Was mag er da gemacht haben, der Präsident aus Hannover? Ausgerechnet in Mallorca, in Port Andratx, in dessen Hafen die Yachten bei einer Million Euro anfangen, Ende offen. Ausgerechnet in Port Andratx, wo einer der umliegenden, zubetonierten Berge "Düsseldorfer Hügel" heißt, und der, wie Jürgen Drews ("Ich bin der König von Mallorca") versichert, einer der "High-Society-Hochburgen" ist. Wer Protz und schlechten Geschmack besichtigen will, der muss genau dort hin. Das deutschsprachige Insel-Radio plärrt von morgens bis abends vom "Restaurant Bridgeport in Port Andratx", wo es ein tolles Thai-Menü gäbe. Die Goldkettchen klirren an der blanken Brust gut geföhnter Männer und das Lächeln vieler Damen am Hafen ist so maskenhaft starr wie ihr Busen: Alles Operationsunfälle. Hier also besuchte Christian Wulf seinen Freund Carsten Maschmeyer. Nur zum Zwecke des Urlaubs, versteht sich.

Maschmeyer war lange auch ein Freund eines anderen großen Hannoveraners: Gerhard Schröder. Für den zahlte er Wahlkampfanzeigen. Das zahlte sich aus. Denn dem Mann gehörte der Finanzdienstleister "AWD" und der profitierte prima von den Rentenplänen der Regierung Schröder und später von denen der Großen Koalition. Schröder bessert seine Rente jetzt mit kleinen Beihilfen des russischen Energiekonzern "Gazprom" auf. Auch Wulf könnte auf ein Rentenproblem zusteuern. Der frisch gewählte Bundespräsident ist erst 51 Jahre alt. Und wenn er nicht wiedergewählt wird? Sicher, von den 200 000 Euro jährlich, die jeder pensionierte Bundespräsident bekommt, könnte mancher ganz gut leben. Aber Wulf machte sich so seine Gedanken: "Ich kann doch nicht in diesem Alter Ruhestand als Pensionär praktizieren. Ich arbeite auf jeden Fall bis 67".

Maschmeyer hat seinen AWD-Laden verkauft und einen neuen aufgemacht: Die "Maschmeyer-Rürup-AG". Rürup? Das war doch berüchtigte Wirtschaftsweise, der in den Schröder-Steinmeier-Merkel-Jahren landauf, landab verkündete, dass die staatliche Rente unbedingt durch eine private ergänzt werden oder sogar ersetzt werden solle. Der dritte im Bunde der neuen Firma ist ein gewisser Walter Riester. Der war mal Minister und nach ihm ist diese private Zusatzrente benannt, die viel kostet und wenig bringt. Außer natürlich den Finanzdienstleistern, den Maschmeyern dieser Welt. So schloss sich der Kreis aufs Schönste: Der Kanzler bekam von Maschmeyer Wahlkampfhilfe, sein Wirtschaftsweiser propagierte die private Rente, sein Minister Riester setzte sie durch. Und alle waren glücklich. Nur die Rentner nicht.

Als die große Koalition noch existierte und der heutige Bundespräsident noch Ministerpräsident von Niedersachsen war, fiel ihm folgender Satz aus dem Mund: "Das Erstarken der Linkspartei hat die SPD verunsichert. Das behindert den Reformprozess in Deutschland." Reformen, das war und ist das Wort mit dem den Normalbürgern der Prozess gemacht wurde und wird: Weniger Geld für Unten, mehr für Oben, so lautet die Reform-Rezeptur. Und die mahnenden Worte von Christian Wulf galten einer kleinen Rentenerhöhung, die von der SPD in der Großen Koalition durchgesetzt worden war: "Es muss Schluss sein, sagte Wulf daraufhin, "mit ständigen Eingriffen in die Rentenformel." Denn seine Rente war und ist sicher. Da wollte er doch die arme SPD nicht durch die Linkspartei verunsichern lassen.

Die neue Maschmeyer-Rürup-Riester-Firma hat wieder mit Rente zu tun: "Wir werden unseren Traum, Konzepte für die Alters- und Gesundheitsvorsorge weltweit mit unserer Hilfe zu installieren, jetzt umsetzen", erklärte Maschmeyer der Zeitung "Handelsblatt". Und: "Wir werden eher ein exklusiver Ratgeber und Begleiter für Entscheidungsträger sein." Da würde es natürlich helfen, wenn man einen Oberentscheidungsträger, einen ehemaligen Bundespräsidenten zum Beispiel, als "Begleiter" gewinnen könnte. Ein Dream-Team bahnt sich an. Ob die Lebensgefährtin Maschmeyers, Veronica Ferres, demnächst auch Rentenpapiere verkaufen soll, ist unbekannt. Bekannt dürfte sein, das unser Bundespräsident keineswegs einen gesponserten Urlaub auf Mallorca verbracht hat. Der Mann hat sicher nur hart für die Zukunft gearbeitet. Für die seine.