Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt
Angela Merkel, April 2010 vor dem Bundestag
Faisal Shahzad, der Mann mit dem Bombenauto vom Times Square, ist bisher der letzte in einer langen Reihe von Attentätern, die das Sicherheitskonzept des Westens schwer erschüttern. Schon die Attentäter des 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon hatten eine falsche Spur gelegt: Der Pilot Mohammed Ata kam aus Ägypten, ein weiterer Pilot aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, und der dritte im Bunde, Hani Hadschur, war Saudi, Bürger eines mit den USA eng verbundenen Landes. Der aktuellste Terrorist, eben jener Faisal, lebte bis zu seiner Verhaftung in Bridgeport, der größten Stadt des US-Bundesstaates Connecticut. Und er kommt eben nicht aus Afghanistan, aus dem Land, in dem wir ständig den Terror bekämpfen.
Der Schauspieler Robert Mitchum stammt aus Bridgeport, auch der Gründer der Schnellrestaurant-Kette "Subway" wurde dort geboren. In dem beschaulichen Städtchen leben knapp 150.000 Einwohner. Aber nicht mehr lange. Denn nach der immer noch gültigen Sicherheits-Doktrin (das Osama-Bin-Laden-Raster: Die Gegend in der ein Terrorist zu Hause ist, wird niedergemacht) wird der US-Präsident, sicher unterstützt von der eisernen Kanzlerin aus Deutschland, eine Bomberflotte in Bewegung setzen, um das Terrornest Bridgeport auszulöschen. Im Cotton Club am Beardsley Park wird dann das letzte Bier gezapft werden, der Lada-Händler an der North Ave wird nie wieder Autos verkaufen und Paul Roma, der Inhaber einer angesehenen Wrestling-Schule in Bridgeport, wird seinen berüchtigten "Body Slam" nicht mehr anwenden können - wenn denn das richtige Bridgeport getroffen wird. Denn es gibt rund zwanzig Orte mit diesem Namen in den USA, mal in Alabama, auch in Ohio und Kentucky. Und Kollateralschäden sind unter diesen verwirrenden Bedingungen allemal möglich.
Seit Jahr und Tag ignorieren die perfiden Terroristen, dass sich die freie Welt darauf geeinigt hat, dass Afghanistan das Heimatland des internationalen Terrors ist. Mal, wie im März 2004 beim Attentat auf den Hauptbahnhof in Madrid, kam der Drahtzieher des Anschlags aus Tunesien, auch zwei Inder wurden als Mittäter verhaftet. Selbst der Terror-Angriff auf die Londoner U-Bahn trug keine afghanische Handschrift: Zwei der Täter wurden in England geboren, einer, Germaine Lindsay, kam sogar aus Jamaika. Als besonders hinterlistig darf Daood Sayyed gelten. Der junge Pakistani ist besser unter dem Namen David Coleman Headly bekannt und gilt zu recht als einer der Planer des grässlichen Anschlags auf die Luxushotels in Bombay (Mumbai). Seinen amerikanischen Namen erwarb er sich, als er in Philadelphia in der Bierbar seiner Mutter arbeitete. Ob er dort für den CIA rekrutiert wurde, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass er wegen seiner Mitarbeit im amerikanischen Geheimdienst nicht an Indien ausgeliefert worden ist: Die Inder hätten seine Verbindungen zum amerikanischen und zum pakistanischen Geheimdienst gerne vor Gericht untersucht.
Was sollte man nicht alles bombardieren: Tunesien, Philadelphia, Jamaika oder die CIA? Das würde das schlichte Gemüt der Angela Merkel deutlich überfordern. Deshalb kann es nur eine Lösung geben: Alle Terroristen ziehen nach Afghanistan. Vielleicht würde eine großzügige Umzugsprämie die Attentäter bewegen nach Kabul zu gehen. Auch moderne Wohnviertel in Kandahar und Kundus könnten diesen und jenen Terroristen veranlassen dort zu siedeln, wo sie hingehören. Wenn das alles nichts hilft, sollte man den Bombenlegern Tantiemen aus dem afghanischen Heroingeschäft versprechen. Spätestens nach diesem großzügigen Vorschlag wird es kein Halten mehr geben: Aus Bridgeport werden sie kommen, aus Marokko und den Vereinigten Arabischen Emiraten, vielleicht sogar mancher aus dem Sauerland, und alle gehen dann da hin, wo die Kanzlerin die deutsche Sicherheit verteidigt: An den Hindukusch. Und wenn sie dann dort sind, dann bleibt kein Stein auf dem anderen, kein Auge trocken und Angela Merkel kann ihrer Wiederwahl gelassen entgegensehen. Dafür kann kein Preis zu hoch sein.