Ba da da lada-Dada
Oohoohooo
Lalalala
Taken by a Stranger
Lena hat es unter die ersten zehn beim Eurovision Song Contest geschafft. Damit ist sie über die Fünf-Prozent-Hürde gekommen. Die FDP liegt immer noch darunter. Lena hat diese Position mit einem Text erreicht, der vor einer drohenden Gefahr erzählt: "Taken by a Stranger, von einem Fremden besetzt, Lured into the Danger, in die Gefahr gelockt", ist es ihr trotzdem gelungen, ihr Profil zu schärfen. Phlillip Rösler hat den Job als FDP-Vorsitzender, um die Partei aus der Bedeutungslosigkeit zu retten. Mit einer vielgerühmten Rede hat er, so sagt man, der alten FDP neuen Schwung eingeredet. Aber was hat er denn gesagt? Zum Beispiel hat er viele Sätze mit dieser Formel begonnen: "Ich weiß nicht, ob Sie das kennen" eingeleitet.
Wollte Rösler uns vor Gefahren warnen, die nur er kennt? In die selbe Richtung ging auch seine Geschichte von dem Frosch: "Wenn Sie einen Frosch ins heiße Wasser werfen, dann hüpft er sofort heraus", berichtet der neue liberale Star. Ist die FDP der Frosch? Sind die Wahlen das Wasser? Rätsel über Rätsel. Aber schon schiebt der Mann "die Menschen" nach: "Die Menschen wollen von uns vor allem Ergebnisse, liberale Ergebnisse!" Was mag das sein? Mehr Markt und weniger Staat, wie von der FDP vor der Finanzkrise so gern propagiert? Aber: „Leider haben wir auch aus Rücksicht auf unseren Koalitionspartner notwendige und dringende Projekte zurückgestellt.“ Hören wir was über die Mehrwertsteuer? Über Steuersenkungen? Oder will der Bundeswehr-Offizier Rösler gar die Armee aus Afghanistan zurückholen? Will er irgendwas davon der Kanzlerin abringen?
Da ist Lena schon konkreter: "No-one ever told you that you wouldn't be rejected. Niemand sagte Dir jemals, dass Du niemals zurückgewiesen werden würdest." Mit dieser doppelten Verneinungen ist sie ganz kurz vor einem großartigen Ja. Und was singt Rösler: "Bei der Kernenergiefrage sind wir als Freie Demokraten die Stimme der Vernunft". Schon wieder im Ton vergriffen, der junge Mann aus Hannover, der Stadt, die den Deutschen auch Lena geschenkt hat. Denn vernünftig wäre es, einen möglichst schnellen Termin für den Ausstieg zu nennen. Davor drückt sich der neue Wirtschaftsminister: Wie soll er das auch der Energie-Lobby erklären, wenn die FDP mal wieder Wahlkampfspenden einsammelt.
Dann doch lieber über andere im Polit-Contest reden: "Die Grünen können niemals eine liberale Partei sein." Aber lieber Herr Rösler, das haben die nie gesagt, die schleichen sich in diese Rolle rein. Wenn die offen sagen "wir wollen eine liberale Partei" sein, dann könnte die das Wählerstimmen kosten. "Und ich füge hinzu", fügt Rösler hinzu: "Auch wir wollen niemals eine grüne Partei sein." Aha. Aber Umfragewerte wie die Grünen, die hätte er schon gern. Aber ohne schnellen Atomausstieg ist das schwer zu schaffen. Da bleibt er lieber bei der Steuersenkung: "Liebe Freunde von der Union: Umgekehrt muss man dann auch erkennen, wenn aufgrund der wirtschaftlichen Lage die Spielräume größer werden - so wie jetzt."
Wer spielt denn da in Spielräumen? Dazu gibt Rösler klare Hinweise: "Wir sind wieder da." Für dieses Tri-Tra-Trullala-Signal, diese Ankündigung, dass Kasper wieder da sei, feierten dann 600 Delegierte ihre neuen Vorsitzenden neun Minuten lang mit stehendem Beifall. Auch wenn man nichts, aber auch gar nichts Inhaltliches ausgesagt und nur hie und da Personen ausgewechselt hat: Die FDP hofft auf bessere Zeiten. Der nächste Polit-Contest ist am 22. Mai in Bremen. Da könnten es die Liberalen mal mit dem Lena-Rezept versuchen: "Ba da da lada-Dada-Oohoohooo-Lalalala" lautet der Refrain von "Taken by a Stranger". Der Text säße den Rösler-Liberalen inhaltlich wie angegossen.