Es gibt Kneipen, die sind Heimat. So eine ist die "Bar Sport", irgendwo dort, wo Italien besonders italienisch ist, wo die Gespräche flüssig und die Flüssigkeiten gesprächig sind, wo der Himmel mit Vornamen Azuro heißt und die Gäste so einzigartig sind wie sie sich glauben. Über solch eine Kneipe schreibt Stefano Benni in seinem Roman "Brot und Unwetter“, der nicht nur von der Bar handelt sondern vor allem von ihrem drohenden Ende.

Denn im Wald nahe der Kneipe dräuen Bagger und Sägen. Und so, wie der Wald einer fernen Modernisierungsplanung weichen soll, so soll auch die Bar Platz machen, für ein glitzerndes neues Einkaufszentrum, das dem verschlafenen Ort rund um die Bar Beine machen soll. Denn wo viel eingekauft wird, sagen die Ökonomen, da ist Fortschritt, gleich wo er auch immer hinschreitet.

Nun sind die Leute in der "Bar Sport" ausgesuchte Menschen: "Philosophen, Saufbolde, Sportfachsimpler, Lügenbarone, Nichtstuer, Geschichtenerzählerinnen und Klatschbasen" versammelt der Autor in seinem Buch rund um die Theke. Und dass der Wirt in einem verkosteten Wein aus dem Berg seines Cousins auch den "Nachgeschmack des Füßchens seiner Ehefrau Eleonora" herausschmeckt, denn die hat die Trauben eigenfüßig getreten, rundet die erlesene Sammlung von Spinnern ab.

Im Kneipen-Ort gibt es deshalb auch einen Hund der Nähmaschinen bedienen kann, eine Köchin, die im Auge der Henne die Qualität des Eis erkennt und eine Puppe, der man nur auf den Bauch drücken muss damit sie grüne Kotze mit Pferdearoma ausspuckt. So gerüstet kann das Dorf auch die Ansprache des Bürgermeisters ertragen, der im schönsten Politisch versichert: "Unsere Kraft liegt in der Veränderung und auch im Verändern dessen, was wir verändern wollen, und also im Verändern der Veränderung." Die Kneipenmannschaft, da darf der Herr Bürgermeister sicher sein, wird auch die veränderten Veränderungen erneut verändern.

Es ist ein zartes, fröhliches Plädoyer, das Stefano Benni für jenes Stückchen Vergangenheit hält, in der das Einfache nicht so schwer zu machen schien, in der das Handy noch nicht den Takt des Tages bestimmte und die Globalisierung nicht minütlich die Zeit zerschnitt. Es ist ein streitbares, liebenswertes Buch der Nachbarschaft und der Liebe zu jener Fantasie, die aus der eigenen Erfahrung kommt und nicht aus dem Fernseher. Und es geht den nötigen Schritt zurück, zur Solidarität, um nach vorne zu kommen.