Große Schlagzeile: HERR X IST EIN KINDERSCHÄNDER! Ganz, ganz klein im Text: Bisher ist es nicht bewiesen. Nach dieser Ekel-Methode, die sich für Journalismus ausgibt aber in Wahrheit den Zuhälter für bestimmte politische Interessen macht, verfahren zur Zeit nahezu die kompletten deutschen Medien. Die einst durchaus respektable SÜDDEUTSCHE ZEITUNG führt diesen Gossen-Journalismus geradezu an und lässt auf Seite 3 ihrer heutigen Ausgabe einen Hubert Wetzel ganzseitig los, dem der Sensations-Geifer auf die Tasten tropft: „Eine Sexorgie in einem Moskauer Hotel?“ fragt der Wetzel mit nichts in der Hand als einem „ehemaligen britischen Geheimdienstmitarbeiter“ der ein Schmuddel-Dossier zu Trump herumreicht, in dem nichts, aber auch gar nichts bewiesen wurde. Und auch wenn Wetzel eher beiläufig erwähnt, dass nichts bewiesen ist, erhebt er das Geklittere gezielt in den Rang eines Dokumentes. Geradezu beschwörend taucht dieses Wort für eine Fälschung immer wieder auf, um die Schmiererei auseinandersetzungsfähig zu machen.

Genüsslich wälzt sich Wetzel in Einzelheiten, die wahr sind: Es gibt das erwähnte Hotel, es gab eine Reise Trumps nach Moskau, es gibt das „eine große Bett“ in dem schon die Obamas geschlafen haben und in dem das alles stattgefunden haben soll. Und kaum ist das „ist nicht bewiesen“ in den Artikel geworfen, wahrscheinlich wegen der teuren Folgen einer Verleumdungsklage, glitscht der Autor ins scheinbar Faktische: „Und weil Trump Michelle angeblich abgrundtief hasst, heuerte er russische Prostituierte an, die für ihn eine Orgie auf diesem Bett veranstalteten.“ Diese Behauptung ist zwar ebenfalls völlig unbewiesen, wird aber von Wetzel als faktisch erzählt, damit er nur ja weiter der verklemmten Fantasie des Dossiers folgen kann, die wahrscheinlich der seinen entspricht: „Die Einzelheiten (der vorgeblichen Orgie) sind unappetitlich“, das geht noch als Zitat durch, aber schon mit Wetzels Satz „Mag sein, dass das Hotel ihm beim Check-out eine neue Matratze auf die Rechnung gesetzt hat“ erreicht er das angeblich Faktische und befriedigt doch nur seine voyeuristischen Vorstellungen und sich selbst.

Beispielhaft ist auch eine fette Zwischenüberschrift: „Nichts ist bewiesen, aber die Details reichen klar, um die Dienste in Alarm zu versetzen“. Ja, suggeriert Wetzel, aber wenn die Geheimdienste schon durch die Details alarmiert sind, dann ist es völlig egal, ob was bewiesen ist oder nicht. Es muss auch mich und meine Leser total alarmieren! Denn immerhin: Es gibt Details!

Und so füllt Wetzel jede Zeile seines Artikels mit einer Methode, die man auf ihn anwenden muss, etwa so: "Wetzel ist eine echte Schmierblatt-Sau, auch wenn das nicht bewiesen ist, kann es gut sein, dass er auf seinen Artikel onaniert hat. Zwar weiß man es nicht genau, aber wenn man diese Behauptung ernst nimmt, dann erhält man ein erschreckendes Bild. Weitere erschreckende Details sollten auch Sie alarmieren. Angeblich lässt sich Wetzel für diesen Artikel deutlich mehr zahlen, als eine normale Prostituierte verdient. Aber er erarbeitet sich das auch so dreckig wie möglich."

Das ganze SZ-Geschreibe mündet dann in diesem Original-Artikel-Satz: „Danach ist Trump im Grunde kaum mehr als ein politischer Geschäftspartner von Wladimir Putin“. Danach meint, wenn man dem Geheimdienst-Dossier folgen würde. Die meisten deutschen Medien beziehen sich nun auf das 35-Seiten-Geschmiere eines dubiosen Ex-Geheimdienstlers. Aber darum geht es in Wahrheit: Man schlägt Trump und meint Putin!

