AfD den gegnerischen Parteien das „Spielzeug der Nazikeule“ wegnähme, ist ihr Auftauchen für den Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung ebenfalls eine echte Beglückung. Erweitert der neue Verband doch das Observierungs-Spektrum des hohen Beamten deutlich. Denn wer jetzt immer noch die AfD als antisemitisch bezeichnet, der ist gleich selbst einer. So eint der gemeinsame islamische Feind vermeintliche Gegner.

Nun wächst zusammen, was zusammengehört: Reaktionäre aller Glaubensrichtungen vereinigt Euch! Noch fehlen "Moslems in der AfD", da wird sich die "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V." nicht zweimal bitten lassen. Die Unterschiede zwischen Gauland und Erdogan sind kleiner, als beide zugeben wollen. Das bisschen Schnurrbart wird sich doch wohl wachsen oder rasieren lassen.

Aufstehen! Bewegen!
Dialog-Veranstaltung zur Sammlung der Kräfte

Die linken Medienstars Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine trugen sich schon lange mit der Idee einer neuen „Sammlungsbewegung“. Diese Bewegung hat – dank mehrerer Seiten im SPIEGEL zum Start und einem erheblichen Medien-Echo von der TAGESSCHAU bis zu vielen Blättern in der Provinz – eine kräftige Resonanz in der deutschen Öffentlichkeit. Seit die Website AUFSTEHEN! der neuen politischen Initiative im Netz präsent ist, wächst die Zahl ihrer Anhänger. Inzwischen sollen sich mehr als 150.000 Follower eingefunden haben. Und es wächst die Neugier auf das, was AUFSTEHEN! bezwecken soll und kann.

Wer dem Namen „Sammlungsbewegung“ folgt, ist auf der Spur: Politische und soziale Bewegungen sollen mit der Flagge von AUFSTEHEN! gesammelt und zur vereinten politischen Kraft gebündelt werden. Zu diesem Thema wollen wir mit drei Vertretern unterschiedlicher Bewegungen einen öffentlichen Dialog führen. Mit Kurt Jotter, der auf unserem Podium für die aktuelle Mieterbewegung steht, mit Pedram Shahyar aus der Friedensbewegung und Harri Grünberg, einem Erst-Unterstützer von AUFSTEHEN! werden wir im Gespräch klären, in welcher Beziehung sich die Bewegungen zur Sammlungsbewegung sehen und welche Perspektive man gemeinsam haben könnte.

Kurt Jotter, neben Studium der Soziologie, Publizistik und Theaterwissenschaften in den 70er und 80er Jahren in den unterschiedlichsten politischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Bewegungen tätig, unter anderem in der Berliner Hausbesetzer-Bewegung. Ursprünglich gestalterischer Schwerpunkt politischer Plakate, dann politische Aktionskunst als "Realmontage im Öffentlichen Raum“. Er gründete mit Barbara Petersen 1987 das "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen", das von Anfang an als Kreativ-Agentur mit fast allen Bewegungsteilen/Initiativen zusammenarbeitete. Sichtlicher Ausdruck war bereits im Gründungs-Jahr die "B-750-Parade" mit Tausenden von DarstellerInnen und Zehntausenden ZuschauerInnen - aus dem Vollen einer damals sehr großen Gesamt-Bewegung geschöpft. Seit 2015 hat er wieder in Berlin seine Arbeit im Kontext des „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen" aufgenommen - mit dem Schwerpunkt Mieten-Wahnsinn. Er hat an den meisten größeren und vernetzten Ereignissen der letzten Zeit mitgewirkt.“

Pedram Shahyar ist im Iran geboren, wo seine Eltern das Land in den 80er nach der Verfolgung durch Islamisten verlassen haben und als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. In den 90ern war er aktiv in der radikal-sozialistischen Gruppe „Linksruck“, bevor er sich in den 2000er Jahren der globalisierungskritischen Bewegung anschloss und in Attac Deutschland mehrere Jahre der bundesweiten Koordinierung angehörte. Nach dem arabischen Frühling besuchte er als Blogger mehrmals Kairo und andere Schauplätze globaler Platzbesetzungen (Madrid, Istanbul und Paris). In den letzten Jahren ist er insbesondere in der neuen Friedensbewegung aktiv und war bis 2017 Mitarbeiter von KenFm.

Harri Grünberg wurde in einem Lager für Displaced Persons, für jüdische Überlebende des Holocaust, in Feldafing/Wolfratshausen geboren. Er leistete seinen Militärdienst in Israel unter Ariel Sharon während des Yom-Kippur-Krieges. Grünberg war Gründungsmitglied der Grünen in Frankfurt Main und 1990 Gründungsmitglied der Linken Liste PDS in Hessen. Heute ist er Mitglied des Parteivorstandes der LINKEN. Harri Grünberg ist ausserdem Erstunterzeichner bei der Sammlungsbewegung AUFSTEHEN.

Der Dialog wird am 16.Oktober um 20.30 Uhr

im Berliner Buchhändlerkeller präsentiert werden.


Natürlich geht es auch um einen Dialog mit dem Publikum.

Die Veranstaltung wird vom Publizisten Uli Gellermann moderiert.

Der Buchhändlerkeller ist in

10623 Berlin-Charlottenburg auf der Carmerstraße 1.

DIE VERANSTALTUNG WIRD FÜR YouTube AUFGEZEICHNET