Die deutschen Medien machen es täglich: Ein echter König ist im Land, und sie wissen sich vor Untertänigkeit nicht zu lassen. Die Frau, die ihn begleitet, wird vor lauter Begeisterung zur „Königsgemahlin“, Gemahlin allein hätte es nicht getan. Alles ist „royal“: die Fahrt mit dem ICE genauso wie die Übernachtungen. Der SPIEGEL hat eine eigene Serie aufgelegt: „Watching the Royals“. Man spricht Englisch, indeed! Der Berliner TAGESSPIEGEL stellt die Fragen aller Fragen: „Sollte man auch als Bürgerlicher auf royale Bräuche achten?“ Yes, Sir!

Berlin, elf Grad, der König ist da

Es ist guter Brauch, dass man den vielen Königen in der Geschichte Beinamen gibt: Gustav der Dicke, Friederich der Lahme, August der Besengte, zum Beispiel. Für den Deutschland zur Zeit Beehrenden bietet sich König Ohren-Karl an. Wer sein Foto kennt, der weiß warum. Einen eigenen Namen braucht er vor allem für den Fall, dass er auch König von Deutschland wird. Gemessen an der Medien-Aufgeregtheit und den ehrfürchtig triefenden Stimmen der Berichterstatter ist er es ohnehin schon. „Berlin, elf Grad, der König ist da“, verkündet die ZEIT, und man hört den Stab des Zeremonienmeisters dreimal auf den Boden klopfen.

Übung im Untertanen-Gehorsam

Könige und Königinnen braucht der Manipulations-Apparat: Die immer guten Fürsten sind die Projektions-Figuren der Sehnsucht nach den Märchen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wird alles gut! Mit ihnen lässt sich Untertanen-Gehorsam so schön einüben. Mit Ohren-Karl hätten die Deutschen einen besonders tapferen König. Aus dem Atom-Bunker des Buckingham-Palasts heraus hatte er damals die Ausrüstung der britischen Soldaten im Irak-Krieg bemängelt. Offenkundig brachten die ihm zu wenig Iraker um. Auch hatte er einst, eindeutig aus Gründen der Krankheits-Reklame, sogar zweimal Corona. Und in diesen Tagen schickte er sogar seinen Sohn Prinz William nach Polen in ein ukrainisches Flüchtlingslager. Dort sagte der dann mutig: "Unsere Nationen haben starke Verbindungen. Durch unsere Zusammenarbeit zur Unterstützung des ukrainischen Volkes und seiner Freiheit, die auch unsere und eure Freiheit ist, werden diese Beziehungen weiter gestärkt“.

Ein Monarch im Bundestag

Prinz William absolvierte 2012 einen sechswöchigen Einsatz auf den Falklandinseln. Dort hatten die Briten 1982 einen blutigen Krieg exerziert, um einem konservativen Wahlkampf die richtige Würze zu geben. Im Jahr darauf verdreifachte Margret Thatcher bei der Wiederwahl die Mehrheit der Unterhaussitze ihrer Konservativen Partei - trotz drei Millionen Arbeitsloser, hoher Zinsen und zahlreicher Firmenpleiten. Daran wollen deutsche Medien nicht erinnern. Die Tagesschau berichtet lieber weihevoll: „Ein Monarch im Bundestag“ und weiß von den Fräcken der Herren und dem wertvollem Schmuck der Damen beim „Staatsbankett“ eindringlich zu erzählen. Endlich ist die angebliche Nachrichtensendung bei ihrer Berufung angekommen: Dem sabbernden Herrschaftsmedium am Rand der Macht. Man sendet in eine glückliche Zukunft, auf den Tag hoffend, an dem Ohren-Karl den Platz von Steinmeier einnimmt.

Honi soit qui mal y pense 

Kanzler Scholz fehlte beim Staatsbankett, er wird nachsitzen müssen. Immerhin entging ihm dieser königliche Satz: Die deutsche Unterstützung für die Ukraine sei "mutig, wichtig und willkommen“. Karl betonte dabei Deutschlands und Großbritanniens Führungsrolle. Auf die NATO-Führung können sich die Kriegstreiber immer verlassen: Den Mut zu Überfällen, ob in Afghanistan, Irak oder Libyen hat das Kriegsbündnis immer. Sie  sollte mit dem britischen Hosenband-Orden ausgezeichnet werden: „Hony soyt quy mal y pense“, ein „Schelm der Böses dabei denkt“ ist dessen Wahlspruch. Denn natürlich haben die mörderischen NATO-Truppen es immer nur gut gemeint.