Trump ist ein unangenehmer Oligarch. Aber noch hat er den Clinton-Obama-Grad nicht erreicht: Weder hat er 50.000 Libyer auf dem Gewissen, noch hat er versucht, über den Ukraine-Konflikt einen Krieg mit Russland loszutreten, noch hat er mit Islamo-Faschisten in Syrien zusammengearbeitet. Trump hat aber einen viel schwereren Fehler begannen: Er hat im Wahlkampf erzählt, dass er ein entspannteres Verhältnis zu Russland anstrebe. Ob er das wirklich umsetzt, weiß keiner. Aber schon der Versuch, vielleicht mal ganz normal mit Putin zu reden, reicht offensichtlich aus, um einen braven Immobilien-Hai zum Gesetzlosen zu stempeln. Das macht das normale SÜDDEUTSCHE-Arschloch zu einem gefährlichen Hexenjäger, der aus dem Postfaktischen unbedingt in den Prä-Krieg mit Russland rein will.

Kommentare (46)

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Sooo schnell! Und sooo brilant! Mann bin ich froh, dass es die RATIONALGALERIE gibt.

Lena Westphalen
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Auch ohne dritten Weltkrieg wird es immer unappetttlicher in diesem Land zu leben.

Günther Mann
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"Es muss auch mich und meine Leser total alarmieren!"
Das tut es, Uli
Diese Schmierfinken machen sich mit schuldig an der Hetzjagd, demnächst wieder auf Andersdenkende.
"Wehret den Anfängen!"
Für diese klaren Worte, und deine eindeutige...

"Es muss auch mich und meine Leser total alarmieren!"
Das tut es, Uli
Diese Schmierfinken machen sich mit schuldig an der Hetzjagd, demnächst wieder auf Andersdenkende.
"Wehret den Anfängen!"
Für diese klaren Worte, und deine eindeutige Positionierung vielen Dank.
Das ist das, was das Land braucht.
Und diese verantwortungslosen mündlichen Drecksschleudern sollen in der Hölle schmoren, bis zum Sankt Nimmerleinstag, und sollen für das, was sie anrichten die Verantwortung übernehmen. Schon mal vorab: Meine Solidarität ist dir sicher.

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Ulrike Spurgat
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Ja es wird immer unappetittlicher mit solchen Schmierfinken in Ö.M. belästigt zu werden .
Kann man über solch einen Dreck mit Kindern darüber diskutieren ? NEIN !

Pat Hall
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Uli, warum tust du dir das an, die "freie" teutsche Meinung u Presse ist unter US imerialer Aufsicht, das bringe ich meinen 5 und 7 Jahte alten Kindern schon bei.

http://m.spiegel.de/kultur/gesellschaft/a-1129417.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=

Joe Bildstein
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Obwohl ich Ihren Artikel zum Trump-Dossier voll und ganz unterschreiben muss, bin ich doch vom Kraftausdruck in der Überschrift unangenehm berührt. Muss das wirklich sein?

Anne Bergkamp
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Leider muss ich mit der Methode der Gertrude Stein antworten: Ein Arschloch ist ein Arschloch ist ein Arschloch.

Uli Gellermann
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Ich würde den Begriff "schmutzig" im Zusammenhang mit Prostituierten NICHT nehmen, egal welche pers. Empfindung man zu diesem anrüchigen "ältesten Gewerbe der Welt" hat. Warum? Hier meine Gedanken dazu:

1. Das heutige Geschäft mit Prostitution...

Ich würde den Begriff "schmutzig" im Zusammenhang mit Prostituierten NICHT nehmen, egal welche pers. Empfindung man zu diesem anrüchigen "ältesten Gewerbe der Welt" hat. Warum? Hier meine Gedanken dazu:

1. Das heutige Geschäft mit Prostitution ist - von der kriminellen Schattenseite im Bereich Minderjähriger und Drogen mal abgesehen - vermutlich sauberer als das vieler sogenannter Qualitäts- bzw. Leitmedienjournalisten und -innen. Mir sind jedenfalls keine politische, volksverhetzende und/oder gesellschaftsspaltende Nebenwirkung durch den Konsum käuflicher Liebe bekannt, auch wenn ich selbst diese Dienste nie genutzt habe und nie werde.

