Weit öffnet sich das prunkvolle Tor des schwedischen Schlosses: Zur ersten Sendung der ZDF-Serie "Königliche Affären". Von Guido Knopp betreut, dem unermüdlichen Fischer in den seichten Gewässern der Geschichte, sollten die Affären von Carl Gustav, dem jetzigen König der Schweden untersucht werden: Hat er nun oder hat er nicht, wenn ja mit wem, war er nur im Strip-Tease-Club zu Besuch oder gab es doch Samenspuren an der königlichen Unterhose? Der Fragen gab es viele und immer wieder fanden sich Adels-Experten, die, aus dem After ihrer Objekte redend, der Welt den Adel erklärten.

Aber noch vor dem virilen Gustav musste das "Märchen des 21. Jahrhunderts", die Hochzeit irgendeiner Königstochter mit irgendeinem Fitnesstrainer zelebriert werden: Die Brüder Grimm hätten die fade, verschmalzte Story nie in ihre Sammlung aufgenommen. Dann wurde doch erwähnt, dass der König nächtens auf Trebe ging, eine unerträglich sonore Sprecherstimme stellte sogar die Frage, ob er sich mit Kriminellen getroffen habe. Schon die seriöse Tonlage bezweifelte die Tatsachen: Unser König - denn Knopp behandelt jeden Monarchen als sei er der unsre - unser König macht sowas nicht.

Tief stieß der TV-Beitrag in die Geschichte, als er erwähnte, dass die Servietten am Königstisch seit "300 Jahren" in immer gleicher Manier gefaltet werden, auch dass Gustavs Vater vielleicht schwul war, wurde mit einer miesen Spiel-Szene nachgestellt: Mit runtergelassenen Hosen soll der Monarch seinem Fahrer hinterhergelaufen sein. Wenn eine adlige Unterhose auftaucht, ist das ZDF immer dabei. Über die "Mittsommer-Krise" im zweiten Weltkrieg eben jenes vielleicht schwulen Königs - der mit einem angedrohten Rücktritt den deutschen Truppen den Durchmarsch durch schwedisches Gebiet ermöglichte und so den Überfall auf die Sowjetunion erleichterte - kein Wort.

Auch mit der Herkunft des Königshauses - Gründer war Jean-Baptiste Bernadotte, ein französischer Revolutionsgeneral, der es später dann mit "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" nicht mehr so genau nahm - wollte uns Knopp lieber nicht vertraut machen. Sowenig wie er über die 100 Millionen Euro informieren wollte, die das Königshaus die Schweden in den letzten zehn Jahre gekostet hat oder die 190.000 Euro, die Carl Gustav XVI. jährlich aus EU-Agrarsubventionen für seinen Privatgebrauch abzweigte bis ihm eine empörte Öffentlichkeit den Geldhahn abdrehte. Man darf sicher sein: Wenn eine echte Affäre vorbeikommt guckt Knopp weg. Seine Zuschauer sollten ja nicht irritiert werden. Denn: "Die Monarchie zu wahren, ist die wichtigste Königsdisziplin."

Immerhin konnte der Film eine bedeutende kulturhistorische Tatsache vermelden: Dort wo einst der schwule König seinen Verkehrsunfall hatte, steht heute eine Shopping Mall. Und wo eine Shopping Mall einmal Fuß fasst, da ist für immer Geschichte geschrieben. Während der normale EHEC-Erreger im Darm sitzt und Durchfall verursacht, der zum Tode führen kann, sitzt der televisionäre Erreger im Darm der Königshäuser und kann, vermittels der gefährlichen Sprech-Diarrhoe, von dort aus zu dauerhaftem Hirntod der Zuschauer führen. So wird der Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehen radikal erfüllt.