Für eine Nacht voller Seligkeit,
da geb ich alles hin!
Doch ich verschenk mein Herz nur dann,
wenn ich in Stimmung bin!
Marika Rökk

Nach den ersten magischen 100 Tagen der schwarz-gelben Regierung glaubt man sich in einem Tollhaus: Die deutschen Medien überschütten diesen groß angelegten Versuch, dass Land zu entstaatlichen und zu beschleunigen, mit ekliger Häme: Die könnten nix, kann man überall lesen und hören, die führten das Land in eine wirtschaftliche Sackgasse und bedienten dabei eine Minderheit von Reichen mit Steuergeschenken. Dass diese Regierung in Wahrheit geradezu revolutionäre Wege geht, dass ihre Weitsicht uns allen herrliche Zeiten bescheren wird, dass lassen die zumeist linksradikalen Medien einfach hinter einer weiteren, scheinbar schlechten Nachricht verschwinden: Die Städte und Gemeinden in Deutschland werden, sagt die Präsidentin des Deutschen Städtetags, mit 12 Milliarden Schulden ein Rekorddefizit ausweisen müssen. Darin stecken nicht zuletzt die Mindereinnahmen aus dem "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" der Bundesregierung. Da wehklagen die von der Süddeutschen Zeitung, da bricht die ARD nahezu in Tränen aus und selbst die BILD-Zeitung, sonst eine treue Begleiterin von Merkel, Westerwelle & Co, schreibt: "Ein Teil der Städte steht vor dem Kollaps".

Es ist genau dieser angebliche Kollaps, der unser Land wie einen Phoenix aus der Tasche aus den angedrohten Ruinen auferstehen lassen wird. Kein Geld mehr für Kindergärten: Das senkt die Ansteckungsgefahr drastisch. Und so zugleich auch die Kosten für das Gesundheitswesen. Infektionen aller Art treiben sich in den Kindergärten genannten Viren-Brut-Anstalten herum. Bleiben die Gören zu Hause, können sie sich nicht anstecken, verstopfen nicht die ohnehin überlasteten Wartezimmer der Ärzte und senken so rapide die Aufwendungen für Medikamente. Wahrscheinlich wird man sogar die zu viel gekauften Grippe-Impfmittel an Staaten wir Ruanda mit Gewinn verkaufen können.

Kein Geld mehr für Schwimmbäder und städtische Verkehrsmittel? Hier haben wir es mit einem Kombi-Programm gegen die Klimakatastrophe und zur Förderung der Volksgesundheit zu tun. Wer Schwimmbäder schließt, der verbraucht weniger Energie, bläst also weniger CO2 in die Luft und rettet so die Eisbären. Das gechlorte Wasser hatte immer Hautreizungen verursacht: Vorbei! Und wenn der Bus aus Budgetgründen nicht mehr fährt, wird nicht nur die Umwelt geschont: Endlich gehen die Deutschen wieder zu Fuß, werden schlanker, Herz- und Kreislauferkrankungen werden sich vermindern und erneut erschlägt die schwarz-gelbe Koalition zwei Übel mit einer Steuerklappe.

Auch der immer schlechter werdende Zustand der Straßen hat einen tiefen, verkehrspolitischen Sinn: Man wird in den Städten keine Tempo-30-Schilder mehr brauchen, weil ohnehin viel langsamer gefahren werden wird, um Reifen und Achsen zu schonen. Wer langsamer fährt, wird weniger Unfälle verursachen und zudem weniger Ressourcen verbrauchen. Schonungslos wendet die Bundesregierung auch hier ihre Zweiklappen-Theorie an. Absolut genial ist die Unterfinanzierung der deutschen Schulen: Wenn hie und da aus Kostengründen mal eine Schule geschlossen wird, wenn weniger Lehrer weniger Wissen vermitteln können, sinkt die Rate der Studierenden mangels Qualifikation beträchtlich, werden die Hörsäle nicht mehr überlaufen sein, der einzelne Professor kann sich wieder um den einzelnen Studenten kümmern und die ewige Meckerei des akademischen Nachwuchses hört auf.

Wer jetzt fragt, wo denn bei all den Kürzungen der Aufschwung bleibt, dem sei gesagt: Er kommt. Und zwar so: Die gesamten Schulden der Kommunen werden in eine Bad-Bank ausgelagert. Die schnitzt daraus Derivate. Die verkaufen wir an die Chinesen. Die gehen daran pleite. Und der Hauptkonkurrent unserer Export-Industrie ist erledigt. Unser Export boomt wieder, die Staatskassen werden gefüllt und die privaten Taschen auch. Vor allem aber: Da der Bildungsstand unserer Beschäftigten, durch das kluge Bildungs-Entschleunigungs-Programm der Regierung deutlich hinter dem der Chinesen zurückfallen wird, kann das Lohn-Niveau erheblich gesenkt werden. Viele Produktionsstätten, die bisher in die Billiglohn-Länder abgewandert sind, können wir nun zurückholen. Das Wachstum wächst, die Zahl der Beschäftigten steigt, die Sozialausgaben können beschleunigt gesenkt werden, der nun entstandene Wirtschaftshorizont wird schwarz-gelb gestrichen.

Doch während die Koalitionäre sich auf fast allen Feldern deutlich für den marktliberalen, den privaten Weg entschieden haben, wird es einen Sektor geben, den sie verstaatlichen müssen: Die Medien. Es kann nicht sein, dass es der gewöhnlichen Journallie erlaubt sein darf, der Modernisierung unseres Gesundheitswesens, der fortschrittlichen Verkehrs- und Klimapolitik und der brillanten Bildungs- und Wirtschaftspolitik im Wege zu stehen. Denker der Regierungsfraktionen, wie der Hesse Roland Koch, haben das längst erkannt: Die Ablösung des viel zu unabhängigen ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender war nur der Anfang. Ab jetzt wird durchgegeriffen! Auf dem Weg zur schwarz-gelben Seligkeit ist noch viel zu tun. Aber wenn die deutschen Städte und Gemeinden alles hingeben, wird die Stimmung im Land beschleunigt wachsen. Helau.