2. Prostituierte leisten einen überaus wichtigen Dienst an der Gesellschaft - Leitmedien tun dies immer weniger.

3. Prostituierte täuschen Gefühle etc. vor, um die Fantasien und Bedürfnisse ihrer Kundschaft zu befriedigen. Leitmedienjournalisten und -innen täuschen zwar auch bewußt, meinen es aber dabei völlig ernst. Sie machen sich häufig selbst zu willfährigen Medienhuren. Die Bedürfnisse ihrer Kunden werden nur von einer unkritischen, zur Reflektion unfähigen Masse befriedigt, auch wenn die Zahl der Zahlenden zurecht rückläufig ist. Und das ist gut so!

4. Kunden käuflicher Liebe nutzen die dargebotenen Dienste vermutlich in freier Entscheidung, sofern die Sucht nach Sex nicht ihre Willensentscheidung beeinflusst. Im Print- und Onlinebereich sog. Qualitätsmedien kann man heute deren Nutzung natürlich auch frei entscheiden, wird im TV- und Radiobereich allerdings durch den ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice (GEZ) zur Zahlung zwangsverpflichtet. Das ist mediale Zwangprostitution per Rundfunkstaatsvertrag!

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Helmut Schnug, Kritisches-Netzwerk
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Danke, lieber Uli,
wird Zeit, dass man bestimmte Journalisten so benennt, wie sie es verdienen. Werde Deinen Artikel im nächsten längeren Text (T05, zum Thema "Mentalisieren...") erwähnen.

Franz Witsch
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Nach unserer BUK sind wir in postfaktischen Zeiten. Kein Zweifel sie hat ausnahmsweise recht.
Der Schmierfink schreibt im Auftrag.Interessant ist die Frage wer hat hierzulande ein Interesse Trump oder Putin oder beiden etwas am Zeug zu flicken und...

Nach unserer BUK sind wir in postfaktischen Zeiten. Kein Zweifel sie hat ausnahmsweise recht.
Der Schmierfink schreibt im Auftrag.Interessant ist die Frage wer hat hierzulande ein Interesse Trump oder Putin oder beiden etwas am Zeug zu flicken und kann gleichzeitig die "Berichterstattung" beeinflußen?
Übrigens wurde schon seit der Wahl behauptet, daß Trump amtsenthoben wird. Hier können wir die konkrete Story erleben. Trump wird von Russen erpreßt und ist deshalb ein Sicherheitsrisiko.
Die Pissorgie ist nur Dekoration. Das Ganze erinnert an Clinton und seine Monika.

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Manfred Caesar
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Tatsächlich rufen Friedensbewegungs-Fürsten wie Reiner Braun (IALANA) und andere für diesen Monat zu einer Anti-Trump-Demo in Berlin auf. Spätestens nach dem gesammelten Mainstream-Medien-Echo müssten die Verwirrten wissen, dass sie sich in...

Tatsächlich rufen Friedensbewegungs-Fürsten wie Reiner Braun (IALANA) und andere für diesen Monat zu einer Anti-Trump-Demo in Berlin auf. Spätestens nach dem gesammelten Mainstream-Medien-Echo müssten die Verwirrten wissen, dass sie sich in schlechter Gesellschaft bewegen. Nicht, dass Trump nicht einigen Widerstand in den USA wert wäre. Aber negative Auswirkung auf unser Land sind bisher nicht zu bemerken, Außer, dass die deutschen Medien noch unqualifizierter sind als vor den US-Wahlen. Interessant ist übrigens, dass die Anti-Trumpisten zu den 4.000 US-Soldaten auf ihrem Marsch durch Deutschland an die russische Grenze vornehm geschwiegen haben. Für die war allerdings auch nicht Trump verantwortlich sondern Obama/Clinton. Gibt es in Teilen der Friedensbewegung einen Frontenwechsel?

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Gitta Hofmann
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