Immer noch verrichtet die Bundeswehr in Afghanistan ihr blutiges Geschäft. Obwohl nach zehn Jahren jeder weiß, dass der Krieg verloren ist. Dieses Wissen ergänzt der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe mit der Information, dass sich die Schröder-Fischer-Regierung geradezu in diesen Krieg gedrängelt hat: Als wären es olympische Spiele wollten SPD und GRÜNE unbedingt dabei sein. Obwohl Colin Powell, der damalige US-Außenminister nachdrücklich erklärte, die USA brauche "keine konkrete Hilfe".
Doch der nächste Kriegsantreiber drängelt in die Lücke, die Schröder und Fischer hinterlassen haben: Verteidigungsminister Thomas de Maizière will unbedingt "die Zahl der Kräfte, die sich an Auslandseinsätzen beteiligen können, auf künftig 10 000 erhöhen". Da spricht der Schreibtischtäter. Wer dem Bürokraten ins Gesicht schaut, vermutet gar nicht so viel kriminelle Energie. Aber der Minister will es unbequem: "Wir hatten es bislang oft bequem mit dem Verweis, dass Deutschland mit dem Zweiten Weltkrieg eine schreckliche Spur in der Welt hinterlassen hat, und sich deshalb militärisch nicht beteiligen könne." Damit soll jetzt Schluss sein. Denn: "Deutschland ist ein wirtschaftlich wichtiges Land in der Welt." Und wer wirtschaftliche Interessen hat, das meint der eingeschobene Satz, der muss sie auch militärisch durchsetzen. Die tödlichen "Unbequemlichkeiten" erträgt natürlich nicht der Schreibtischtäter. Damit müssen schon die Bundeswehrsoldaten und irgendwelche Eingeborene fertig werden.
Dass die Bundeswehr, nach Meinung des Ministers, einfach nicht genug Blut vergiesst, schiebt er mit einem weiteren Satz nach: "Oft war es sehr bequem, dass sich Soldaten an einem internationalen Einsatz beteiligt haben, der in Wahrheit nicht zum Kern eines militärischen Auftrags gehört." Statt also mal dieses oder jenes Dorf abzubrennen, oder auf der Jagd nach Terroristen unbeteiligte Zivilisten umzubringen, haben die Soldaten tatsächlich manchmal das repariert, was sie zerstört haben. Nur: "Zum Brunnenbohren geht man mit Soldaten nicht in ein fremdes Land." Das könnte er von seinem Vater, Ulrich de Maizière, gehört haben. Der war erst an Hitlers Polenfeldzug beteiligt, später, beim besonders brutalen Russlandfeldzug, hat sich die Wehrmacht dann auch nicht mit Brunnenbohren aufgehalten. Man war einfach zu sehr mit Morden, Brennen und hie und da auch Aufhängen beschäftigt, seien es Partisanen oder Deserteure gewesen.
Das Grundgesetz, dass sich noch an die Spur des deutschen Vernichtungsfeldzug erinnert, hat deshalb mit dem Artikel 26 eigentlich Vorsorge getroffen: "Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen." Und wer lauthals die Kräfte für Auslandseinsätze erhöhen will, der will eindeutig einen Angriffskrieg vorbereiten. Für den sollte deshalb auch das Strafgesetzbuch zuständig sein: "Wer einen Angriffskrieg . . . an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft."
Wenn also die deutschen Gesetze angewandt würden, müsste de Maizière in den Knast. Aber offenkundig hängen Strafgesetzbuch und Grundgesetz auf den Klos der Regierungsgebäude und werden weder vor noch nach Gebrauch gelesen. Ein Jammer, dass sich die deutsche Regierung am Libyen-Krieg vorbeigedrängelt hat. Sie hätte unschätzbare Kenntnisse über Foltermethoden gewinnen können. Da hatte der CIA eindeutig die Nase vorn. Das, so muss man de Maizière verstehen, soll nicht wieder vorkommen.