Endlich: Der Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, zweifelt an Hetzjagden in Chemnitz, er hält sogar „gezielte Falschinformationen" für möglich. Klar: Sicher hat die AfD in einem Chemnitzer Hinterhof ein Video mit Schauspielern gedreht und dann ins Netz gestellt. Ob es wohl vor oder nach einem Instruktionsgespräch der AfD-Spitze mit dem Verfassungsschutz war? Doch noch vor dem dubiosen Geheimdienst-Chef hatte die Chemnitzer "Freie Presse" einen echten Entlastungsangriff gefahren. Ihr Chefredakteur schrieb: "Wir, die Redaktion der Freien Presse, haben uns bewusst entschieden, für das Geschehen am Sonntag von Anfang an den Begriff Hetzjagd nicht zu verwenden, weil er aus unserer Sicht nicht zutrifft." Ein paar Worte später, im selben Artikel, entfährt diesem Muster eines Journalisten dieser Buchstabensalat: "Es gab aus der Demonstration heraus Angriffe auf Migranten, Linke und Polizisten. So wurde Menschen über kurze Distanz nachgestellt. Insofern wäre der Begriff "Jagdszene" noch gerechtfertigt." Na klar, so eine Jagd ist doch eher gemächlich, da wird nicht gehetzt. Außer bei Hetzjagden eben.
Ein großartiger Angriff auf die Hetzer, die immer über Hetzjagden berichten, kam auch vom Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen: "Nach allem uns vorliegenden Material hat es in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben". Ja, wen haben wir denn da? Da ist jene sächsische Justiz, die vier Jahre lang einen Haftbefehl gegen einen wichtigen NSU-Zeugen nicht vollstrecken mochte: Es handelte sich um den Zwickauer Neonazi Ralf Marschner. Er konnte unbehelligt in die Schweiz abhauen.
Die Chemnitzer "Freie Presse" sitzt in der Tasche der "Medien Union GmbH Ludwigshafen". Der Laden gehört der Milliardärs-Familie Schaub. Und der gehört auch die Süddeutsche Zeitung. Ein journalistischer Fels in der Brandung der Fake-News, wie wir spätestens seit ihrem Beleidigungs-Prozess gegen die RATIONALGALERIE wissen. Interessant für die ideologische Wirrnis ist auch, dass sich das eigentlich linke Magazin Rubikon den Standpunkt der Chemnitzer Freien Presse zu eigen macht, wenn auch mit einem so verstümmelten Zitat, dass es einer Fälschung gleichkommt.
Welch eine schöne Querfront: Vom Verfassungsschutz über den Milliardärs-Mainstream bis zum linken Rand. Und wozu das alles? Um von einer sehr einfachen, schlichten Tatsache abzulenken: In Chemnitz wird ein Mensch erstochen. Die Täter werden unter Migranten vermutet. Da finden sich in Chemnitz Bürger zusammen. Warum? Um Gericht über Verdächtige zu halten, die noch nicht feststehen? Um der Polizei zu helfen? Um des Opfers in Trauer zu gedenken? Ganz zufällig finden sich auch AfD, Pegida und die rechte Pro-Chemnitz-Truppe ein. Alles Laienrichter? Hilfspolizisten? Nein. Die Bürger kamen, ihrer Angst vor den Fremden ein Ventil zu geben. Und die rechten Socken, um aus dem Toten ein braunes Süppchen zu kochen. Zugleich soll hinter diesem Vorhang eine rechte Unterwanderung von Polizei und Justiz verschwinden. Angeblich um der AfD das Wasser abzugraben. Bis man selbst im braunen Sumpf sitzt. Dass man dabei auch jene Chemnitzer entmündigt, die freiwillig an den Rechts-Aktionen als menschliche Schutzschilde für Nazis teilnahmen, dass man sie von ihrer Verantwortung frei spricht, ist verantwortungslos.
Und natürlich soll so auch der Satz des Berliner FDP-Politikers Sebastian Czaja "Antifaschisten sind auch Faschisten" salonfähig werden. Damit die alte Gleichsetzung von LINKS UND RECHTS möglich ist. Damit so ein bißchen Hitlergruß zur Kostümierung gehört: Die Autonomen ziehen sich schwarz an, und die Nazis recken halt den Arm. Folklore. Vor allem aber sollen die eigentlichen Gründe für die Massenflucht verschwinden. Oder haben die Chemnitzer gegen den Afghanistan-Krieg demonstriert, der uns Ende 2016 mehr als 250.000 Asyl-Bewerber beschert hat? Auch in den Medien, die so heftig über Chemnitz rätseln, spielt dieser und andere Kriege keine Rolle. Denn wie eine kaputte Öffentlichkeit immer schon wusste, dass Antifaschisten auch nur Faschisten sind, weiß sie auch, dass die Friedensbewegung voller Chaoten steckt, oder Neu-Rechte Querfrontler die Szene bestimmten.
Das folgende Video, das es angeblich nicht gibt oder eine Fälschung ist basiert auf AfD-Facebook-Postings:
www.youtube.com/watch?v=pgBnYvEEbns