Kalt schweigt der deutsche Blätterwald, wie verstorben wirken Rundfunk-und TV-Sender, wenn es um die US-Folter-Haft für Mumia Abu-Jamal geht. Deutsche Medien, sonst gern und eifrig dabei, wenn es sich um Menschenrechte handelt, möglichst in China oder anderen fernen Ländern, nehmen die langsame Ermordung des Bürgerrechtlers und Journalisten Abu-Jamal einfach nicht wahr. Mit ihrem Schweigen machen sich die Medien mitschuldig am langsamen Tod ihres tapferen Kollegen. Das feige Wegsehen ist der atlantischen Gefolgschaftstreue zu verdanken, die wie Mehltau über der deutschen Öffentlichkeit liegt. Lieber lässt man einen Unschuldigen im Gefängnis verrotten, als das man ein wenig Mut zur Solidarität aufbrächte.

Mumia sass nicht fast 29 Jahre im Todestrakt und bis heute im sog. "Normalvollzug", weil ihm irgendein Verbrechen nach dem bürgerlichen Sanktionskatalog bewiesen worden wäre, sondern weil er als Journalist kompromisslos gegen Rassismus, Polizeigewalt, Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung gekämpft hat – seit seinem 17. Lebensjahr als Radiojournalist – genannt „The Voice of the Voiceless“, und seit seiner Verurteilung1982 mit der Schreibmaschine und dem Telefonhörer aus der Gefangenschaft über Prison Radio, das per Podcast wöchentlich seine Artikel verbreitet. Während seiner Gefangenschaft hat er acht Bücher geschrieben.

Mumia Abu-Jamal erhebt seine Stimme deutlich gegen den institutionellen und alltäglichen Rassismus, die Todesstrafe sowie die moderne Form der Sklaverei, die staatlich/private Gefängnisindustrie in den USA. Mehr als 2.300.000 Männer und Frauen – 25% aller Gefangenen in der Welt – vegetieren in US-Gefängnissen. Nicht einmal China mit mehr als viermal so vielen Einwohnern hat so viele Gefangene.

Das Gefängnissystem in den USA ist inzwischen zu 23 Prozent privatisiert und somit für viele Unternehmen lukrativ; denn die unbezahlte, bzw. unterbezahlte Arbeit der Gefangenen bringt grosse Profite.

Mumias Prozess 1982, bei dem ihm ein Mord an einem Polizisten vorgeworfen – und nie bewiesen – wurde, war stark von politischen und rassistischen Manipulationen beeinflußt, die dem mittellosen Mumia Abu-Jamal keine Chance auf eine gute Verteidigung ließen. Er wurde zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung 1995 und 1999 konnte durch eine weltweite starke Solidaritätsbewegung verhindert werden. 2011 wurde Mumia in den sogenannten normalen Strafvollzug verlegt, weil ein Gericht in Philadelphia feststellte, dass sein Prozess 1982 verfassungswidrig war. Dennoch erhielt er keinen neuen „fairen“ Prozess. Kein Gericht wagt, den rassistischen und politischen Konsens derjenigen zu brechen, die diejenigen mundtot machen wollen, die radikale Kritik an den bestehenden Zuständen in und außerhalb der Gefängnisse der USA äußern.

Mumia Abu-Jamal ist inzwischen sehr krank: neben Diabetes, Hepatitis und einer Leberzirrhose hat er zusätzlich eine schwere Augenerkrankung, die ihn, wenn er nicht bald ärztliche Hilfe bekommt, erblinden lassen wird. Die adäquate ärztliche Versorgung wurde ihm jedesmal nur nach internationalen Protesten zuteil – auch jetzt ist wieder Solidarität gefragt!

Hier sein persönlicher Appell:
https://www.prisonradio.org/
in dem er seinen Zustand beschreibt,

sowie eine Petition der Mumia-Untertstützer
https://actionnetwork.org/petitions/emergency-appeal-for-mumias-health