Schluss mit dem Luxus! Bisher bekommen die Millionen fauler Säcke, die zu Hause rumliegen während ehrliche Menschen hart arbeiten, monatlich satte 345 Euro! Davon kann so ein arbeitsloser Schmarotzer glatt fünf Mal im Monat in ein Vorstadtkino gehen und auch noch Popkorn kaufen. Oder sich sechs Mal mit der Taxe zum Arbeitsamt fahren lassen, wenn es eine Kurzstrecke ist. Manche, das kennt man ja, gehen davon auch jeden dritten Tag in die nächste Eck-Kneipe und spülen ihre Gammelfleischboulette mit zwei Bier runter.

Aber vier unserer fünf unserer Wirtschaftsweisen, Mitglieder des "Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" wollen das Lotterleben der angeblich Arbeitslosen, die in Wirklichkeit natürlich Arbeitsverweigerer sind, ordentlich aufmischen: 30 Prozent weniger sollen sie bekommen, diese Sozialbetrüger, das wird denen Beine machen: Ab sofort, so fordern vier der fünf "Wirtschaftsweisen", rund hundert Euro weniger, das macht flexibel, da werden die Drückeberger sich aber in die Weinlese schmeißen oder in die Spargelernte, da brauchen wir keine Polen mehr!

Die Mitglieder des Sachverständigenrates sind natürlich unabhängig. Zwar werden sie von der Bundesregierung ernannt, aber die wird natürlich niemanden ernennen, der ihr nach dem Munde redet, deshalb sind die vier Professoren auch völlig überparteilich. Schon weil sie Professoren sind, wissen sie aber mit dem Geld umzugehen. So ein ordentlicher Professor überlegt sich zweimal, ob er in diesem Jahr seinen Urlaub in Tahiti verbringen oder lieber die geführte Tour auf den Nanga Parbat machen soll. Wie fast alle Hochschullehrer kauft er seinen Champagner bei ALDI, sonst könnte er sich seine Armani-Anzüge nie im Leben leisten. Und weil der Professor auf Lebenszeit ernannt ist, also unkündbar, kann er auch so angstfrei, also unabhängig über Arbeitslosigkeit reden.

Die Professoren wollen die radikale Senkung von Hartz IV, da sich sonst "zu vertretbaren Kosten in den Problemgruppen keine relevanten Effekte erzielen" lassen. Recht so! Denn diese millionenfache unrelevante Problemgruppe ist anders nicht an die Arbeit zu bekommen, als dass man ihr die soziale Hängematte unterm Hintern wegzieht. Zwar gibt es zur Zeit kaum freie Arbeitsplätze, aber wenn diese arbeitslosen Penner, wenn die dann weniger Stütze bekommen, das Essen einstellen, gibt es bald weniger Arbeitslose und schon hat sich das Verhältnis zwischen offenen Stellen und Arbeitssuchenden auf das Schönste verändert. Das würde, so ganz nebenbei, auch eine Reihe von Problemen der Kranken- und Rentenkassen lösen.

Zu den Wirtschaftsweisen, die ihrer staatspolitisch bedeutsamen Arbeit natürlich nur in den Semesterferien nachgehen und sich so fürs Volk aufopfern, gehört der Professor Dr. Wolfgang Wiegard. Der ist seit 1999 an der Uni Regensburg fest angestellt und, rein zufällig, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Weil er als Professor nicht ausgelastet ist (so sagen seine Studenten, die ihn nicht so häufig sehen), ist er auch noch Herausgeber der Zeitung "Finanzarchiv". Auch die Wirtschaftsweise Frau Beatrice Weder di Mauro ist Professorin, seit langem in Mainz. Und weil das Professorengehalt kaum für Pommes mit Majo langt, verdient sie noch ein paar Euro als Mitglied der "Eidgenössischen Kommission für Konjunkturfragen" und in anderen Aushilfsjobs. Professor Wolfgang Franz ist sogar "Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und, als kleine soziale Absicherung, auch noch Professor an der Uni Mannheim. Bleibt der allseits beliebte Rentenexperte, Professor Bert Rürup, der mal Mitarbeiter in der Planungsabteilung des Kanzleramtes war, was natürlich auf seine Ernennung keinen Einfluss hatte.

Da nur schäbige Neider die Nebenjobs der Professoren als Schwarzarbeit auf Kosten der sie finanzierenden Steuerzahler bezeichnen würden, sind sie für eine besondere Ehrung vorgesehen: Alle vier haben es redlich verdient, zum kollektiven Gesamtschmock des Monats September ernannt zu werden. Denn zumindest in diesem Monat, davon sind wir überzeugt, ließe sich keine heuchlerischere, verlogenere und miesere Betrügerbande finden als eben jene vier Professoren. Glückwunsch.