Was da knallt sind Champagnerkorken. Was da knallen sollte wären Ohrfeigen. Die Ströme von Champagner werden in den Konzernzentralen von E.ON, RWE und EnBW, den deutschen Strom-Monopolisten, fließen. Denn die haben seit 2002 über 100 Milliarden Euro Gewinne erzielt. Das geht aus einer Studie der "Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes" hervor. Kräftige Ohrfeigen verdienten all jene Politiker, die den Konzernen deren überschäumenden Gewinne, bei einer Kapitalrendite von 25 (!) Prozent, ermöglichten. Vielleicht setzen körperliche Ermahnungen die Gehirnströme der Regierung in Gang. Denn das Wahlvolk darf für die unsägliche Begünstigung der Oligopole löhnen: Seit dem Jahr 2000 sind die Strompreise um mehr als 30 Prozent gestiegen.
Ob aber eine Regierung - die jüngst erst, wider alle Vernunft, den selben Konzernen die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängerte, obwohl nicht einmal die Endlagerfrage geklärt ist - Vernunft annimmt, darf bezweifelt werden. Dieser oder jener aus der Administration nimmt von den Lobbyisten ganz andere Sachen an. Nicht zu bezweifeln sind die Zusatzgewinne für die AKW-Industrie aus dem unverantwortlichen Regierungshandeln: Rund 120 Milliarden Mehreinnahmen dürfen jene Unternehmen künftig erwarten, die Merkel & Co unter erpresserischen Druck gesetzt hatten und die schwarz-gelbe Mannschaft endgültig als das entlarvten was sie ist: Geldbeschleuniger für Wenige, schneller Brüter beim Sozialabbau. Doch die Entwicklung zur Strom-Republik liegt deutlich früher.
Ob EnBW, E.ON oder REW: Jeder dieser Strombetriebe (oder deren Vorläufer) waren früher im staatlichen Besitz. Mit gutem Grund. War doch die Sicherung der Stromversorgung eine genuine Aufgabe des Staates, sowohl zur Steuerung der Industriepolitik als auch zur preiswerten Grundversorgung der Bevölkerung. Die Argumente zur Privatisierung sind bekannt: Privat kann alles besser und mehr Wettbewerb macht Strom preiswerter. Noch bekannter sind die heutigen Ergebnisse: Mehr Unsicherheit und höhere Preise sind die Folge des Privatisierungswahns. Begonnen hatte diese Entwicklung mit den bekannten ideologischen Positionen der CDU, CSU und der FDP: Der Markt, so hieß die unumstößliche Weisheit, regele alle Probleme, der Staat stünde dieser glücksverheißenden Entwicklung nur im Weg.
Doch SPD und GRÜNE, die sich heute heftig in Kritik üben, haben die neoliberale Entwicklung weitergeführt und zum Teil sogar verschärft: So zum Beispiel, als der schwedische Energiekonzern Vattenfall sich diverse staatliche Energie-Unternehmen kaufte, unter ihnen auch die Pannen-AKWs Krümmel und Brunsbüttel. Es war die wunderbare Zeit der "Neuen Mitte", in der sozialdemokratisch geführte Stadtstaaten wie Berlin und Hamburg ihr kommunales Vermögen gern an Private verschleuderten. Die "Neu Mitte" und die "Deregulierung" verdankt Deutschland den beiden Kabinetten Schröder-Fischer. In deren Amtszeit lag auch jene kuriose "Ministergenehmigung", die dem E.ON-Konzern die Übernahme der Ruhrgas AG erlaubte. Ein Akt, der gegen den Willen der Kartellbehörde, zu einem nahezu konkurrenzlosen Gaskonzern führte, dessen Preistreiberei bis heute marktbestimmend ist.
Die zitierte Studie zur Gewinnmaximierung der Strom-Monster ist von den GRÜNEN in Auftrag gegeben worden. Es sind die selben GRÜNEN, die in Nordrhein-Westfalen eine Rückverstaatlichung der Energiekonzerne als "Klamauk" bezeichnet haben. Ob die gewonnenen Erkenntnisse, die aus der Studie sprechen, von der Opposition bis in eine neue Regierungsverantwortung reichen werden, ist ungewiss.