Die angeblich überparteiliche "Stiftung Marktwirtschaft", an deren Konzepten der bekannt überparteiliche Friedrich Merz mitarbeitet, startet in den Wahlkampf: Mit einer Massenaussendung an jeden erreichbaren Politiker fordert die Stiftung, "... dass sich die Parteien weniger mit der vermeintlich sozialverträglichen Organisation von Problemfolgen beschäftigen" sollen. Gemeint sind Arbeitslosen und das Arbeitslosengeld. Die bevorstehende Bundestagswahl, so die Stiftung, böte eine Chance: Endlich auf die "Füllhornrethorik" zu verzichten, gemeint ist wieder das Arbeitslosengeld, dass schon der Bundespräsident feinsinnig unter dem Begriff "Geschenke an die Bürger" abgebucht hatte.

Ein 16-seitiges Heft mit dem Titel "Reformoptionen in der Arbeitslosenversicherung" soll den angeschriebenen Politikern Argumente liefern. Natürlich reichen der Stiftung die bisherige"Reformen" nicht aus. Der Arbeitsmarkt, so wird der Leser belehrt ist "inflexibel und überreguliert", die "Lohnabschlüsse seien beschäftigungsfeindlich" und die Arbeitslosenversicherung begünstige das Entstehen von Arbeitslosigkeit. Das liegt, so der Autor des Heftes, an der "Großzügigkeit der Arbeitslosenunterstützung". Was er meint liegt auf der Hand: Die Leute sind gern arbeitslos, weil sie zu viel und zu lange Arbeitslosenunterstützung bekommen. Wahrscheinlich sind sie deshalb gleich freiwillig in die Arbeitslosigkeit gegangen, nur um an die Staatsknete zu kommen, denn es wurden, glaubt man der Stiftung, "negative Anreizeffekte" im Ergebnis von Arbeitslosengeldzahlung festgestellt.

Gnädig wird in den "Argumenten zur Marktwirtschaft und Politik" auf "Die übergreifende Systemfrage, ob man überhaupt eine staatliche Arbeitslosenversicherung braucht" verzichtet. Aber nur vorläufig. Zu erst ist mal "die maximale Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes für Ältere äußerst kritisch zu sehen". Denn je länger der Arbeitslose gemütlich in seiner sozialen Hängematte rumliegt, je länger wird er sicher die Arbeit verweigern, sagt sich die Stiftung, denn Arbeit gibt es ja genug in einem Land, in dem offiziell rund fünf Millionen Menschen arbeitslos sind.

Natürlich werden auch die "zu hohen Tarifabschlüsse" bemäkelt. Zwar gab es in den letzten Jahren faktische Nullrunden, eher Inflationsausgleiche, aber das ist immer noch zuviel. In Peru gibt es Leute, die arbeiten für einen Bruchteil der deutschen Löhne. Und in Peru, in Nigeria oder Tschetschenien gibt es selbstverständlich keine Arbeitslosen.

Noch eine empörende Tatsache hat die Stiftung festgestellt: Arbeitslose Mütter und Väter erhalten doch glatt 7 Prozent mehr Geld als andere Arbeitslose. Die wollen natürlich nie wieder arbeiten. Zum Beispiel die Verkäuferin Frieda, die bekam damals, als sie noch Arbeit hatte, monatlich 1.100,- €, davon hat sie mit ihrem Kind in Saus und Braus gelebt. Jetzt bekommen die zwei rund 700,- €, Saus geht vielleicht nicht mehr, aber immer noch so viel Braus, dass sie jede der vielen angebotenen Stellen ablehnt.

Ganz grässlich finden die Marktwirtschaftler die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes für Ältere, glatte 2 Jahre und 8 Monate bekommen die Kohle für Nichtstun! Obwohl viele von denen nur 30 oder mehr Jahre in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Mit diesem bodenlosen Anspruchsdenken muss Schluss gemacht werden! So kann man das "Humankapital" doch nicht verschleudern.

Ein deutscher Professor ist auf Lebenszeit ernannt und verdient im Schnitt 4.000,- € monatlich. Die Herren Eilfort und Raffelhüschen, die den Vorstand der "Stiftung Marktwirtschaft" bilden, sind Professoren. Neben dem Professorengehalt beziehen sie üppige Apanagen aus Nebentätigkeiten, die den Professoren gestattet sind. Aber die brauchen das Geld wirklich dringend, um sich täglich in irgendeiner düsteren Marktwirtschaft besinnungslos zu besaufen. Denn nur im Suff kann man dieses schamlose, asoziale Gesülze zu Papier bringen, mit dem die Stiftung das Land verseucht.