Eigentlich macht die Linkspartei alles falsch. Sie könnte sich auflösen, zum Beispiel. Das wäre ziemlich richtig. Oder so werden wie die SPD. Auch nicht schlecht. Dann müsste der stellvertretende SPD-Vorsitzende Scholz sie nicht abmahnen: "Die Partei DIE LINKE hat den Sprung über die Realitätsschwelle noch nicht geschafft." Das sollten Gysi & Co. doch wissen: Bevor man über die Realitätsschwelle tritt, zieht man den imaginären Hut vor Herrn Ackermann, knickt ein wenig in der Hüfte ein und sagt sowas wie: An Hartz war nicht alles schlecht. Aber anscheinend haben sich, schreibt die WAZ, größte Zeitung im Ruhrgebiet, "die Hardliner der Partei, die realpolitische Kompromisse strikt ablehnen, gegen gemäßigte Vertreter durchgesetzt." Ja, wenn sie doch so wäre wie die GRÜNEN, die vor der Nordrhein-Westfalen-Wahl schon an den Rettungsplänen für eine Rüttgers-Regierung basteln. Aber so: "Mit diesem Programm ist kein Staat zu machen", schreibt die WAZ, denn jetzt legt die Linkspartei einen Programmentwurf vor.

Für manchen Redakteur ist das Lesen nicht einfach. Da zählt er lieber den Programmentwurf durch: "Allein die beiden Lieblingshasswörter der Linken, "neoliberal" und "Kapitalismus", sind je 25 Mal im Text zu finden", teilt die WELT ihrer ungeneigten Öffentlichkeit mit. Ja, wenn die LINKE so schöne Worte wie "Leistungsgesellschaft" oder "Eigenverantwortung" häufiger in ihr Programm eingestreut hätte, dann dürfte sie auch mal mit Westerwelle ins Ausland fliegen. Statt dessen, schreibt die WELT enttäuscht, "pflegt die Linke in ihrem Entwurf auch ihre Rolle als Außenseiterin im politischen System." Dabei hätte der Springer-Konzern die Linken wirklich gerne zu Insidern gemacht: Am Sonntagsnachmittag Kaffe bei Friede Springer, anschließend Händchenhalten mit Angela, so könnte sogar aus Gesine Lötzsch noch was werden. Statt dessen kann die Frau aus dem Osten was werfen, nämlich einen "Blick in den Abgrund". Zumindest denken sich das die eigentlich feinsinnigen Leute von den "Blättern für Deutsche und Internationale Politik" und setzen nach: ". . . in den Widersprüchen (der Linkspartei) zwischen Interessenpartei (West) und Volkspartei (Ost), liegen denn auch die eigentlichen Ursachen der Auseinandersetzungen." Das Volk hat also keine Interessen oder wer hat schon Interesse am Volk oder wer Interessen hat, der braucht kein Volk mehr? So manche höhere Semantik ist mit dem höheren Blödsinn eng verwandt, würde das aber nie zugeben.

Wie gut, dass es die "Rund-Schlau" gibt. Die sitzt in Frankfurt und kennt sich aus: "Hinter vorgehaltener Hand heißt es: "Wir gegen den Rest der Welt, das ist zu einfach", wie überhaupt der "Weltuntergangsduktus" des Papiers der Realität nicht gerecht werde", schreibt uns die FR auf und zitiert damit vorgeblich Leute aus der Linkspartei, die sich "namentlich nicht zitieren" lassen. Seit Axel Springer selig den anonymen Taxifahrer als Beleg für die Volksmeinung erfunden hat, fällt es dem Redaktör nicht mehr so schwör irgendwelche Meinungen von irgendwelchen Leuten zu zitieren. Er lutscht einfach nur lange genug an seinem Daumen, da kommt dann flugs der "Weltuntergangsduktus" raus und tropft aufs Papier. Und schlimmer noch: "Auch mit Forderungen wie Recht auf Generalstreik oder Parteispenden-Verbot für Unternehmer bedienen die Linken vor allem eine populistische Anti-Stimmung unter ihren (potenziellen) Sympathisanten", weiß die WAZ zu berichten und das Designer-Sofa der Freiheit erzittert: Keine Parteispenden mehr? Kein Trinkgeld mehr für gute Dienste? Das kann ja nur zu einer schauerlichen Anti-Stimmung führen! Anti-Hartz, Anti-Auslandseinsätze, Anti-Arbeisplatzabbau, so also will die Linkspartei ihre Sympathisanten bedienen. Als ob wir nicht seit den Zeiten der RAF wüssten, was ein "Sympathisant" ist: Ein Terrorist in der Ausbildung.

Das "Institut für Partei-Bewertung" stellt in seiner jüngsten Analyse fest: "Die Linkspartei ist gar keine!" Denn anders als die CDU sei die LINKE nicht am puren Machterhalt interessiert. Auch halte sie ihr Mäntelchen nicht in den Wind, wie es so schön die SPD könne, um aus unterschiedlichen Stimmungen einen bunten Strauß der Dafürs und Dagegens zu flechten. Nicht einmal das Blümchen "Vergess-ich-schon" - aus dem sich die GRÜNEN einen Kranz winden, wenn sie ihre Mitverantwortung für den Afghanistankrieg und Hartz IV unter den schwarz-grünen Tisch fallen lassen - sei bei den LINKEN zu finden. Geschweige denn, dass sich die LINKE für bessere Hotels einsetze, wie es bei der FDP so aufopferungsvoll zu beobachten sei. Aus all den Vergleichskriterien, so das Institut, könne man nur einen Schluss ziehen: Die LINKE sei in Wahrheit keine Partei. Sie betreibe zwar Klientel-Politik, aber für eine solche Vielzahl für Klienten, dass sie eher an eine Volksbewegung erinnere. Das Institut kommt zu der gesicherten Erkenntnis, dass die Linkspartei, wahrscheinlich dem Grundgesetzartikel 20 anhänge "Alle Staatsgewalt geht von Volke aus". Zweifelsfrei betreibe die LINKE damit Gewaltpropaganda und sei so ein Fall für den Generalbundesanwalt.